Auf den Hund gekommen

Auf den Hund gekommen
Erste Erfahrungen von Pfarrer Christian Rommert mit Welpe Layla
15.08.2020 - 23:40

Das Wort zum Sonntag: 15.08.2020

Sprecher: Pastor Christian Rommert, Bochum

Auf den Hund gekommen

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,

Wir haben uns einen langen Traum erfüllt. Dieses süße Wesen ist vor einigen Wochen bei uns eingezogen. Ein Welpe! Knuffig oder? Wir haben das als Familie lange überlegt. Und nun ist sie da! Jeden Morgen gehen wir jetzt mit ihr an den See, an der Ruhr spazieren und trainieren... Sitz! Komm! Bleib! Und: Platz!

Wie gesagt, wir üben noch.

Der schöne Nebeneffekt von Layla: sie lässt mich ein bisschen vergessen, was alles um uns herum passiert. Leine an, mit dem Hund ans Wasser - und der Kopf ist frei! Eine wirklich schöne Welt. Meine kleine, private schöne Welt. Das Glück liegt schließlich in den kleinen Dingen. Das war der Gedanke dahinter. Hat auch geklappt. Erst einmal!

Doch seit einigen Tagen…ich wünschte, es wäre anders. Ausgerechnet durch Layla funktioniert mein “ich-lass-die-böse-Welt-mal-draußen”- Spiel nicht mehr so gut. Mit dem Hund komme ich jeden Tag raus in die Natur. Und mit jedem weiteren Tag Hitze fällt mir auf, wie trocken der Wald ist und wie verdorrt die Wiesen aussehen. Ich meine, wir haben August - doch draußen scheint es, als wäre es Herbst! Und dazu die vielen braunen, verdorrten Fichtenwälder: Tausende Bäume sind krank. Der Borkenkäfer, Pilze, Bakterien, der Wassermangel.

 

Ausgerechnet dadurch, dass ich jetzt jeden Tag mit Layla unterwegs bin, erinnere ich mich plötzlich an jede Menge Dinge, die durch Corona in den letzten Wochen in den Hintergrund gerückt sind. Der Klimawandel. Die „Fridays for Future“- Bewegung. Nur weil niemand mehr davon spricht und darüber schreibt, wir gute Gründe haben, wegzuhören, wegzuschauen, sind die Probleme ja nicht vorüber! Das wird mir klar, wenn ich die Wälder sehe. Corona hat die Stimmen leiser werden lassen, die uns darauf hingewiesen haben. Doch die vertrockneten Bäume schreien jeden Tag in einer klaren Sprache zu mir: Es geht uns schlecht! Unserer Erde geht es schlecht!

Also: Weiter weghören? Wegsehen? Weil alles eh schon zu viel ist? Die Bibel findet richtig scharfe Worte für die, die lieber weghören, als hinzusehen, für die, die lieber die Realität leugnen, als Verantwortung zu übernehmen: ”Denn das Herz dieses Volkes ist verfettet, und mit ihren Ohren hören sie schwer, und ihre Augen haben sie geschlossen, so dass sie nicht mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und nicht mit dem Herzen verstehen.«

Ich weiß, es ist viel im Moment. Glücklich, wer halbwegs vernünftig durch diese bekloppte Corona-Zeit kommt… Gesund bleibt. Nicht Pleite geht. Aber der Klimawandel hat sich nicht freigenommen. Nur weil Corona ist. Er ist noch da! Wegsehen, weghören, heile Welt spielen und mit dem Hund Gassi gehen? So wie ich es machen wollte, das funktioniert nicht!

Seit ich Verantwortung für Layla habe, für unseren kleinen Hund, denke ich noch mal anders über das, was wir Menschen unserem Planeten antun, den Tieren, den Pflanzen. Layla vertraut mir, sie ist treu. Das ist manchmal total rührend. Aber sie ist auch von mir abhängig. Und ich habe Verantwortung für sie - und nicht nur für sie, sondern für andere Lebewesen. Für diese Welt. Und erst recht Verantwortung für unsere Kinder. Wir müssten ihnen doch eine gesunde Welt als Lebensraum hinterlassen!

Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, sehe ich:

Wir haben einen Auftrag, eine Verantwortung für die kommenden Generationen. Menschen zu sein, deren Augen hinsehen, die mit den Ohren hinhören und die mit dem Herzen verstehen.