Das Portal der Marktkirche Hannover von Gerhard Marcks

Das Portal der Marktkirche Hannover von Gerhard Marcks

Seit Pfingsten 1959 betreten Besucher und Besucherinnen die Marktkirche durch das große Bronzeportal von Gerhard Marcks (1889-1981).

Das oft bunte Treiben auf dem Marktplatz, das Leben in der Stadt und auf dem Land, das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen ist auf dem Portal abgebildet, welches den Übergang zwischen dem Profanen und dem Sakralen Raum zum einen abbildet, aber dann auch in seiner Funktion als Pforte symbolisieren soll.

Die zweigeteilte Struktur der beiden Türflügel, die völlig gegensätzliche Aussagen und Symbole abbilden, stellen dabei das ganze Leben in seiner Vielfalt, gegliedert in Concordia und Discordia, in Eintracht und Zwietracht, dar:

 

Friede ernährt, Unfriede verzehrt

Auf der rechten Seite zum Beispiel die wunderbare Einheit des Vogelpaares, die Eltern und ihre Kinder im Nest, obwohl das Böse droht - Auf der linken Seite zwei Hunde, die sich um die Beute streiten und sich so entzweien. Selbst die Türgriffe sind von Gerhard Marcks auf der Concordiaseite anders gestaltet, als der Discordiaseite. Marcks sagt, dass er die meisten Szenen, die er auf dem Bronzeportal darstellt, selbst beobachtet hat. Er verdeutlicht seinen Entwurf mit den Worten: „Friede ernährt, Unfriede verzehrt.“ Superintendent Wolckenhaar schreibt darüber im Gemeindeblatt von 1959: “Es ist ein Abbild der Welt, in der wir leben, das Abbild der Welt, aus der wir heraustreten, wenn wir in das Gotteshaus hineingehen.“

 

Woran erkennt ihr Jesus?

Bevor wir durch das Portal hindurch in den Kirchenraum eintreten, frage ich die Schülerinnen und Schüler, die mit mir eine kirchenpädagogische Führung in der Marktkirche unternehmen: „Wer steht über allem?“ – Die erste Antwort lautet meistens: „Jesus! Ist doch klar, als Herr der Welt. Sogar die Sterne sind abgebildet!“ Ich frage dann nach: „Woran habt ihr ihn erkannt?“ - „Am Kreuz“ – Wenn ich darauf hinweise, dass dort kein Kreuz zu sehen ist, kommt als Antwort: „Dann erkenne ich ihn eben an seiner Haltung, er segnet.“ Ich entgegne: „Segnen tun auch PastorInnen“ und frage noch einmal: „Woran erkennt ihr ihn?“ Manchmal gibt es ein langes Schweigen bis zur richtigen Antwort: „Ich erkenne ihn an den Narben in den Händen, den Füßen und an der Seite.“ Es ist der Auferstandene, der uns segnet und über allem steht.

 

von Kirchenpädagogin Marion Wrede