Wind, Sonne und Strand

Wind, Sonne und Strand

Gemeinfrei via pixabay.com (Steve Bidmead)

Wind, Sonne und Strand
26.08.2018 - 07:05
27.06.2018
Fritz Baltruweit
Über die Sendung:

Am Meer die Schöpfung Gottes genießen – in jeder Jahreszeit faszinierend. „Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit“, hat Thomas Mann mal gesagt. Wenn es ein Glück gibt, dann das Glück, so einen Moment ganz intensiv in sich aufzunehmen.

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Sendung nachlesen:

Das Meer – ich finde es in jeder Jahreszeit faszinierend:

dieses unentwegte Rauschen der Wellen.

Und manchmal schwillt das Geräusch der Brandung in meinen Ohren an.

Das zarte Knistern der feinen Steinchen,

wenn sich das Wasser wieder zurückzieht.

Das zänkische Geschrei der Möwen

und der Duft nach Seetang und Salz.


...Kilometer weit am Strand lang gehen –

und je weiter man vom Ort weg geht, desto weniger trifft man jemanden.
Dann gibt es nur noch Wellen
und ein paar Möwen

 

Und natürlich Strandgut:

Los gehn und Schätze finden unten am Strand.

Kostbarkeiten aus dem Meer – aufgewühlt, angespült im Sand.
 

...sich den Wind um die Nase wehen lassen
und die Frische der See einatmen -
Der Wind…

Wie weit er wohl gereist ist

Bis hierher – zu mir?

Er erfasst mich, geht durch und durch, und „pustet mich frei“.
 

 

Gott gab uns Atem, damit wir leben. Er gab uns Augen, dass wir uns sehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.

 


In der Weite des Strandes

verliere ich mich fast:

Immer weiter am Wasser entlang gehen

Immer weiter …

 

…an den Wellen,

die sich immer und immer wieder brechen.

Eine ewige Musik.

 

Der Blick schweift in die Ferne –

weit übers Wasser –

ganz hinten: Zwei Schiffe.

Wohin deren Reise wohl geht?

 

Beim Blick in die Ferne

rutsche ich fast auf einer Qualle aus.

 

Ich schaue auf den Sand.

Muscheln,

halb zugeweht vom Wind.

Eine Mini-Krater-Landschaft.

 

Muscheln –

überall liegen sie herum,

es kracht unterm Schuh, wenn sie zerbrechen.

 

Unglaublich

ihre Formen

und vor allem ihre unvergänglichen Farben,

das Rosa, das Stahlgrau,

das Blau – dieses Blau der Tiefe…

 

…im Glanz des Perlmutt singt sich das Meer sein eigenes Loblied.

Und wenn ich die große Muschel nah an mein Ohr halte,

dann auch ich es hören.


Wie lange bin ich schon hier. Eine Stunde? Drei?

Die Zeit zerfließt

zu einem Stück Ewigkeit.

 

Schließlich kehre ich aus der Sand- und Wasser“wüste“ in den Ort wie in einen Hafen zurück.

 

Und dann – wieder zurück im „normalen“ Leben: überall Sand…

Ich versuche, ihn von den Füßen zu schütteln

und aus den Zähnen zu kriegen…

 

 

In der Weite schwebt ein weißer Zauber -                                     

genau da, wo das Meer in den Himmel übergeht,
wo die Grenzen weit in der Ferne zerfließen -                  

Und nur ein kleiner Punkt im „Großen“ bin ich.

 

Endloses Meer, endloser Himmel -
und ihre Grenzen erreich ich nie.
Endloser Raum, endlose Zeit
und in allem: ein Stück Ewigkeit.

 

In der Weite des Himmels schwingt deine Güte –

und unter deinen Flügeln baust du uns die Welt.

Soweit die Wolken gehen, fliegt deine Liebe –

ja, unter deinen Flügeln sind wir zuhaus,

sind wir zuhaus.

 

 

Ich liebe den Wind am Meer,

der die ganzen Geräusche wegfegt, die mich jeden Tag zumüllen.

Ob es nun die Espressomaschinen in den Cafés sind

oder die allgegenwärtigen Klingeltöne der Handys
inklusive der entsprechenden Gesprächsfetzen …

 

…dann lasse ich mich doch lieber vom Wind treiben.

Er treibt mich vor sich her –

und ich gehe schneller als ich eigentlich will…

 

Die frische Seeluft, mit der er mich anbläst,

tut meinem Körper gut.

 

Der Wind hört fast nie auf – habe ich das Gefühl.

Spielt mal leise Harfentöne,                         

mal haut er mich fast um

mit seiner Wind-Stärke.

Beißt mir ins Gesicht.
Und manchmal streichelt er mir ganz sanft durch das Haar.

