Porträt der Evangelischen Auferstehungsgemeinde Mainz

Porträt der Evangelischen Auferstehungsgemeinde Mainz

Die Gemeinde

Nach dem 2. Weltkrieg wurde auch der Hartenberg in Mainz zum Wohngebiet. Die evangelischen Christen trafen sich zunächst in der Lukas-Kapelle am Park. Die Gemeinde wuchs, und so wurden Mitte der 50er Jahre Pläne geschmiedet für einen richtigen Kirchenbau. 1. Preisträger des Wettbewerbs und damit Architekt der Kirche war Hans-Joachim Lenz. 1961 erfolgte die Grundsteinlegung, am 11. November 1962 wurde die Auferstehungskirche durch den damaligen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller eingeweiht.
Sie liegt mit Gemeindezentrum und Kindergarten stadtnah in Nachbarschaft zu Hauptbahnhof, Universität, Stadion und zum Landesfunkhaus des SWR.
Nach außen ist an der 1962 aus Beton erbauten Kirche besonders bemerkenswert der Fries, der umlaufend um das Gebäude in vierzig Bildern die biblische Geschichte erzählt.
Für den Namen der Kirche hatten sich in einer Befragung 70% der Gemeindeglieder ausgesprochen. Denn schon der Apostel Paulus schreibt: Nur durch die Botschaft von der Auferstehung Jesu Christi wird unser Glaube tragfähig im Leben und im Sterben.

 

Heute zählt die Auferstehungsgemeinde in Mainz rund 2200 Gemeindeglieder.
Prägend für Gemeindeleben und Gemeindeentwicklung ist das Feiern der Gottesdienste: immer mit Abendmahl, mit viel Musik unterschiedlicher Art und unter Mitwirkung vieler Beteiligter. Als ein Kennzeichen mag dienen, dass es in der Gemeinde vierzehn Prädikantinnen und Prädikanten gibt. Alle Sonntagsgottesdienste sind Gemeindegottes-dienste für alle Altersstufen, allerdings gibt es nach gemeinsamem Anfang eigene Angebote in drei Kindergottesdiensten und dem Jugendgottesdienst. Sonntäglich kommen etwa dreihundert Menschen zum Gottesdienst, darunter 70 Kinder und Jugendliche.
Die Auferstehungsgemeinde ist eine regionale Gemeinde: ca. dreihundert Menschen haben sich offiziell hierher umgemeinden lassen, daneben gibt es eine ganze Reihe von mehr oder weniger regelmäßigen "Sympathisanten", etwa 10% der Gottesdienstteilnehmer sind katholisch.

 

Woher wir das wissen? Im Jahr 1997 haben wir eine Gemeindebefragung durchgeführt im Rahmen eines Entwicklungsprozesses, den wir genannt haben:

 

Spur 2002

Dieser Prozeß wurde 1997 vom Kirchenvorstand und vom Mitarbeitertreffen in Gang gesetzt und im Sommer 1999 durch Gemeindeversammlung und Kirchenvorstand in seinen Ergebnissen beschlossen. Er sollte dazu dienen, dem Auftrag Gottes für unsere Gemeinde nachzuspüren. Damit dieser Prozeß auch auf dem Weg bliebe und zu einem Ziel führe, hat der Kirchenvorstand eine fünfköpfige Spurgruppe eingesetzt, deren Mitglieder – bis auf den Pfarrer – nicht dem Kirchenvorstand angehörten, aber die Gemeinde gut kannten. Den Anstoß zu dem ganzen Unternehmen gaben eine Beobachtung und ein biblisches Gleichnis.

 

Die Beobachtung: Häufig orientieren wir uns im Planen und Überlegen gerade an den Defiziten – was gibt es bei uns noch nicht? Eine Aufgabe wird ausgerufen mit dem Nachsatz: Wer macht´s? Dabei haben wir oft übersehen, danach zu fragen, ob Gott uns für diese Aufgaben auch ausgerüstet hat mit entsprechenden Menschen und Talenten.

 

Wäre es nicht besser, umgekehrt zu fragen: Diese Menschen sind hier als Auferstehungsgemeinde – welche Talente hat Gott uns gegeben, welchen Auftrag mag Gott für unsere Gemeinde damit verbinden?

 

Das biblische Gleichnis: Jesus erzählt vom Himmelreich wie von einem Menschen, der außer Landes ging und seinen Knechten sein Vermögen anvertraute (Matthäus 25, 14 - 30). Für die Gemeinde übersetzt heißt dies unter anderem, dass Gott jedem Menschen unterschiedliche Gaben, Stärken, Talente verleiht, um sie einzusetzen und damit zu arbeiten.

