Für die Ewigkeit festgehalten

Gerd Rücker
Für die Ewigkeit festgehalten
Geheime Mauerfotos – Ein Gespräch mit Gerd Rücker
17.06.2018 - 07:05
25.01.2018
Barbara Manterfeld-Wormit
Über die Sendung:

Er fotografierte vom Osten aus, heimlich. 1978 bis 1986 entstand ein einmaliges persönliches Zeitdokument. Was wir einander vermitteln können, sagt der Fotograf, sind die Geschichten, die uns persönlich betreffen. Mit ihnen kann man am besten die große Geschichte nachvollziehen.

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Gerd Rücker:

Den 17. Juni 1953 habe ich natürlich als Kind erlebt. Ich war 11 Jahre alt und hab davon nur das Anrollen der Panzer miterlebt, die über die Berliner Allee in Richtung Innenstadt fuhren. Ich selbst hatte ‘n Problem: Wir wollten nämlich zu meiner Großmutter – von Weissensee zum Prenzlauer Berg. Straßenbahnen fuhren nicht. Es war Ausnahmezustand verhängt durch den sowjetischen Stadtkommandanten, und darin war verfügt, dass Personen nur bis zu Drei zusammenstehen dürfen. Und wir waren ja immerhin vier – meine Eltern, mein Bruder und ich. Und ich bin dann immer als Knirps ein Stückchen vorneweg gegangen, damit wir nicht als Vierergruppe zu sehen waren. Es ist uns natürlich nüscht passiert, aber das hat sich bei mir so eingeprägt als Kind.

 

 

 

Gerd Rücker ist Jahrgang 1942. Er lebt heute in einem freien Land – in einer wiedervereinigten Stadt, die über Jahrzehnte geteilt war. In Berlin-Weissensee ist er Zuhause. Als Kleinkind erlebte er das Ende des 2. Weltkrieges, 8 Jahre später rollten erneut Panzer durch die Stadt. Wenn jetzt in diesem Sommer wieder junge Menschen stolz und glücklich mit ihrem Abiturzeugnis die Schule verlassen, zieht es viele von ihnen erst einmal ins Ausland: England, Amerika, Asien, Afrika, Australien. Für Gerd Rücker damals undenkbar. Für ihn endete am 13. August 1961 die Reise an der innerdeutschen Grenze. Da war er gerade einmal 19.

 

Gerd Rücker:

Ich war nicht in Berlin an dem Tag, sondern war in Jena auf einer Reise mit ehemaligen Mitschülern, Abiturienten, und wir haben dort frühmorgens in den Nachrichten – ‘n kleines Kofferradio – die Information bekommen, dass Berlin-West abgesperrt ist und dass der ungehinderte Verkehr unterbrochen ist. Wir sind am Dienstag, der 13. August war ja Sonntag, am Dienstag wieder zurück nach Berlin, und von da an habe ich sehr genau miterlebt, was passiert ist, und habe mich versucht, möglichst nahe an das Geschehen heranzupirschen.

 

Die Mauer ging mitten durch Deutschland. Sie teilte Berlin. Sie trennte Liebende und Familien. Sie durchschnitt Freundschaften. Sie traf auch Gerd Rücker mitten ins Herz:

 

Gerd Rücker:

Ich wollte einfach innerlich nicht wahrhaben, dass ich eine nahe Verwandte, die lebensgefährlich erkrankt war, nicht mehr sehen durfte. Meine Mutter hingegen, die ja Rentnerin war und in dieser Zeit schon reisen durfte, konnte sie besuchen, und ich war ausgeklammert davon und war so betroffen, dass ich wenigstens ja, um mich abzureagieren – ersatzweise – mit dem Fahrrad die Grenze abfuhr.

 

 

Gerd Rücker liebt die Musik Johann Sebastian Bachs. Besonders die aus dem Wohltemperierten Klavier. Sie hilft ihm, seine Gedanken zu sortieren. Sie sorgt für Klarheit. Damals empfand der junge Mann Schmerz, Empörung und Wut. Die Mauer griff urplötzlich in sein Leben ein. Sie prägte seine Jugend, nahm ihr das kostbarste, was Jugend zu bieten hat: die eigene Freiheit.

