Das Lamm erlöst die Schafe

Wort zum Tage
Das Lamm erlöst die Schafe
13.04.2018 - 06:20
07.03.2018
Florian Ihsen
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Man sieht sie als Stadtmensch nicht oft. Aber wenn, dann ist es eine Freude, besonders im Frühling. Schafherden mit Lämmern.

Schafe sind die ältesten Haustiere des Menschen. Das Fell von weiß über braun bis schwarz. Und: Schafe gelten als Symbol für Fruchtbarkeit.

Jetzt im Frühjahr kommen viele Lämmer zur Welt. Lämmer berühren uns Menschen in besonderer Weise. „Süß“ sagen viele, wenn die jungen Tiere mit ihrem flauschigen Fell tapsig und verspielt rund um die Mutterschafe springen.

Lämmer stehen auch für Unschuld. Ein Lamm kann nichts Böses tun.

Im Islam und im alten Judentum wurden Lämmer geschlachtet und geopfert. Und im Christentum ist das Lamm zum Bild und zur Metapher für Jesus geworden. Zum einen weil Jesus getötet wurde, damit andere leben und sich von seinem Leben speisen können. Das Lamm als erinnert an das Opferthema. Zum andern, weil Jesus selbst ein junger Mann war und blieb und bleibt. Erwachsen und mitten im Leben. Aber eben ein junger Mann um die 30. Er war auch wohl nur ein Jahr öffentlich im Namen Gottes unterwegs. Bis zu einem Jahr gilt das junge Schaf als Lamm. Auch von daher konnte Jesus zum „Lamm Gottes“ und zum „Osterlamm“ werden. Und deshalb essen viele rund um Ostern Lammfleisch oder backen Osterlämmer.

 

„Das Lamm erlöst die Schafe“, heißt es in einem alten Osterlied. Das Lamm erlöst die Schafe. Wir Menschen sind beileibe keine Unschuldslämmer, ich zumindest nicht. Eher sind wir doch im einen oder anderen Bereich unseres Lebens schwarze Schafe. Das Flauschige, Unschuldige haben wir längst hinter uns gelassen. Hörner sind uns gewachsen. Wir wissen sie einzusetzen und damit zu kämpfen. Das müssen wir oft auch tun. Wir sind nicht mehr zart und lieb und mild wie das kleine Lamm oder das süße Kind von damals.

Die Unschuld des Lamms erinnert an die eigene Schuld. Die Geduld an die eigene Ungeduld. Die Zartheit des Lamms an die eigene Härte, an den Panzer, mit dem wir uns schützen. Mit dem wir das innere Lämmchen, unser inneres Kind schützen.

Das Leben hat Spuren hinterlassen. Und das ist unumkehrbar.

Das Lamm erlöst die Schafe. Die erwachsenen und älteren Schafe brauchen es. Und sind es wert. Gott sei Dank, denke ich – als eins von diesen älteren Schafen.

Gott sei Dank ist mein Leben mit seiner Geschichte und seinen Kampfspuren über die Jahre geliebt und erlöst.

07.03.2018
Florian Ihsen