 

Oft habe ich das Gefühl:

Er spielt mit mir…

und mit allem (andern), was er so zu fassen kriegt.

 

…und ich verlasse Raum und Zeit, reise mit ihm in die Weite.

Dorthin, wo die Grenzen zwischen Meer und Himmel zerfließen.

 

 

Der Wind spielt auch mit mir am Strand wie ein Kind.
Er testet mich, ob ich ihm widerstehen kann.
Der Wind kommt von ganz weit her
und jetzt ist er ganz bei mir,
schaut: Wird ich hier sicher stehn?
Denn sonst würd ich mit dem Wind auf Reisen gehn...

 

 

Der alte Leuchtturm,

dessen Mauern im Lauf der Jahre durchlässig

und dessen Balken und Türen morsch geworden sind…

Ja, die Tür zum Turm,

dieses alte verwitterte, vielfach übertünchte Holz,

durch dessen Spalten inzwischen der Wind

und der Regen ins Innere dringen.

 

Drinnen füllt das schmale Treppenhaus den ganzen Turm aus.

Es windet sich mühsam nach oben.

Zweihundertundsechzehn Stufen.

Eine Ewigkeit,

bis man endlich oben ist,

Stufe um Stufe –

zum Schluss ist es ein kleiner Kampf.

 

Oben angekommen

bleibe ich eine Weile stehn.

Der Atem beruhigt sich.

 

Ja, da oben stehen –

und aufs Meer schauen.

Stundenlang.

 

Es wird nicht langweilig.

Ich schaue durchs Fernglas,

suche das Meer nach Schiffen ab...

 

Das riesige Meer…

Und ich kleiner Mensch stehe hier oben.

Ein kleines Leben –

wie das so vieler Lebewesen, die ich am Strand entdecke…

 

Wie viele Schiffe hat der Leuchtturm davor bewahrt, aufzulaufen -

an den Felsen zu zerschellen.

Wie vielen gab er Orientierung,

Licht –

und das Gefühl:

nur noch ein paar Seemeilen,

dann bin ich zu Hause.

 

 

Ich möchte Leuchtturm sein
in Nacht und Wind,
für Dorsch und Stint
und jedes Boot -
und bin doch selbst ein Schiff in Not,>
ein Schiff in Not.                                                      

 

 

Wer einen Urlaub an der Nordsee bucht,

der bucht die Schafe gleich mit.

Und ich wär - glaube ich - ganz schön enttäuscht,

wenn der Deich ohne Schafe bliebe.


An einer Herde von Schafen vorbei zu radeln ohne anzuhalten, das habe ich noch nie geschafft.

 

Sie ziehen meine Blicke wie magisch auf sich.

Ich halte an.

Schaue ihnen zu.

Und werde etwas neidisch.

Nicht, weil sie bei jedem Wind und Wetter draußen stehen.

Sondern weil sie so gemütlich, so gemächlich,

so ruhig daher kommen oder dahin gehen.

Als könne nichts und niemand sie aus der Ruhe bringen…

Übrigens gibt es jede Menge Schafe auch in der Bibel.

Meist geht es im Zusammenhang mit ihnen um Worte, die Halt geben,

wenn der Gegenwind kräftig bläst.

Die Zuversicht schenken,

wenn das Vertraute um uns herum ins Wanken gerät.

 

 

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führ(e)t mich zum frischen Wasser.“

 

 

So beginnt der 23. Psalm – der Psalm vom guten Hirten.

Und  der göttliche Hirte, von dem Jesus im berühmten Gleichnis erzählt,
lässt 99 Schafe zurück und geht dem einen verlorenen Schaf nach,

bis er es gefunden und zurückgebracht hat.

 

Wer sich an Worte wie diese erinnern lassen möchte,

der geht einfach hinaus auf den Deich

und schaut den Schafen eine Weile zu,

wie sie dem Deich Halt geben,

weil sie ihn mit ihren Hufen fest treten und das Gras kurz halten.

 

Eine Weile in einem Segelboot dahingleiten…

Nur Wellen, Gischt und Wind sind um uns herum.

Die Bugwelle zerteilt das Meer.

Die Wellen tanzen

…und feiner Wassernebel benetzt unsere Haut.

 

So fühlen sich Freiheit und Glück an.

 

Jeder für sich

Und doch ganz nah beieinander,

verbunden durch ein Band,

das stärker ist als alles andere…

 

 

Das Wasser ist weit,
doch wir kommen rüber.
Seh’ schon ein Licht, das weist uns den Weg.
Und wie auf Flügeln segeln wir dahin,
sind bald im Hafen. Land ist in Sicht.