 

Gerd Rücker:

Absolut Sperre! Das war für uns sonst ein ganz normaler Akt mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren oder sich ‘ne Rückfahrkarte für die S-Bahn zu kaufen und den Tag dort zu verbringen, wo man es eben wollte. Wir haben uns manchmal erst entschieden auf dem Bahnhof Alexanderplatz, ob wir zum Wannsee fahren oder zum Müggelsee. Das ist etwa die gleiche Entfernung. Insbesondere die kulturellen Angebote wahrzunehmen, das war einfach beglückend! Es waren so wunderschöne Erlebnisse.…

 

Viele Jugendliche schreiben Tagebuch auf der Suche nach sich selbst. Gerd Rücker begann damals ein Tagebuch der besonderen Art – auf der Suche nach Freiheit. Es ist ein ganz persönliches Tagebuch der Deutschen Teilung daraus geworden – mit vielen Fotos und persönlichen Erinnerungsstücken:

 

Gerd Rücker:

Das war die Rückfahrkarte, die es für Ostgeld gab, die auf der Rückseite einen Stempel, einen Datumsstempel bekam, und berechtigte für die Rückfahrt. Diese Fahrkarte habe ich noch aufgehoben und hab‘ sie gehütet und habe gesagt: Eines Tages möchtest Du sie gerne wieder in der Hand haben, wenn Du die S-Bahn so benutzen kannst, wie du es gewöhnt bist. Und das geschah dann auch! Mein Vater hat zu mir immer gesagt: Pass mal auf, die werden um Berlin, um die Westsektoren, ‘nen großen Zaun ziehen. Dann kommen wir nicht mehr hin und dann können die dir sonst was erzählen, wie gut das hier ist und du kannst es nicht mehr nachprüfen.

 

Gerd Rücker begann zu fotografieren. Heimlich. An verbotenen Orten. Weil er sich nicht abfinden wollte mit dem Unrecht der Mauer. Weil er es dokumentieren wollte. Heute ist ein Buch daraus geworden. Die Stiftung Berliner Mauer hat es vor drei Jahren veröffentlicht. Zum 25jährigen Jubiläum des Mauerfalls. Als Gerd Rücker damals, 1976, zu fotografieren begann, stand sie noch, gesäumt von einem Todesstreifen, der sogenannte Republikflüchtlinge davon abhalten sollte, ihre Heimat zu verlassen. Der „antifaschistische Schutzwall“ wie ihn die DDR-Propaganda nannte – Gerd Rücker überwand ihn. Nicht physisch, sondern indem er fotografierte. Indem er Bilder machte, die die Grenze festhielten und sie zugleich auch überschritten. Die Idee dazu kam ihm auf einer seiner unzähligen Fahrradtouren am Grenzstreifen entlang. Als junger Mann konnte er zwar nicht rüber auf die andere Seite. Aber auf dem Rad, da blieb ihm die Freiheit – oder zumindest eine Ahnung davon: durch den Fahrtwind, durch die freie Sicht, durch die Sehnsucht, die ihn dabei befiel. Also fuhr er immer weiter

 

Gerd Rücker:

…und merkte dabei: Du kommst ja ganz schön nah dran! Du kannst ja alles sehen! Warum sind hier keine anderen Leute? Warum bist Du ziemlich allein? Ich hab diese Radtouren dann wiederholt, und auch häufig, intensiver mir die Dinge angeguckt, und kam dann auf die Idee, schon 76: Das bleibt einfach nicht nur in deinem Kopf, sondern Du musst das fotografisch festhalten. Das sind Dinge, die kannst Du niemandem beschreiben. Das ist so an die Nieren gehend, dass Du unmöglich dieses Gefühl vermitteln kannst. Da habe ich auf einem Spaziergang in Babelsberg die Glienicker Brücke gesehen mit beiden Seiten, und da dachte ich: Das ist so umwerfend schlimm, das musst Du in irgendeiner Weise dokumentieren. Und das war eigentlich das erste Bild, dem dann viele weitere in der innerstädtischen Grenze folgen sollten.

