Die Sorglichen

Wort zum Tage
Die Sorglichen
24.06.2017 - 06:20
22.06.2017
Olav Metz

Sorget nicht! sagt Jesus. – Natürlich kann auch ein Jesuswort meine Sorgen nicht einfach aus der Welt schaffen. Aber ich denke, Jesus meint auch gar nicht, dass wir aufhören sollen füreinander und für uns selber Sorge zu tragen. Jesus will vielmehr, dass wir nicht zu ‚Sorglichen‘ werden. Und was damit gemeint ist, das hat der Dichter Gustav Falk vor etwa 100 Jahren in folgender Weise beschrieben:

Im Frühling, als der Märzwind ging, als jeder Zweig voll Knospen hing,
da fragten sie mit zagen: „Was wird der Sommer sagen?“

Und als das Korn in Fülle stand, in lauter Sonne briet das Land,
da seufzten sie und schwiegen: „Bald wird der Herbstwind fliegen.“

Der Herbstwind blies die Bäume an und ließ auch nicht ein Blatt daran.
Sie sahn sich an: „Dahinter kommt nun der böse Winter.“

Das war nicht eben falsch gedacht, der Winter kam auch über Nacht.
Die armen, armen Leute, was sorgen sie nur heute?

Sie sitzen hinterm Ofen still und warten, ob’s nicht tauen will,
und bangen sich und sorgen – um morgen.

Sorget nicht! Ich glaube, Jesus sagt das, damit wir nicht zu solchen ‚Sorglichen‘ werden. Denn ‚Sorgliche‘, die sorgen sich immer, sorgen um morgen und übermorgen und überübermorgen. Aber diese Art des Sorgens hat fatale Folgen.

Zuerst, dass ich dadurch mein Leben heute verpasse. Ob die Zweige voller Knospen hängen, ob das Korn in Fülle steht: Alles Schöne heute verschwindet hinter den Sorgen von Morgen.

Und weiter: Wenn ich so auf ‘Sorglichen-Art‘ sorge, dann fürchte ich mich ja nicht etwa vor dem, was kommt, sondern vor dem, was kommen könnte. Das aber tritt oft gar nicht ein, was heißt, dass ich mir einen Großteil meiner Sorgen umsonst mache. Ich vertue meine Zeit mit ‚Sorgenmachen‘.

Ich mache deshalb immer wieder mal einen kleinen Selbstversuch: Ich schreibe die Sorgen, die ich mir gerade mache, auf Zettel und lege sie in eine ‚Sorgenkiste‘. Nach ein paar Tagen hole ich die wieder raus und schaue nochmal drauf: Und regelmäßig stelle ich dann fest, dass ich mir etwa dreiviertel meiner Sorgen umsonst gemacht habe.

Studien zeigen: Etwa so ist es bei den meisten Menschen. Und ich denke, das hat Jesus im Blick, wenn er sagt: Sorget nicht! Er will, dass wir nicht auf ‚Sorglichen-Art‘ zu ‚Sorglichen‘ werden. denn nur dann werden wir den Blick freibekommen für das, was heute wirklich zu versorgen ist.

22.06.2017
Olav Metz