„Mach’s wie Luther!“

Wort zum Tage
„Mach’s wie Luther!“
20.12.2017 - 06:20
01.11.2017
Militärdekan Dirck Ackermann
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Das war eine unruhige Nacht - im letzten Jahr,

in Bratislava in der Slowakei. Ein Treffen mit evangelischen Militärgeistlichen aus Europa. Jährlich tauschen wir uns aus über Erfahrungen im Auslandseinsatz und Zuhause. So auch im letzten Jahr. Den ganzen Tag höre ich von Erlebnissen der Kollegen, von manchen Ermutigungen, von Enttäuschungen, von schmerzlichen Verlusten. Wir diskutieren, beraten und bestärken uns gegenseitig, fragen nach einer noch besseren Zusammenarbeit.

 

Ein angefüllter Tag mit Kollegen, die mir über die Jahre ans Herz gewachsen sind. Ja, aus manchen professionellen Beziehungen sind Freundschaften erwachsen. Wie schön, dass das jetzt möglich ist: Menschen aus Nationen, die sich noch vor wenigen Generationen bis aufs Blut bekämpft haben, kommen jetzt zusammen, beraten und bereichern einander.

 

Ganz erfüllt von diesem Gedanken begebe ich mich zu Bett und schlafe ein. Doch nach wenigen Stunden wird meine Nacht unruhig. Im Halbschlaf gehen mir manche Erzählungen der Kollegen immer wieder durch den Kopf. Meine Gedanken vermengen die gehörten Geschichten miteinander, es ist, als ob meine Seele Karussell fährt. Einigermaßen gerädert wache ich am nächsten Morgen auf und gehe zum Frühstück.

 

Dann aber bekomme ich eine besondere Stärkung durch einen Kollegen aus Dänemark. Er fragt mich beim Frühstück, wie meine Nacht war. Ich erzähle in kurzen Sätzen von dem unruhigen Schlaf. Und er antwortet: „Weißt du, das kenne ich auch. In solchen Nächten halte ich mich dann an Martin Luther und bete einen Psalm oder eine Liedstrophe aus dem Gesangbuch. Das hilft mir. Meine Gedanken werden zu dem gelenkt, was mein Leben trägt und zu dem, der mir schon über manche Klippe hinübergeholfen hat. Mach’s wie Luther und bete! Damit kannst du für Ruhe in der Seele sorgen.“

 

Für diese Stärkung bin ich bis heute dankbar. In manch unruhigen Nächten bete ich nun einen Psalm, oft den, den ich seit meiner Konfirmandenzeit auswendig kenne: „Der Herr ist mein Hirte“, Psalm 23. Meine Gedanken, meine Seele werden dann in eine gute Richtung gelenkt, auf den hin, der mich nun seit 55 Jahren schon begleitet. Das schenkt mir Ruhe.

 

Vor ein paar Wochen übrigens habe ich entdeckt, welches Wort von Martin Luther mein dänischer Kollege sicher meinte.

„Rufen musst du lernen und nicht auf der Bank liegen, den Kopf hängen lassen und dich mit deinen Gedanken beißen und fressen, sorgen und suchen, wie du es loswerdest. Sondern wohlauf, die Hände und Augen gen Himmel erhoben, einen Psalm vorgenommen und deine Not vor Gott gebracht, ihm geklagt und angerufen.“

 

 

01.11.2017
Militärdekan Dirck Ackermann