 

Der Ansatz:  Stärken der Gemeinde

Darum haben wir den Prozess „Spur 2002“ damit begonnen, nach solchen Gaben, Stärken, Talenten zu fragen, die uns als Gemeinde prägen. Den ausführlichen Fragebogen haben 200 der rund 350 regelmäßigen Gottesdienstteilnehmer zurückgegeben. Das Ergebnis haben wir auf einem Blatt zusammengefasst unter der Überschrift „Wer sind wir?“:

Als Auferstehungsgemeinde sind wir an folgenden Gottesgaben zu erkennen:

 

· Wir feiern am liebsten Gottesdienst. Wir sind eine Gemeinde Jesu Christi, die vom Gottesdienst her und zum Gottesdienst hin lebt. Unser Feiern lebt aus der Freude an lebendiger Liturgie und am sonntäglichen Abendmahl. Wir schätzen biblisch begründete Predigten, die sich auf unseren Alltag beziehen. Es ist gut, dass wir verschiedene Predigerinnen und Prediger hören, dass viele von uns verantwortlich im Gottesdienst mitwirken.

· Wir glauben fürs Leben gern. Uns verbindet das Vertrauen zu Jesus Christus, zu dem wir gemeinsam und persönlich beten. Die persönliche Frömmigkeit der Einzelnen drückt sich aus in der Glaubenspraxis der vielen Gruppen und Hauskreise und in der großen Zahl verantwortlich Mitarbeitender. So gelebter Glaube hilft auch in unserem Alltag.

· Wir lieben die Vielfalt. Wir kommen aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen zusammen: vom Hartenberg und von außerhalb. Wir kommen aus unterschiedlichen Glaubensrichtungen zusammen. Dadurch werden wir bereichert, aber auch herausgefordert. Wir freuen uns über das breite Altersspektrum und die Beteiligung der vielen Familien mit Kindern. Wir sind eine ökumenisch offene und in Anspruch genommene Gemeinde.

 

Dadurch sind wir zu vier Leitsätzen gelangt, die natürlich alle zusammenhängen. Sie sollen in den verschiedenen Lebensbereichen der Gemeinde in je eigener Art dazu beitragen, dass wir fruchtbringend arbeiten und zum gemeinsamen Ganzen, zum Leib Christi, beitragen.

 

Unsere 4 Leitsätze

Gott feiern-  über den Sonntag hinaus
Gästen Heimat geben -  Menschen einladen, willkommen heißen, miteinander leben.
Mit Generationen leben - alternativ zu üblichen Erfahrungen der umgebenden Gesellschaft.
Gottes Gaben ausleben - und sich in die Gemeinde einbringen.

 

Auch nach innen hat der Spurprozess in jeder Hinsicht deutlicher werden lassen, wie sehr Gemeindeentwicklung mit Beziehungsarbeit zu tun hat.

 

Ein Schwerpunktprojekt ist darum unser Netzwerk Gemeinde geworden:

 

Menschen geben sich in ihrer Wohnumgebung als Ansprechpartner der Auferstehungs-gemeinde zu erkennen. Innerhalb des Gemeindegebiets gehen sie auch aktiv auf Menschen zu. Anknüpfungspunkt sind vor allem die zweimal jährlich (persönlich) zugestellten Guten Nachrichten, aber auch die Grüße zu Weihnachten und Ostern, Taufbegleitung und in Zukunft auch die Geburtstagsbesuche.

 

Zur Unterstützung des Gemeindeaufbaus haben wir für drei Jahre eine halbe zusätzliche Pfarrstelle zugewiesen bekommen. Seit Herbst 2006 arbeitet Pfarrerin Isabel Hartmann verantwortlich im Bereich der Erwachsenenwelt. Sie unterstützt die Ehrenamtlichen, entdeckt mit ihnen neue Gaben, begleitet Projekte und ist verantwortlich für Exerzitiengruppen und den Kurs „Spiritualität im Alltag“. Unser Anliegen ist es, Glauben zu vertiefen und das Evangelium weiterzugeben.

 

Der Entwicklungsprozess der Gemeinde wird weitergehen. Der Kirchenvorstand sieht seine Verantwortung darin, diesen Prozess bewusst zu gestalten und den Mitarbeitenden gleichermaßen Richtlinien an die Hand zu geben und Freiräume zu verschaffen.
Möge Gott uns dabei die Weisheit verleihen, geistliche, organisatorische und praktische Entscheidungen im rechten Maß ineinander zu fügen.