„50 Jahre deutsch-israelische Beziehung“

„50 Jahre deutsch-israelische Beziehung“
16.05.2015 - 23:35

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

als ich vor 15 Jahren das Ende meines Studiums im Blick hatte, war mir nicht sehr viel klar. Nur, dass ich unbedingt für ein Jahr nach Israel reisen wollte, das wusste ich. Und ich habe zu keiner Zeit mehr Eindrücke und tolle Erfahrungen gesammelt, als in diesem so geschichtsträchtigen Land im Nahen Osten. Für mich als Theologen hat es durch seine biblischen Bezüge an jedem einzelnen Ort Bedeutung. Für mich als jungem Deutschen wurde in persönlichen Begegnungen die besondere Geschichte und Verbundenheit mit den Israelis spürbar. Und als Gast in einem fremden Land haben mich immer wieder und bis heute Fragen beschäftigt: Wie können die Menschen in diesem kleinen Land leben?  Da sind die Anfeindungen aus den Nachbarländern der Region und kein Israeli kann einfach so in ein Nachbarland fahren, wie wir das kennen. Da gibt es die Dauerpräsenz des Militärs im Straßenbild. Es gibt den anhaltenden Konflikt mit den Palästinensern und die riesige Herausforderung der religiösen und kulturellen Vielfalt.

Seit meinem Jahr in Israel wirken die Themen bundesdeutscher Politik auf mich vor diesem Hintergrund sehr viel kleiner. Und ich bin bis heute fasziniert von diesem Land und von seiner Gesellschaft, die eine Zerreißprobe nach der anderen zu bestehen hat. Die Faszination geht weit über religiöse Orte hinaus: abseits der Touristenwege, in Tel Aviv oder Haifa, gibt es schöne Mittelmeerstrände, eine beeindruckende Kulturszene oder die Fähigkeit junger Israelis, richtig gute Partys zu veranstalten. Und nicht zuletzt wirkt auch die Begeisterung überraschend, mit der junge Israelis sich für Deutschland interessieren oder Berlin besuchen. Fünfzig Jahre ist die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen unseren beiden Staaten her.

Vielleicht, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ist aber gerade die positive Entdeckerlust  das Beste, was der Beziehung zwischen Deutschland und Israel passieren kann. Sie steht neben dem weiterhin wichtigen Blick in die Geschichte des Judentums in Nazi-Deutschland.

Im Alten Testament gibt es diese Entdeckungslust übrigens auch schon: Bevor die Israeliten da selbst in das gelobte Land einziehen, schicken Sie etwas ängstlich ein paar Kundschafter voraus. Und die kehren nicht nur mit verrückt anmutenden Erzählungen und wilden Gerüchten zurück, sondern auch mit übergroßen Früchten. Diese großen Früchte sollen den Anderen Lust auf das fremde Land machen. Da geht es natürlich nicht um historische Fakten. Es geht vor allem um eine zwischenmenschliche Grundhaltung: Wer aufbricht, um den anderen Menschen und die andere Kultur wie ein fremdes Land zu erkunden, der wird eine Fülle an Dingen entdecken, die er kaum allein tragen kann. Diese Entdeckerlust würde ich mir gegenseitig wünschen. Viel Spass deshalb allen, die von diesen Früchten probieren und Erkundungen in dieses spannende, kleine Land unternehmen können! Und einen gesegneten Sonntag!