Schwere Zeit

Morgenandacht
Schwere Zeit
20.02.2018 - 06:35
11.01.2018
Pfarrer Titus Reinmuth
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 „Ich trag dich durch die schweren Zeiten / so wie ein Schatten werd ich dich begleiten“

 

Was Udo Lindenberg singt, könnte auch ein Satz aus der Bibel sein. Der Song „Durch die schweren Zeiten“ ist ein Versprechen an einen guten Freund. Gut, wenn man so jemanden hat. Den Freund, die Freundin, wo das geht. Zum Beispiel anrufen, reden, vorbeikommen – und wenn’s nachts um vier ist. Auf Freunde muss man sich verlassen können, meint Udo Lindenberg.

 

Jeden Morgen stehst du auf / und kippst den Kaffee runter / deine Träume aufgebraucht / und du glaubst nicht mehr an Wunder / mit Vollgas knapp am Glück vorbeigerauscht.“ So beschreibt der Sänger die Stimmung seines Freundes. Das hört sich niedergeschlagen an. Vielleicht ist da jemand festgefahren und fragt sich: War’s das jetzt? Die Kinder in der Spur, beruflich so weit gekommen, wie es halt geht? Und jetzt? Mit Vollgas knapp am Glück vorbei und dann vielleicht in der Sackgasse gelandet. Es könnte die Midlifecrisis sein. Oder eine Trennung, ein tragischer Verlust… Es bleibt bei Andeutungen.

Stell die Uhr nochmal auf null ... Wir finden einen Weg so wie jedes Mal“ dichtet Udo Lindenberg weiter und meint, durchs Leben kommt man nicht gut allein, sondern am besten mit einem Freund. Deshalb, ganz gleich was los ist: „Hey, lass zusammenhalten ... ich trag dich durch die schweren Zeiten“.

 

Schwere Zeiten heißen ja so, weil einem das Leben dann so vorkommt, als habe man eine schwere Last zu tragen. Einen Rucksack, der schwer auf den Schultern liegt und runterzieht. Dann ist das Leben kein Spaziergang, leichtfüßig, Blick ins Weite, sondern man kommt nur schweren Schrittes voran. Sieht nur noch den kleinen Abschnitt, der gerade vor einem liegt.

 

Wer wandert, weiß, wie das ist. Wenn die Strecke lang wird und die Luft knapp. Freunde von mir haben das im letzten Sommer gemacht: zu dritt eine geführte Tour, zu Fuß über die Alpen. Die Rucksäcke hatten sie im Outdoor-Laden probiert. Im Geschäft gab es Gewichte, die man in den Rucksack legen konnte, um genau das auszuprobieren: Wie viel kann ich tragen, wie fühlt sich das an, halte ich das aus? Bei ihrer Tour gab es eine klare Vorgabe: Nicht mehr als acht Kilo. Sie mussten sich beschränken, damit es nicht zu viel würde.

 

Die drei haben die Tour gemacht. Sie haben es geschafft, weil sie den eigenen Schultern nicht zu viel zugemutet hatten. Und weil sie sich gegenseitig unterstützt haben. In der Gruppe achtet man aufeinander. Freunde kennen und verstehen sich. Man kann reden, sich eine Hand reichen. Und weiß jeden Tag: Ich muss das nicht alleine schaffen. Die andern sind da, gehen mit und helfen mir. Wie sang Udo Lindenberg? „Ich trag dich durch die schweren Zeiten / so wie ein Schatten werd ich dich begleiten.“

 

Bei den großen Bergsteigern war es nie anders. Edmund Hillary, der Erstbesteiger des Mount Everest war nicht alleine auf seinem Weg. Er hatte einen Bergsteiger bei sich, der ihm half das Gepäck zu tragen. Es war der nepalesisch-indische Sardar Tenzing Norgay, Angehöriger des Volkes der Sherpa. Ohne diesen Träger hätte Hillary sein Ziel nie erreichen können. Und beide betonten immer wieder, dass die Besteigung nur im Team möglich war.

 

Schwere Zeiten lassen sich nicht vermeiden. Berge, die sich vor einem aufbauen und unüberwindbar scheinen. Da ist es gut, jemanden an seiner Seite zu wissen. Sich verlassen zu können auf einen, der hilft das Schwere mitzutragen. Menschen, die glauben, erleben das auch so mit Gott. Dass er da ist wie ein guter Freund. Die Psalmen der Bibel sprechen so von Gott: „Der dich behütet, schläft nicht. Er ist dein Schatten über deiner rechten Hand.“

 

„Ich trag dich durch die schweren Zeiten / so wie ein Schatten werd ich dich begleiten“

11.01.2018
Pfarrer Titus Reinmuth