 

 

 

Gerd Rücker:

Das war die schlimmste Geschichte überhaupt: Das Auskunden, das vorher in Augenschein nehmen. Ich bin ohne Kamera losgegangen, habe die Stellen observiert, die mir als geeignet erschienen, wenn es geht, erhöhte Standorte ausgesucht: Treppenhäuser, andere bauliche Anlagen. Und nach dem Observieren bin ich dann mit der Kamera losgezogen, habe eine kleine Amateurkamera gehabt, ganz normale Durchguckkamera, das heißt: Man musste schon die Arme hochnehmen, um das Bild zu machen.

 

Gerd Rücker fotografierte die Berliner Mauer – vom Osten aus. Er fotografierte heimlich. Das mögliche Ausspionieren von Grenzanlagen stand unter Strafe. Wie durch ein Wunder blieb der Fotograf dabei unerkannt. In den Jahren von 1978 bis 1986 entstand so ein einmaliges persönliches Zeitdokument von unschätzbarem Wert.

 

Gerd Rücker:

Ich hätte niemals ‘n Foto gemacht in dem Wissen: hinter mir stehen Leute oder es sind überhaupt andere Passanten da. Es gibt in dem Buch „Fotografieren verboten“ nur zwei Bilder, wo Menschen drauf sind. Das eine ist ausgerechnet ‘n Volkspolizist von hinten an der Vossstraße, und das andere ist ein Foto, was ganz legitim war, denn die „Blümchenmauer“ an der Staatsgrenze am Brandenburger Tor durfte man ja offenbar fotografieren, um seinen Freunden und Bekannten zeigen zu können, wie sicher doch diese Anlage ist. Ansonsten war für mich oberstes Gebot: Keiner darf dich sehen dabei – weder von vorne von den „Grenzorganen“, wie das ja hieß, noch aus der Position des Hinterlandes. Keiner darf mitkriegen, dass du hier fotografierst, denn die Fotoaufnahmen alleine hätten mit zwei Jahren Gefängnis belegt werden können: Staatsgefährdung und Geheimnisverrat und Vorbereitung zur Republikflucht und dergleichen mehr…

 

Zum Zeitpunkt des Fotografierens war Gerd Rücker bereits verheiratet. In einem Land, in dem keiner dem anderen so recht trauen konnte. Hat er seine Ehefrau damals eingeweiht? Und: Was sagte sie zum gefährlichen Hobby ihres Mannes?

 

Gerd Rücker:

Damit berühren Sie ein ganz heikles Thema: Das war ‘ne ganz klare Sache, dass davon keiner was wissen durfte. Und es hat bis ‘89 auch dicht gehalten. Es gab noch zwei Freunde, die davon wussten, ohne dass sie aber die Bilder in dieser Dokumentation gesehen hätten. Ich hab die Fotos gemacht mit dem Wissen meiner Frau. Manchmal war ‘se auch dabei oder zumindest vorher beim Auskunden der Örtlichkeiten. Meine Frau wusste also um die Gefährdung. Sie wusste auch um die Strafbarkeit. Sie kannte auch das Maß, was angedroht war. Und trotzdem war meine Frau einverstanden. Sie wusste: Ich muss das tun. Ich muss diese Bilder machen, um vor mir selbst sagen zu können: Das war es. So ist es gewesen!

 

„Hohenschönhausen – dahin hätten sie dich gebracht, wenn sie die Bilder bei dir gefunden hätten,“ wird seine Frau Christine später sagen. Das Projekt der geheimen Mauerfotos war und blieb gefährlich. Nicht bloß beim Zeitpunkt des Fotografierens und nicht erst, als die fertigen Fotos im Album waren…

 

Gerd Rücker:

Das fing ja früher an: Ich musste ja die Filme entwickeln und ich musste die Vergrößerungen machen. Man hätte nicht in die Drogerie gehen können und sagen: Das ist der Film vom letzten Urlaub! Also man konnte nicht die Filme einfach irgendwo hinbringen und entwickeln lassen, sondern das war alles Heimarbeit. Im Badezimmer, das umfunktioniert wurde als Dunkelkammer.

