Ringkampf mit Gott

Morgenandacht
Ringkampf mit Gott
Über das Lebensmotto des Dustin Hoffman
08.01.2018 - 06:35
05.01.2018
Pfarrer Stephan Krebs
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„Das Leben ist ein Wettstreit mit Gott.“ Das sagt Dustin Hoffmann in einem Interview anlässlich seines 80. Geburtstags. Dieser Satz hat mich überrascht, denn Dustin Hoffman ist einer der erfolgreichsten Schauspieler der vergangenen Jahrzehnte, zweifacher Oscar-Gewinner. Einer, der es wirklich geschafft hat. Man erwartet nicht, dass so einer das Leben als Kampf sieht. Und das auch noch mit Gott. Aber Dustin Hoffman war eben nicht schon immer ein Star, sondern hat auch mal klein angefangen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Mann mit dem verschmitzten Lächeln ist nur 1,67m groß – viel zu klein um in Hollywood den Helden zu spielen. Über Charakterrollen beim Theater kämpfte er sich allmählich hoch, bis ihm in Hollywood der Durchbruch gelang. Doch das Kämpfen ist ihm geblieben, sein Leben lang.

 

So tritt er auch Gott gegenüber. Im Interview sagt der 80jährige: „Das Leben ist ein Wettstreit mit Gott.“ Dann ergänzt er – direkt an Gott gerichtet: „Sei mal nicht so sicher, dass du mich so früh aufhalten kannst.“ Offenbar hat Dustin Hoffman Gott als Verhinderer erlebt, als einen, der ihn klein halten will. Dem er seinen Erfolg abtrotzen musste.

 

Kann man sich überhaupt so mit Gott messen? Die Bibel beschreibt Gott doch als den alles überragenden Schöpfer und als den alles umspannenden Herrscher. Wie sollte man dem etwas abtrotzen können?

 

Doch Gott kann auch anders. Das dürfte Dustin Hoffman wissen, denn er stammt aus einer jüdischen Familie. Sicher kennt er die Geschichten der jüdischen Bibel, des Alten Testaments. Eine davon hatte er bestimmt im Hinterkopf, als er im Interview von seinem Kampf mit Gott erzählte. Die Geschichte steht im ersten Buch Mose, im Kapitel 27. Dort geht dem Kampf mit Gott ein Streit unter Brüdern voraus: Jakob, der jüngere Bruder, raubt Esau, dem älteren, den väterlichen Segen. Deshalb muss Jakob fliehen. In der Fremde bringt er es zu Wohlstand. Nun will er als gemachter Mann wieder nach Hause zurückkehren. Er möchte sich mit seinem Bruder versöhnen. Doch auf dem Weg treibt ihn die Angst um. Unruhig wandert er durch die Nacht – alleine. Da begegnet ihm eine dunkle Gestalt. Sie ist feindselig. Es kommt zu einem Kampf. Lange hält er an. Ein zäher Ringkampf, den offenbar keiner von beiden gewinnen kann. Darüber bricht der Morgen an. Der Fremde will sich zurückziehen. Doch Jakob hält ihn fest. Er hat inzwischen verstanden, mit wem er es zu tun hat: Mit Gott höchst selbst. Trotzig sagt Jakob: „Ich lasse dich erst los, wenn du mich gesegnet hast.“ Segen – das ist sein Thema. Schon zuhause, als er den väterlichen Segen erschlich. Nun wieder. Nun direkt von Gott. Und Gott gibt nach – offenbar beeindruckt von der Ernsthaftigkeit Jakobs. Gott gibt ihm seinen Segen, bringt ihm Frieden mit seiner Vergangenheit, mit sich selbst und am nächsten Tag auch mit seinem Bruder. Der nimmt ihn zuhause herzlich auf. Der Segensraub vom Vater ist vergeben. Der Segen Gottes ist gegeben.

 

Jakob kann Gottes Segen offenbar nur so empfangen – im Kampf, im Ringen mit Gott. Andere Menschen erleben das anders. Sie erleben Gott als Rückenwind, als bergende Hand, als tröstende und ermutigende Kraft. Aber vielleicht ist das auch gar kein Widerspruch. Vielleicht ist das nur Gott in verschiedenen Gestalten. Mancher kann Gottes Liebe nur finden, indem er sie sich erkämpft.

 

So einer ist offenbar auch Dustin Hoffman. Der 80jährige Schauspieler von Weltrang sagt: „Das Leben ist ein Wettstreit mit Gott. Sei mal nicht so sicher, dass du mich so früh aufhalten kannst.“ Und es klingt nicht so, als sei er darüber sauer auf Gott. Eher als wisse er diese harte Schule zu schätzen. Vertraute Worte unter vertrauten Leuten. Man kennt sich. Auch im Kampf kommt man sich nahe und bleibt auf Tuchfühlung.

 

Bibelnachweis:

1.Buch Mose (Genesis) 27

05.01.2018
Pfarrer Stephan Krebs