 

 

…und dann irgendwann

- nach Stunden – oder war es eine Ewigkeit?

…kommen wir zurück in den Hafen.

Wir gehen vom Boot  –

alles schwankt unter den Füßen –

aber es fühlt sich vollkommen richtig an…

 

Am Horizont überschreitet die Sonne

gerade die Grenze zwischen Himmel und Meer

und malt ihre breiten, goldfarbenen Streifen auf die Wasseroberfläche.

Sie tauchen die Boote am Horizont in ein goldenes Licht.

 

Das Geschrei der Möwen unterbricht die Stille.

Gleichsam schwebend durchkreuzen sie den stahlblauen Himmel,

den Kopf stets hin und her bewegend – auf der Suche nach Beute.

 

Der Wind zeichnet feine Linien auf die ruhige See.

Alles ist friedlich und ungestört.

 

Sanft rollen die Wellen auf dem weiten Strand aus.

Ich hole tief Luft.

Ich liebe den Geruch von Seetang, Salz und feuchtem Sand.

 

 

„Das Meer ist keine Landschaft,
es ist das Erlebnis der Ewigkeit.“ 

 


- hat Thomas Mann einmal gesagt.

 

Wenn es ein Glück gibt,

dann das Glück,

so einen Moment ganz intensiv in sich aufzunehmen.

 

 

Du leihst mir deine Schwingen.
Wir gleiten still dahin.
und wir schwingen uns zusammen auf bis in den Himmel.
Ich flieg mit dir.
Du zeigst mir die weite Himmelswelt.
Und ich flieg mit dir.

 

Etwas schmerzt dich beim Anblick der zerbrochenen Buddel,

die da mitten im Sand liegt…

Du weißt noch nicht, was es ist,

aber wenn du das scharfkantige Ding etwas länger anguckst,

wird es dir klar:

Da war wohl eine Flaschenpost drin,

wie der unbestimmte Sehnsuchtsbrief von Asmus Asmussen.

Das Meer war dagegen, dass er seinen Empfänger erreichte,

und zwar weniger wegen der grammatischen Fehler

als einfach deswegen, weil es neugierig war,

diese Flaschenpost zu lesen.

 

So warf es die Buddel gegen einen Stein.

So spülte es den Brief heraus.

 

 

Ja, das Meer redet mit,

und was es missbilligt, das unterbindet es –

oder es lässt sich an ihm aus.

 

 

Diese Erzählung von Siegfried Lenz lässt auch mich Ausschau halten.
Wo ist meine Flaschenpost?

Ich suche den Strand ab, gehe ihr nach –

Wo finde ich sie?
Wo finde ich ihn,

der die Post an mich adressiert hat?

Manchmal hoffe ich: Das könnte doch ein Engel gewesen sein...

 

 

Jeder Mensch braucht einen Engel, der mit ihm geht.
Jeder Mensch braucht einen Engel, der zu ihm steht.
Und er mag dich, und du lächelst – und es wird ganz leicht in dir.
Du kannst fliegen, du kannst träumen – und lebst auf im Jetzt und Hier.

 

 

Die Inseln vor unserer Küste gehören für mich zu dem Schönsten,

was es gibt:

 

Kinder, die Drachen zusammenbauen.

Die sich dann in die Lüfte schwingen.

Sie schweben weit oben –

Da, wo man schon etwas weiter sieht als wir hier unten.

Wie ein Drachen meine Bahnen ziehen – ganz oben.

Wenn ich mir das vorstelle,

wird mir schwindelig
da oben, wo sich Himmel und Erde verbinden.

Aber es ist wunderschön.

 

Wenn mich jemand nach meinem Lebenstraum fragt,

dann erzähle ich ihm von der Weite,

und dem Horizont in der Ferne.

Ein Blick, der ahnt:

Ich gehöre in einen großen Zusammenhang.

So kommt es zu einem Lebenstraum,

der nicht nur mich zur Mitte hat.

 

 

Wie ist dein Lebenstraum, der dir zu Herzen geht,
von Horizonten weit – und Freiheitsatem weht,
der über dich hinausgeht und weit in die Zukunft ragt,
sagt, wofür wir leben wollen, wenn dein Kind dich morgen fragt.

                                  

Der Strand ist das Zuhause von unendlich vielen Tierarten –

klar: die Möwen und Seehunde kennen wir –

und den Wattwurm auch.

Aber die 1500 – 2000 verschiedenen Insektenarten?

 

Wenn ich an einem Ort bleibe –

besonders oben am Rande der Dünengräser,

dann spüre ich schon nach wenigen Minuten:

Um mich herum fängt alles an zu leben.

Krabbelnde Käfer, spinnende Spinnen und lauernde Wanzen

kommen aus ihren Verstecken.