 

Unzählige Bilder sind auf seinen Grenzstreifzügen entstanden. Nicht alle Fotos wurden gut. Doch die, die gelungen sind, sind kostbare Zeitdokumente. Sie zeigen Orte, die heute nicht mehr existieren. Sie zeugen von der Unmenschlichkeit eines politischen Regimes, die heute manche nicht wahrhaben wollen. Zuallererst aber sind sie der stille Protest eines jungen Menschen, der nichts sehnlicher hofft, als dass eines Tages Schluss sein wird mit aller Härte und Grausamkeit:

 

Gerd Rücker:

Das ist ein Foto, was ich auf dem Gelände der Charité gemacht habe: Man sieht deutlich auf der Grundstücksseite der Charité noch Teile der Hundelaufanlage. Man sieht … einen Splitterbunker zum Schutze der Grenzposten. Man sieht dahinter Streckmetallzäune, aber was besonders schlimm für mich darstellte, ist: Man sagt dazu „Stalinrasen.“ Das sind kleine Metallspitzen, die wie Eggen… nach oben stehen. Und wenn ein – ich sag‘s in Anführungsstrichen „Grenzverletzer“ es bis dahin geschafft hat, die Hindernisse zu überwinden, kam er auf diesen „Stalinrasen“ und wurde mit diversen Löchern festgenommen, dahinter kamen ja noch Sperranlagen und der Kanal. Ich denke, dass dieses Bild eine sehr aussagekräftige Wirkung hat.

 

 

Heute ist der 17. Juni – der Tag der deutschen Einheit. Ein Feiertag heute nach 65 Jahren – doch nur, weil das Datum in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt. Inzwischen begeht Deutschland den 3. Oktober als Tag der Einheit. Die Mauer ist mittlerweile länger fort als dass sie stand. Im kommenden Jahr jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Wo früher mal die Mauer verlief, ist heute meistens kaum noch sichtbar. Der Berliner Gerd Rücker hat damals die Mauer fotografiert – von der Ostseite aus. Ein geheimes Fotoprojekt, das mittlerweile als Schenkung in den Besitz der Stiftung Berliner Mauer übergegangen ist. Ärgert den Fotografen von einst, dass die Mauer nach und nach aus dem Bewusstsein der Stadt schwindet?

 

Gerd Rücker:

Mich ärgert das überhaupt nicht, und ich bin auch nicht traurig darüber, sondern ich hab‘s formuliert im November 1989: Für mich beginnt jetzt wieder Normalzustand! Ich, der ich als junger Mensch die ganze Stadt noch kennengelernt habe und mit Freude und Wonne nun jetzt die Stellen aufsuchen konnte, die ich kannte, haben mich veranlasst zu sagen: Ich fotografiere jetzt nicht mehr. Jetzt wird wieder Normalität hergestellt!

 

Doch Normalität bedeutet nicht vergessen. Und so hält Gerd Rücker die Erinnerung an die deutsche Teilung für nachkommende Generationen wach: indem er seine privaten Fotos der Öffentlichkeit zugänglich macht und indem er als Zeitzeuge interessierte Menschen trifft und mit ihnen ins Gespräch kommt:

 

Gerd Rücker:

Wie ist das wirklich, wenn eine Trennung so exakt vollzogen wird, dass sich Menschen nicht mehr begegnen können? Stellen Sie sich vor: Heute würden junge Menschen nicht mehr telefonieren können. Jeder hat ’n Handy in der Hand und benutzt das, und bis 1971, das muss man sich mal vorstellen, war das Telefonieren in der Stadt überhaupt nicht möglich. In der Anfangsphase konnte man sich ja überhaupt auch nicht treffen. Das bedeutet: Postverkehr. Ich hab mal ‘n Eilbrief bekommen, der war drei Wochen in Berlin unterwegs – drei Wochen!

