Teresa von Avila – zum 500. Geburtstag

Morgenandacht
Teresa von Avila – zum 500. Geburtstag
28.03.2015 - 06:35
11.03.2015
Pfarrer Stephan Krebs

 

Was mache ich aus meinem Leben? Was ist für mich das richtige? Diese Frage beschäftigt auch Teresa, eine junge Frau aus dem spanischen Städtchen Avila, ein paar Kilometer nordwestlich von Madrid. Eines weiß sie genau: Heiraten wird sie nicht. Denn dann muss sie sich als Frau dem Mann anpassen.

 

Die Ehe ist für die Frau eine Knechtschaft.

 

So schreibt es Teresa später nieder. Sie stammt aus besseren Kreisen, heutzutage hätte sie viele Möglichkeiten. Aber Teresa von Avila wurde heute vor 500 Jahren geboren. Für sie als Frau gab es damals außer der Ehe nur eine Möglichkeit: das Kloster. Sie wählt den Orden der Karmeliterinnen. Dort sieht sie für sich den größtmöglichen Freiraum für das, was sie wirklich interessiert. Und das ist Gott, den sie als Quelle ihres Lebenssinnes sieht. Das treibt sie unermüdlich an. Das bringt sie an die Spitze ihres Ordens. Das lässt sie wichtige Bücher schreiben, die ihr den Ehrentitel Kirchenlehrerin einbringen. Das macht sie bis heute weltberühmt.

 

Damals bringt sie das in Konflikt mit manchen hohen Herren von der Kirche. Für diese ist die Welt voller Irrlehrer und Ketzer. Am liebsten sind den hohen Herren die Gläubigen, die brav zur Kirche gehen und nachbeten, was dort vorgebetet wird. Eigensinnige Leute fallen dagegen unangenehm auf. Teresa von Avila ist so eine. Aber sie ist klug genug ihren Weg zu finden – immer an der Grenze des Möglichen.

 

Zur gleichen Zeit nimmt im nördlichen Europa die Reformation ihren Lauf. Zwischen der spanischen Nonne Teresa von Avila und dem deutschen Reformator Martin Luther in Wittenberg liegen 2300 Kilometer Straße. Heute berechnet ein Navi dafür knapp 21 Stunden, alles innerhalb der EU. Damals war die Distanz unüberwindlich. Zu viele Grenzen dazwischen und – noch viel wichtiger: zu viel Inquisition. So sind sich Teresa von Avila und Martin Luther nie begegnet. Schade, die beiden hätten sich viel zu sagen gehabt. Ob sie sich allerdings persönlich gut verstanden hätten, weiß ich nicht. Zwei Alpha-Tiere haben es ja miteinander nicht immer leicht. Luther hatte zwar Erfahrungen mit starken Frauen, zuhause herrschte seine Frau Käthe. Aber ob er Teresa als Theologin ernst genommen hätte? Sie schrieb einmal – und das zu Recht:

 

„Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.“

 

Teresa hätte Luther helfen können, auch sein Frauenbild zu reformieren. Und Luther hätte gemerkt, dass sie beide – unabhängig voneinander, aber mit dem gleichen Gottvertrauen – wichtige Entdeckungen gemacht haben.

 

Die erste: Eigensinn ist gut. Vor allem, wenn es um den eigenen Weg zu Gott geht. Dafür reicht es nicht aus, das nachzubeten, was andere vorbeten. Da muss man schon selber ran. Teresa schreibt dazu:

 

„Das Gebet ist meiner Ansicht nach nichts anderes als ein Gespräch mit einem Freund, mit dem wir oft und gern allein zusammenkommen, um mit ihm zu reden, weil er uns liebt.“

 

Noch etwas Gemeinsames haben Luther und Teresa entdeckt: ein Mittel gegen ihre Angst. Dass beide unter Angst litten, verwundert. Denn beide machen nach außen hin einen starken, geradezu unerschütterlichen Eindruck. Aber wie das so ist mit dem, was man von sich zeigt: Das Gegenteil davon ist auch immer in der Nähe. In ihrem Fall die Angst vor Gott zu versagen. Und manches mehr, was auch heute noch vielen Angst macht.

 

Wie wird man sie los? Teresa schärft ihren Ordensschwestern und sich selbst immer wieder ein:

 

„Nichts soll dich ängstigen, nichts dich schrecken. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“

 

Gott allein genügt, auf Spanisch: „Solo dios basta“ Allein Gott – basta. So hat es Luther auch gesagt: Solus Christus, Christus allein verdanken wir unser Leben und unser Heil. Und das genügt. Basta – dieses Wort hätte Luther sicher sehr gut gefallen.

 

Gut getan hätte ihm auch ein kleines Gebet von Teresa, denn er war – wie auch sie – sehr streng mit sich. Das Gebet lautet:

 

„Mein Gott, habe Erbarmen mit jenen, die kein Erbarmen mit sich selbst haben.“

 

Solche Leute soll es ja auch heute noch geben, 500 Jahre später.

 

 

Teresa-Zitate aus: „Weg der Vollkommenheit“

11.03.2015
Pfarrer Stephan Krebs