Und wenn ich Glück habe, sehe ich auch so kleine Räuber wie die

Meerstrandwegerichgallrüsselkäferschlupfwespe.    

 

 

Gott, deine Werke sind groß. Wir staunen über deine Wunder.
Von deinem Atem leben wir. Gott, wir danken dir.

Von deinem Atem leben wir. Gott, wir danken dir.


Gott, dir will ich singen mein Leben lang

und dich loben, solange ich bin.

 

Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich;

du baust deine Gemächer über den Wassern.

Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen

und kommst daher auf den Fittichen des Windes.

 

Da ist das Meer, so groß und unermesslich weit.

Dort wimmelt es von Lebewesen ohne Zahl,

von kleinen und großen und Meerestieren.

 

Da fahren Schiffe über das Meer;

Und unter ihnen sind die großen Fische, die du gemacht hast,

um mit ihnen zu spielen.

 

Du lässt Wasser in den Tälern quellen.

Du feuchtest die Berge.

Du machst das Land voll Früchte, die du schaffst:

mit Brot, das du aus der Erde hervorbringst,

und Wein, der des Menschen Herz erfreut

…und sein Antlitz werde schön vom Öl

und das Brot stärke des Menschen Herz.

 

Gott, dir will ich singen mein Leben lang

und dich loben, solange ich bin.

 

 

Mit diesen Worten hat ein Beter in der Bibel vor tausenden von Jahren Gott für seine wunderbare Schöpfung gelobt. In einem Lied.
Der Psalm 104 erzählt die Geschichte Gottes mit all dem, was er geschaffen hat.
Heute ist mir dieser Psalm ganz nah.

 


Gott, deine Werke sind groß. Wir staunen über deine Wunder.
Von deinem Segen leben wir. Gott, wir danken dir.

Von deinem Segen leben wir. Gott, wir danken dir.

 

 

Gottes Schöpfung genießen -
im Wind, in der Sonne, am Strand,
am Meer.

Ich kann nicht genug von ihm kriegen…

 

Weit und ruhig atmet es heut.

Die Sonnenstrahlen flirren über das Wasser.

Wellen schmatzen unten am Stein.

 

Über mir ein heiserer Möwenschrei im Schwebeflug.
 

Und über den Horizont gleitet die Sonne.

Heut morgen sind kaum Menschen unterwegs.

Die Stille hüllt mich ein –

und hält mich fest.        

 

Kein Lüftchen weht.

Zeit und Natur scheinen einen Augenblick stillzustehen.

 

Endlos erstreckt sich das Meer.

Bis dorthin, wo es am Ende des Horizonts in den Himmel übergeht.

Und irgendwo gibt es dann weit entfernt eine andere Küste...,


Am Ende eines Strandganges,

da mach es wie ich:

Nimm dir ein Stöckchen

und ritz deinen Namen in den Sand,

dort, wo er feucht ist

und die Welle noch hinlangt.

Ritz ihn ein

und warte

und sieh zu,

wie er erlischt.

Danach kannst du leicht fortgehen…
 

Mit diesem Wort von Siegfried Lenz
kann ich gut in den Tag gehen.

Und mit der Gewissheit,

die ein altes irisches Segenswort ausspricht:

 

 

Jeder Schritt, den du gehst,
ob an der See,

auf dem Land,

im Moor,

auf der Wiese
oder in den Tälern der Wellen,
sei begleitet von Gott,

der die ganze Schöpfung - und auch dich - liebhat.

 

Wohin der Wind dich weht, wohin die Reise geht:
Nimm mit, was dich bewegt. Bewahre, was dich trägt:
Das Rauschen der Wellen, die Stille der Erde,
das Leuchten aller Sterne und das Wehen des Windes, der dich trägt.

Gottes Segen sei mit dir
und all das, was der Himmel dir schenkt
und die Erde, der Wind und das Meer.
Gottes Segen sei mit dir
und mit denen, die du liebhast,
mit allen Menschen.
Gottes Segen sei mit dir.
Gottes Segen sei mit dir
und all das, was der Himmel dir schenkt
und die Erde, der Wind und das Meer.
Gottes Segen sei mit dir.
Gottes Segen sei mit dir.

 

Musik dieser Sendung

CD Fritz Baltruweit, Gott gab uns Atem, tvd-Verlag

CD Fritz Baltruweit, Ich sing für dich, tvd-Verlag

CD Fritz Baltruweit, Wohin der Wind dich weht, tvd-Verlag

 

Literatur

Lieselotte u. Siegfried Lenz, Kleines Strandgut, Hoffmann und Campe, Hamburg 2011

 

Es gilt das gesprochene Wort

 

27.06.2018
Fritz Baltruweit