 

Die Erinnerung wachhalten und das Bewusstsein schärfen für das kostbare Gut der Freiheit – darauf kommt es Gerd Rücker bei den Begegnungen an. Weil er selber lange auf diese Freiheit verzichten musste. Dass er die Hoffnung dennoch nie aufgab, verdankt er auch einem Bibelwort. Es sind Verse aus dem 126. Psalm: Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Völkern: Der Herr hat Großes an ihnen getan! (Psalm 126, 1-2)

 

Gerd Rücker:

Ich hatte vorher oft die Bedenken und sagte: Du wirst das vielleicht gar nicht mehr erleben. Das Psalmwort richtet sich ja doch auch an diejenigen, die eine Hoffnung haben, und ohne Hoffnung war gar nichts! Von dieser Hoffnung auf Veränderung hab ich eigentlich gelebt und: Ich erinnere mich deutlich noch an ein Wort, was die Generation meiner Eltern oftmals auf den Lippen hatte: „Junge, wenn‘s mal anders kommt“ – und es ist anders gekommen, und das war ein Glücksfall!

 

Nicht nachvollziehen kann Gerd Rücker Stimmen, die die gute alte DDR zurückhaben wollen, die behaupten, dass ja nicht alles so schlecht gewesen sei damals. Das Gefühl der Freiheit müsse in jedem Fall stärker sein als alle Unzufriedenheit – auch wenn sie hier und berechtigt ist, räumt er dabei ein.

 

Gerd Rücker:

Ich denke, dass es ganz wesentlich ist, sich auch immer die Position des anderen vorzustellen, also von beiden Seiten sehen muss, aber im Wesentlichen darauf hinwirken, Bemühungen zur Verständigung zu schaffen, dass es zu solchen Abgrenzungen nicht mehr kommt.

 

Eine Auswahl der geheimen Mauerfotos von Gerd Rücker gibt es als Buch unter dem Titel „Fotografieren verboten.“ Herausgegeben von der Stiftung Berliner Mauer. In einer Nachbemerkung bittet der Fotograf um Nachsicht bei – Zitat – „technischer Unvollkommenheit und vermeintlicher Belanglosigkeit der Aufnahmen.“ Doch sie sind nicht belanglos. Sie sind ein Zeugnis gegen die Unmenschlichkeit und Ausdruck der Hoffnung von einem, der sich damit nicht abfand.

Heute ist der 17. Juni. Vor 65 Jahren rollten Panzer durch Ost-Berlin und schlugen den Aufstand am Brandenburger Tor blutig nieder. Der Tag ist heute Geschichte. An diesem Sonntag spazieren Menschen ungehindert durch das Berliner Wahrzeichen hindurch – von Ost nach West – von West nach Ost. Die Mauer gibt es nicht mehr.

Was mehr als dreißig Jahre zurückliegt – so sagt man – ist Geschichte. Im kommenden Jahr jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Wird ab dann das alles Geschichte sein?

 

Gerd Rücker:

Das glaube ich ganz und gar nicht, aber der Akt der Vermittlung dessen, was da geschehen ist, der wird schwieriger werden. Man kann dann sicherlich den jüngeren Menschen schwer vermitteln, was wir damals durchlebt und durchlitten haben. Und insofern ist das dann schon berechtigt zu sagen: Das ist dann Geschichte. Ich füge dann ganz gerne hinzu: Was wir einander vermitteln können, sind die Geschichten, die uns persönlich betreffen, anhand derer man am besten die ganze Geschichte, die große Geschichte nachvollziehen kann.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Musik dieser Sendung:

  1. Als ich fortging, Dirk Michaelis, Als ich fortging (Rockballaden)
  2. Prelude no. 2 in C minor from The Well-Tempered Clavier, Hélène Grimaud, Bach
  3. Prélude & Fugue in A minor, Hélène Grimaud, Bach
  4. Prelude no. 4 in C sharp minor from The Well-Tempered Clavier, Hélène Grimaud, Bach
25.01.2018
Barbara Manterfeld-Wormit