Überzogene Cleverness

Überzogene Cleverness
Pfarrer Dr. Wolfgang Beck
09.04.2016 - 23:05

Das kann doch nicht wahr sein, es ist nicht zu fassen. Da wollen Menschen zusammen leben, haben Absprachen getroffen, möchten zusammen feiern, und dann kommen einige auf diese ganz clevere Idee, einfach nur untereinander, unter den Wohlhabenden und Reichen zu teilen, die anderen, die nichts beizusteuern  haben, außen vor zu lassen.

Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, Sie ahnen vielleicht schon, worüber ich sprechen möchte? Nein, gar nicht mal über die Briefkastenfirmen in Panama, sondern zunächst über Menschen, die vor 2000 Jahren in der Stadt Korinth gelebt haben.

Da gibt es Menschen, die miteinander das Leben teilen wollen und nach den Idealen Jesu leben möchten und dann sind da doch einige dabei, die sich für besonders clever halten und nur unter den Reichen teilen wollen. Es ist eine bittere, eine ernüchternde Erkenntnis, die uns die Bibel da berichtet.

Das Denken, das es bei solchen besonders cleveren Menschen offensichtlich immer wieder gibt, das ist aber vielleicht auch jedem von uns ganz vertraut. Es ist nämlich das Denken einer überzogenen Cleverness. Damit werden Tipps und Tricks genutzt und Menschen denken "ich hole eben alles raus aus den Möglichkeiten, die sich mir bieten". Jeder von uns kennt das vielleicht ein wenig, auch ich, wenn ich größere Anschaffungen zu tätigen habe, vergleiche Preise im Internet und ich wäre auch dankbar, wenn der Steuerberater mir hier oder da einen Hinweis gibt, wie ich Geld sparen kann, natürlich legal, das ist selbstverständlich, das ist ein Minimum und deswegen ist vieles von dieser Cleverness auch weit entfernt von den Briefkastenfirmen in Panama. Und doch - es gibt dahinter das Denken, das ich doch blöd wäre, wenn ich nicht alles nutzen würde.

Das Problem ist nur, dass dieses Denken eben auch sehr abstoßend und asozial sein kann. Das gilt gerade auch für die Beteiligung von Banken, die einerseits noch mit viel Steuergeld gerettet werden und gleichzeitig schon in solche Machenschaften verwoben sind. Da begegnet uns diese überzogene Cleverness. Mit der hat es eben auch der Apostel Paulus zu tun und er fragt ein bisschen ironisch "Soll ich euch dafür loben? Nein, dafür kann ich euch nicht loben", stellt er klar.

Nun, ich glaube, dass es gegenüber dieser überzogenen Cleverness auch eine gute Naivität geben kann. Vielleicht ist diese Naivität manchmal so, dass sie verschlafen wirkt, vielleicht ein bisschen dumm. Aber ich glaube, es gibt auch eine gute, eine sympathische Naivität. Es ist nämlich eine, die Gelassenheit ausstrahlt. Eine Gelassenheit im Umgang auch mit dem eigenen Reichtum, eine Gelassenheit vor allem im Umgang mit all den Möglichkeiten, die sich mir bieten, eine Gelassenheit, die eben nicht alles rausholen muss.

Das, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ist vielleicht wirklicher Reichtum.

Diese Gelassenheit, die wünsche ich mir und Ihnen und uns - zusammen mit einem gesegneten Sonntag.