Freiheit, die ich meine

Wort zum Tage
Freiheit, die ich meine
18.09.2015 - 06:23
25.06.2015
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh

Als wir das hübsche, liebevoll renovierte Fachwerkhäuschen mitten in einer Kleinstadt bezogen, war ich begeisterst. Kleine Räume, ein gemütliches Wohnzimmer, das Fachwerk lag an einigen Stellen auch innen offen. Wir haben es mit Liebe eingerichtet. Bei aller Gemütlichkeit: nach einiger Zeit  ging es mir nicht mehr gut. Das Licht und die Weite fehlten. Aus welchem Fenster man auch blickte, man schaute gegen eine Wand. Und Sonne gab es kaum in unserem Haus. Dafür waren die Straßen rundherum zu eng. Es war, als würde sich ein düsterer Schleier auf meine Seele legen.

Nach einigen Jahren zogen wir um. Die neue Wohnung liegt in der ersten Etage in einem Haus auf dem Dorf, mit viel Raum rundherum. Man kann in dieser Wohnung die Sonne auf- und auch untergehen sehen. In einiger Entfernung stehen große Bäume und die Wolken ziehen von Horizont zu Horizont. Meine Seele atmete auf. Wie sehr mir das Licht und der weite Blick gefehlt hatten, habe ich da erst wirklich verstanden, als ich aus jedem Fenster unserer Wohnung den Himmel sehen konnte.

 

Dieses Erleben ist für mich ein Sinnbild für die innere Weite und Freiheit, die der Glaube schenkt. Wie sehr er Menschen öffnen und welche innere Freiheit und Zuversicht er schenken kann, entdecken sie erst, wenn sie in das Haus des Glaubens einziehen, es bewohnen und Gott Raum in ihrem Leben geben. Das ist dann, als ob Licht in ihr Inneres fällt, Weite in ihr Denken bringt und sie dem Leben neu vertrauen und es freier gestalten können.

 

Der Apostel Paulus hat dies so erlebt, an sich selbst und an anderen, und ihm war wichtig, dass die Menschen, mit denen er im Glauben verbunden war, sich diese innere Freiheit bewahren. Er schreibt in seinem Brief an die Gemeinden in Galatien: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Galater 5,1) Ja, um Gottes willen nicht dahin zurückfallen, wo die Herzen eng sind und die Gedanken düster!

 

Der Glaube schenkt eine große innere Freiheit. Das Bewusstsein, dass Gott mich mit all meinen Ecken und Kanten voller Liebe annimmt und mich begleitet, ist für mich wie ein Zuhause mit viel Licht und einem weiten Blick in die Welt rundherum.

Da geht man dann gerne raus und hat offene Augen für die Menschen, die einem begegnen.

25.06.2015
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh