God is still speaking

Wort zum Tage
God is still speaking
16.09.2016 - 06:23
07.09.2016
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh

Das bunte Komma in den Regenbogenfarben, etwa so groß wie mein Daumennagel macht mich neugierig. „God is still speaking“ steht auf dem Anstecker in Kommaform, sinngemäß: „Auch heute spricht Gott zu uns!“ Bethany, mein amerikanischer Gast, trägt den ‚Komma-Anstecker‘ an ihrem Revers. Sie kommt aus der amerikanischen Partnerkirche unserer Landeskirche, der UCC, der United Church of Christ. Abends sitzen wir bei einem Bier zusammen und ich habe endlich Gelegenheit, sie nach ihrem Anstecker zu fragen.

 

Das Komma steht für eine Aufforderung: „Setze nicht einen Punkt, wo Gott einen Komma gesetzt hat. Gott spricht auch heute zu uns.“ Und Bethany setzt den zweiten Slogan der Kampagne der UCC hinzu: „Unser Glaube ist zweitausend Jahre alt, unser Denken ist es nicht!“ Unsere amerikanische Partnerkirche versteht sich als „offen und bejahend“. Als ich vor zwei Jahrzehnten dieser Formel „open and affirming“ zum ersten Mal begegnet bin, war sie für mich junge deutsche Theologin eine kleine Offenbarung: Für viele Gemeinden der UCC war es auch damals schon selbstverständlich, dass Menschen mit sehr unterschiedlichen Lebensformen und Glaubenswegen bei ihnen willkommen sind, Menschen unterschiedlicher Rassen, Menschen verschiedener sozialer Schichten, Schwule und Lesben. Der Glaube verändert sich, weil Menschen sich verändern, weil unser Verständnis davon, wie wir zusammenleben wollen und wie die Liebe zu unseren Nächsten und der Respekt vor unserem Mitmenschen sich konkret äußert, immer wieder neu formuliert werden muss.

Bethany, meine Gesprächspartnerin, ist von der Idee, die hinter dem bunten Komma steht, ganz begeistert: „Das Komma lädt uns ein, zu entdecken, wie Gott zu uns spricht. Er spricht zu uns durch andere Menschen, in der Natur, in der Musik und Kunst, durch eine spannende neue Theorie, durch die Worte der Bibel und auf vielfältige Weisen. Gott spricht auch heute zu uns!“ Mich steckt ihre Begeisterung an und ich bewundere das schlichte und aussagefähige Zeichen: ein Komma. Es verbindet die reiche Geschichte unseres Glaubens mit der Zukunft. Gott spricht auch heute zu uns, durch all die wunderbaren Menschen und ihre Ideen, und auf eine Art und Weise, mit der Gott den Menschen immer wieder neue Möglichkeiten schenkt.

 

Zum Abschied hat Bethany mir ihren Komma-Anstecker geschenkt. Ich trage ihn gern, weil er mich daran erinnert: Gott ist mit mir auf dem Weg und auch mein Glaube verändert sich immer wieder. Gott spricht auch heute zu uns Menschen, mit Worten und Ideen, mit Kunst und Musik, die unser Leben heute prägen. Ich wünsche mir mit offenem Herzen hinzuhören und hinzusehen!

07.09.2016
Pfarrerin Angelika Scholte-Reh