Cheerleading für die Seele

Wort zum Tage
Cheerleading für die Seele
30.03.2017 - 06:20
29.03.2017
Pfarrerin Christina-Maria Bammel

Einmal in der Woche, da wird sie im quietschbunten Trikot durch die Luft gewirbelt, von etlichen Händen wieder aufgefangen, klatscht anschließend mit den selbigen ab und ruft mit 30 anderen Mädchen laut Sprechgesänge durch die Halle. Sie ist ein Neuzugang und springt schon, nein: fliegt auf den Rücken und die bereit gehaltenen Arme eines anderen größeren Mädchens, als ob das alles ein Spaziergang wäre. Was ich Puschel nenne, was aber eigentlich Pompon heißt, das hält sie dabei fest umgriffen. Beifall, Klatschen, Freudenrufe – so geht cheerleading. Cheer – das steht für den Beifall. Leading – steht für das Führen, das Anführen und Anfeuern des eigenen Teams. Seit über 100 Jahren können sich Sportbegeisterte im cheerleading auspowern. Es gibt sogar eigene Cheerleader-Meisterschaften. Die Anfängerin war begeistert und das neue Hobby im Handumdrehen geboren! Die gute Laune, die gegenseitige Ermunterung durch das Klatschen, das gefällt dem 12jährigen Energiebündel sehr! Loben und Anfeuern, dann der Beifall, wenn man sich perfekt aufeinander verlassen konnte, das tut richtig gut. Etwas mehr cheerleading auch außerhalb der Sporthallen würde uns sicher gut tun. Leiten und Anleiten mit ermutigendem Feuer in den Worten und spürbarem Rückenwind . Mehr cheerleading in den Büromeetings, im Unterricht oder in Prüfungsgesprächen. Mehr cheerleading beim Motivieren auf den Pflege-, Reha- und Krankenstationen. Wer das tun möchte, jemanden anleiten und motivieren möchte, überlegt bestimmt einen Moment: Ist jetzt mal eher eine Kritik gefragt oder doch besser mein cheerleading? Wieviel Kritik und wieviel cheerleading braucht die Person, für die ich mich verantwortlich fühle? Klar kann man jede gute Sache überziehen: auch die mit dem Anfeuern und dem Loben. Wird auf Dauer auch etwas anstrengend. Und dann winken die anderen ohnehin nur ab, wenn beim Anfeuern die Funken nicht springen, wenn das Loben nicht mehr echt ist. Müde Cheerleader sind wie eine abgestandene Limonade. Oder wie ein langweiliger Redner, der nichts Richtiges mehr zu sagen hat – wer will das schon. Ein Prophet des Alten Testaments hat übrigens viel von einem cheerleader. Jesaja strahlt etwas aus. Er feuert die Erschöpften, Rat- und Heimatlosen an. Mit diesem Tag wartet etwas Neues auf dich. Schluss mit dem Kleben an falschen Entscheidungen; was gewesen ist, ist nicht umkehrbar. Jesaja sagt: Was auch geschieht, das Versprechen steht: Weil Gott mit dir geht, kann es neu losgehen. Selbst die Bäume werden in die Hände klatschen. Cheerleading in der Schöpfung um dich herum und Beifall für jeden mutigen Schritt. So ist Gott.

29.03.2017
Pfarrerin Christina-Maria Bammel