Samstägliche Wege

Wort zum Tage
Samstägliche Wege
21.01.2017 - 06:23
16.01.2017
Pastor Diederich Lüken

Samstagmorgen! Was für ein wunderbares Erwachen! Der freie Tag liegt vor einem wie ein schöner, unbefahrener Weg, der zu Zielen führt, die man besonders liebt und schätzt: zu den Hobbies zum Beispiel oder zum Zusammensein mit Menschen, die man mag. Wenn jetzt noch die Sonne scheint, steigt die Laune noch mehr an, und man denkt gern an das Gedicht von Joachim Ringelnatz: „Ich bin so knallvergnügt erwacht, ich klatsche meine Hüften. Das Wasser lockt. Die Seife lacht. Es dürstet mich nach Lüften.“ Allerdings greifen diese Verlockungen in der Regel erst nach einem ausgiebigen Schönheitsschlaf, und nach dem Anhören der Frühnachrichten und der Morgenandacht dreht sich manch einer mit einem zufriedenen Seufzer noch einmal um und schlummert selig in den Tag hinein. Aber dann macht er sich doch auf den Weg zu dem Freizeitprogramm, auf das er sich eine ganze Arbeitswoche lang gefreut hat.

 

Gedacht jedoch sei auch an die Menschen, deren Wecker auch am Samstag frühmorgens klingelt und die ihren Dienst versehen müssen, ohne den die anderen den Samstag nicht feiern könnten. Gedacht sei an die Pflegekräfte in den Krankenhäusern und die Verkäuferinnen und Verkäufer in den Kaufhäusern, die Bratwurstbrater in den Imbissbuden, an Polizisten und Polizistinnen und viele andere. Es sei ihnen an dieser Stelle ein Dankeschön gewidmet. Denn die Glücklicheren, die heute frei haben, können ihre Wege eben nur dann gehen, wenn die samstäglichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Dienst tun. Mögen die, die heute frei haben, gleichwohl diesen Tag von Herzen genießen! Denn es ist Gottes Gebot, dass auf die Angespanntheit der Arbeitswoche eine Phase der Ruhe und Erholung folgt. Der Mensch lebt nicht für seine Arbeit, sondern er arbeitet dafür, dass er menschlich leben kann. Er arbeitet nicht nur für das Notwendige des Alltages, Essen, Trinken, Kleidung, Wohnung. Er arbeitet auch dafür, dass er sich Zeiten gönnen kann, die seinem Leben jenseits der Erwerbsarbeit Sinn und Freude schenken. Man kann natürlich auch am freien Samstag seine Leistungsfähigkeit und seinen Fleiß beweisen, wenn einem das Freude macht. Man muss es aber nicht. Es darf Zeiten der Ruhe und der Stille geben. Gerade dann mag es sich zeigen, dass das Leben Wege bereithält, die weiter führen als bis zu dem, was man mit der Hände Arbeit verrichten kann. Dass unsere samstäglichen Wege uns zur Freude führen, dafür gibt es in einem Morgenlied von Paul Gerhardt ein Gebet, das uns dabei helfen kann: „Gib, dass wir heute, Herr durch dein Geleite, auf unseren Wegen unverhindert gehen und überall in deiner Gnade denstehen.“

16.01.2017
Pastor Diederich Lüken