Wahres - Notwendiges - Gütiges

Wahres - Notwendiges - Gütiges
Pfarrer Benedikt Welter
06.02.2016 - 22:30

"Ein toter Flüchtling in Berlin, der nicht tot ist"; "ein verschwundenes russischstämmiges Mädchen. Entführt und vergewaltigt", hieß es. Tatsache: Es war bei einem Bekannten untergekommen. Kein Verbrechen, kein Skandal. Solche Meldungen regen auf, kaum dass sie in der Welt sind – Aufregung bis zu diplomatischen Verwicklungen. Und am Ende stellt sich dann heraus: Alles war ganz anders. Die so genannten "sozialen Netzwerke" haben da eine ganze Menge "unsoziales Durcheinander" bewirkt.

Das hier waren jetzt nur zwei bekannte Beispiele aus jüngster Zeit. Ich staune immer wieder: Ein, zwei Posts; und schon läuft das an. Irgendwie ist alles entsetzt, empört und emotional erregt – im Dauerzustand. Mobbing, Hass-Sprech und Shitstorms als trauriger Lebensalltag!? Allerdings: alles irgendwie schon mal dagewesen. Das Geschwätz gehört zum Menschen, seit Menschen ihre Zunge zum Sprechen gebrauchen.

Und bei den Alten finde ich auch eine kurze Geschichte dazu. Man erzählt sie sowohl vom antiken griechischen Philosophen Sokrates als auch vom mittelalterlich türkischen Mullah Nassredin: Jedenfalls empfiehlt da ein weiser Mann: Alles, was du gehört hast und weitererzählen willst, solltest du erst einmal durch drei Siebe geben. Durch das Sieb der Wahrheit, das Sieb der Güte und das Sieb der Notwendigkeit. Und dann erzähle nur das weiter, was am Ende noch übrig bleibt.

Die Bedeutung von Teilen

Für mich ist diese Geschichte immer noch aktuell; sie trifft. Ist das, was du mir sagen willst, wahr – gütig – notwendig? Mir gefällt am besten das Sieb der Güte. Ist das, was ich einem anderen mitteilen will, ist das "gütig"? Also ist es "wohlwollend"? Wohlwollend dem Menschen gegenüber, dem ich da etwas sage. Und wohlwollend auch dem gegenüber, über den ich was erzähle. Dieses Wohlwollen gelingt mir, wenn ich ein Grundvertrauen habe in mein eigenes Leben.

Darum geht es auch in der Fastenzeit, die am kommenden Aschermittwoch anfängt. Da lesen wir in der Bibel: " Leben und Tod lege ich Dir vor, Segen und Fluch. Wähle das Leben!" (Dtn 30, 19) Darum geht es. Das Leben wählen und das Vertrauen zurückgewinnen. Die christliche Fastenzeit ist eine gute Zeit, das einzuüben. Und eine gute Zeit für die Drei Siebe. Jetzt befürchten Sie vielleicht: ah ja; und dann kommt der Kirchenmiesepeter und sagt, dass wir auch bei Twitter, Facebook und Co fasten sollen.

Ganz im Gegenteil: nutzen Sie doch vielmehr jedes Mittel der Kommunikation in den vierzig Tagen bis Ostern noch viel mehr und vor allem noch intensiver und besser als sonst schon: teilen Sie viel Wahres mit anderen; teilen Sie viel Notwendiges. Und vor allem: teilen Sie mit anderen ganz viel Güte und Gütiges!