Aufeinander verlassen

Aufeinander verlassen
Der Bund fürs Leben: Völlig normal?
30.05.2015 - 23:35

Meiner Frau und mir sind letzte Woche Bilder von unserer eigenen Hochzeit in die Hände gefallen. Die liegt jetzt schon eine ganze Weile zurück. Umso interessanter die alten Aufnahmen von unseren Gästen. Schau mal, der hier hat sich fast gar nicht verändert. Darauf meine Frau: Und du warst damals viel schmaler. Vielleicht kennen Sie das. Da hat sich ganz schön viel getan.

 

Auf unserer Hochzeit haben zwei Männer mitgefeiert, die waren zusammen, aber nicht offiziell. Sie waren ein Paar, aber das wussten nur einige Freunde. Die eingetragene Lebenspartnerschaft gab es damals noch nicht. Eigentlich war das 1990 noch undenkbar. Auch das hat sich seither geändert.

 

Und noch etwas ist in den letzten Jahren anders geworden. Wenn wir vor ein paar Jahren unsere Hochzeitsbilder betrachteten, dann haben wir auf einzelne Pärchen gezeigt und gesagt: Die hier haben sich getrennt. Heute machen wir´s umgekehrt, zeigen auf die anderen und stellen fest: die hier sind noch zusammen – und die…

 

Über lange Zeit mit ein und demselben Menschen zusammenzuleben ist ja nicht einfach. Großartig, wenn es gelingt. Manchmal kann es auch besser sein, sich zu trennen. Dann kommt es darauf an, dass niemand ins Elend fällt. Dafür ist Jesus in der Bibel leidenschaftlich eingetreten. Vielleicht wundert Sie das, aber zu Zeiten Jesu war eine Scheidung nicht schwer. Zumindest in einer Richtung. Wenn eine Frau keine Gnade fand vor den Augen ihres Mannes, konnte er ihr einen Scheidebrief in die Hand drücken und sie aus dem Haus entlassen. Ziemlich einfach. Und verheerend für die Frau ohne Beruf, ohne Sozial- und Rentenversicherung.

 

Jesus trat ein für eine verlässliche und dauerhafte Beziehung, in der sich einer auf den anderen verlassen kann. Es ging Jesus ganz zentral um den Schutz des schwächeren Partners. Das war damals die Frau. Heute kann das auch den Mann treffen. Wer schuld ist an der Trennung oder woher einer kam, unwichtig. Welche Vorwürfe der eine dem anderen macht, welche berechtigt sind oder nicht – unwichtig. Der Schwächere darf nicht leiden, weil er ohne Schutz ist. Ob anders- oder gleichgeschlechtlich: ich finde, das sollte für alle gelten.

 

Etliche Paare auf unseren Hochzeitsfotos sind nicht mehr zusammen. Ich bin froh, dass niemand durch die Trennung im Elend gelandet ist. Die beiden Männer auf unserer Feier damals gehören übrigens zu denen, die noch zusammen sind. Inzwischen sind sie offiziell getraut. Davon ist die Welt nicht untergegangen, wirklich nicht. Ihr gemeinsames Leben macht anderen Mut. Und beim Betrachten der Bilder bin ich froh über alle, denen solches Glück vergönnt ist.

 

Ich wünsche einen gesegneten Sonntag!