Geborgenheit

Wort zum Tage
Geborgenheit
27.02.2017 - 06:20
25.02.2017
Pfarrerin Marianne Ludwig

Geborgenheit. Vor einigen Jahren hat der deutsche Sprachrat dieses Wort zum zweitschönsten unserer Sprache gewählt. Geborgenheit ist ein Lebensgefühl, das mehr bedeutet als Sicherheit oder Gemütlichkeit. Vertrauen gehört dazu und sich selbst einmal loslassen. Wer sich nicht geborgen fühlt, kennt wenigstens die Sehnsucht danach.

 

Kein Wunder also, dass die Menschen der Bibel solche Geborgenheit bei Gott suchen: „Sei mir gnädig, Gott! Denn bei Dir birgt sich meine Seele. Im Schatten deiner Flügel suche ich Zuflucht.“ (Ps 57,2)

 

Mit immer neuen Bildern beschreibt die Bibel diese Sehnsucht. Viele stammen aus der Landwirtschaft. Dem Beter des eben zitierten 57. Psalm steht vielleicht eine Glucke mit ihren Küken vor Augen. Wenn Gefahr droht, sammelt sie ihre Jungen unter ihren Flügeln. Andere Psalmen erzählen vom Hirten, der seine Schafe hütet und in der Not nicht davonläuft.

 

Heutzutage sind uns solche Bilder eher fremd. Landwirtschaft kennen viele nur noch vom Hörensagen. Und wenn wir heute jemanden als „Schaf“ bezeichnen, ist das wenig schmeichelhaft.

 

Trotzdem lohnt es, solche Bilder einmal auf sich wirken zu lassen. Schafe zum Beispiel sind alles andere als dumm. Sie sind äußerst anpassungsfähig und lernen aus ihren Erfahrungen. Aber sie sind auf einen Hirten angewiesen. Denn wenn sich eines entfernt von der Herde, wird es kaum von selbst zurückfinden. Der Hirte muss also auf jedes einzelne achten und die Herde zusammenhalten.

 

Deshalb vergleichen die ersten Christen Jesus mit einem „guten Hirten“. Für sie ist er der Sohn Gottes und trotz aller Gefahren fühlen sie sich bei ihm geborgen. Die Bibel erzählt, wie sie seiner Fürsorge vertrauen, sogar über seinen Tod hinaus. Auch als Auferstandener steht er den Seinen bei, daran haben sie geglaubt.

 

Übrigens: Johann Sebastian Bach war so beeindruckt von dem Bild ruhig weidender Schafe, dass er eine Kantate darüber komponiert hat. „Schafe können sicher weiden“. Nach der Melodie dieser Kantate läßt es sich bestens tanzen. Ein genialer Gedanke: Wer sich geborgen fühlt, kann sich fallen lassen. Und vielleicht sogar anfangen zu tanzen.

25.02.2017
Pfarrerin Marianne Ludwig