Willst Du mein Freund sein?

Wort zum Tage
Willst Du mein Freund sein?
30.09.2016 - 06:23
29.09.2016
Pastor Sebastian Begaße

In der Schule schrieben wir uns Zettelchen: „Willst Du mein Freund sein?“ Heute laufen solche Anfragen mehr über das Internet. Dabei ist das Sammeln von Freunden für manche zu einem richtigen Wettbewerb geworden. Dadurch wirkt der Begriff „Freundschaften“ etwas inflationär. Denn natürlich ist nicht jede  schöne Bekanntschaft  gleich eine Freundschaft. Freunde sind für mich Menschen, die mir was sagen dürfen.  Und die mich so auch vor mancher Peinlichkeit bewahren. Von Freunden schauen wir uns Dinge ab, die für unsere Weiterentwicklung wichtig sind: „So wie der das macht, will ich das auch können!“ Der Philosoph Aristoteles unterscheidet zwischen drei Arten von Freundschaften: Die Zweck-Freundschaft, wie man sie unter guten Kollegen im Beruf hat. Die Lust-Freundschaft, bei der wir mit anderen vor allem gemeinsame Interessen teilen, Wandern z.B. oder Doppelkopfspielen. Und dann gibt es noch die Herzensfreundschaften, wo man wirklich vertrauliche Dinge miteinander teilt. Solche Freunde gibt es meist nicht sehr viele in einem Leben.

Von  einer besonders tiefen Freundschaft erzählt die Bibel im 1. Buch Samuel. Da kann man gut sehen, welche Merkmale eine Herzensfreundschaft hat: David und Jonathan konnten als Männer miteinander über ihre Gefühle reden - und auch miteinander weinen. Über Sorgen, Ängste,  Dinge, die einfach traurig waren. Als David eines Tages vor Jonathans Vater, dem König Saul, fliehen muss, verrät Jonathan nicht, wo David sich versteckt hält. Selbst als Saul einen Speer nach seinem Sohn Jonathan schleudert! Ein guter Freund muss ein Geheimnis bewahren können. Jonathan kann das. Ohne seinen Freund  hätte David diese schwere Zeit in seinem Leben nicht durchstehen können.  Dabei kann echte Freundschaft aber nicht nur durch Hilfeleistungen existieren. Echte Freunde begegnen sich auch immer mit einem gewissen Respekt. Jeder dient mal dem anderen. Keiner muss dem anderen in der Freundschaft hinterherlaufen. Ein Freund ist jemand, dem ich was erzählen kann und merke: „Mensch, so schlimm ist das ja gar nicht. Ich bin gar nicht der einzige, dem es so geht. Da versteht mich jemand und verlässt mich nicht.“ Ich glaube, David konnte auch deshalb offen über seine Schwächen sprechen weil er glaubte: Selbst wenn Peinlichkeiten auf den Tisch kommen und Menschen sich von mir abwenden, sind da immer noch Gottes Zuneigung und Verstehen.

Es fällt leichter, von den eigenen Schwächen zu sprechen, wenn ich weiß, dass Gott - ja, wie ein Freund - für mich da ist. Eine gute Basis für Freundschaften, finde ich – und besonders für Herzensfreundschaften. Denn die können nur da entstehen, wo ich mich traue, dem anderen etwas von mir anzuvertrauen. Und  wir wachsen mehr zusammen.

29.09.2016
Pastor Sebastian Begaße