Christenverfolgung - nach wie vor aktuell

Christenverfolgung - nach wie vor aktuell

Gideon Jacob (54), Christliche Initiative für Indien (CIfI) und Pastor einer großen Freikirche in Tiruchy, Indien, mit 3000 Gottesdienstbesuchern, ist nach Deutschland gereist. Unter Tränen berichtet er von seiner Reise durch die Verfolgungsgebiete in Orissa und den Menschen, die er dort getroffen hat.

 

Seit Anfang September tobt in Mittelostindien eine Christenverfolgung mit grausamen Ausschreitungen. Nach dem Attentat auf den Guru Swami Laxmananda am 26.08.08 traf der schlimmste Scharfmacher der indischen Hindunationalisten in Bhubaneswar, der Hauptstadt des Bundesstaates Orissa, ein. Noch bevor Pravin Bhai Tagodia, der Chef des berüchtigten "Welthindurates" (VHP), den Flughafen verließ, diktierte er den Journalisten, was er im Bundesstaat verbreitet wissen wollte: "Dies war ein Angriff der Kirchen auf die Religion der Hindus - die Aktivitäten der Kirchen in Orissa gehören verboten", soweit die Frankfurter Allgemeine Zeitung. In Wahrheit hatten Christen mit der Ermordung des Gurus nichts zu tun.

 

Mehr als 60.000 Christen sind nun auf der Flucht vor fanatischen Hindus. "Bajrang Dal“ heißt die Gruppe, die von der indischen Regierung aufgrund der bevorstehenden Wahlen nicht mehr als terroristische Gruppe, sondern nur als zu kontrollierende Glaubensgemeinschaft eingestuft wurde. Bajrang Dal Anhänger stacheln in ganz Orissa die Bevölkerung gegen die Christen auf. Häuser werden von dem Mob vollständig zerstört und viele werden misshandelt und getötet. 

 

Mehr Angst vor den Menschen als vor wilden Tieren

"Ich habe die Glaubenshelden aus Hebräer 11 direkt vor Augen gehabt“, sagt Pastor Jacob. Zehntausende verstecken sich in den angrenzenden Wäldern. Sie haben mehr Angst vor den Menschen draußen, als vor wilden Waldtieren, wie Bären, Tiger und Elefanten. "Ich bin durch die Dörfer gefahren: In Orissa sind fast alle christlichen Kirchen, Gemeinden, Einrichtungen und Häuser zerstört, verbrannt oder besetzt!“, erzählt Gideon Jacob. Dies wurde in der ARD Reportage Weltspiegel am 26.10.08 bestätigt.

 

Um Abhilfe zu schaffen, stampfte die indische Regierung Flüchtlingscamps aus dem Boden. Bis zu 1000 Personen wohnen nun in kleinen Lagern, mit nur unzulänglichen sanitären Anlagen. "Die Menschen brauchen dringend Decken, Handtücher, warme Kleidung und Bücher für die Kinder“, sagt Gideon Jacob. Frauen und Kinder leiden am meisten unter der Not. Herausgerissen aus ihrem Wohn- und Schulumfeld fehlt ihnen jegliche Perspektive für die Zukunft. "Wir sollen dem Christentum absagen und wieder Hindus werden,“ erzählte ein 19-jähriges Mädchen. "Aber ich werde Jesus niemals verleugnen!“.

 

Weltverfolgungsindex Platz 30

Betroffen sind alle christlichen Kirchen. Doch Indien steht auf dem Weltverfolgungsindex erst auf Platz 30. Ganz oben steht Nordkorea, gefolgt von Saudi-Arabien, Iran, Malediven, Bhutan, Jemen, Afghanistan, Laos, Usbekistan und China. Insgesamt 200 Millionen Christen werden weltweit verfolgt, weitere 200 bis 400 Millionen werden diskriminiert. WELT-ONLINE veröffentlichte im September 2007: "Keine Religionsgemeinschaft wird mehr verfolgt als das Christentum".

 

"Bitte betet für die Christen in Orissa, dass sie auch unter Druck und unter Bedrohung ihres Lebens Jesus treu bleiben! Betet, dass das Blut der Märtyrer auch in Orissa wieder zum "Samen der Kirche“ wird!“, sagt Gideon Jacob und denkt dabei an die vielen ihm bekannten Schicksale seiner indischen Brüder und Schwestern. Er selbst reist wieder zurück nach Indien, doch dieses Gebetsanliegen lässt er hier.

 

Esther Dymel-Sohl (CZA)

 


 

Dieser Artikel ist erschienen in der in der Zeitschrift "GEISTbewegt!", Ausgabe 12/2008.