Geschichte der Friedenskirche Charlottenburg

Geschichte der Friedenskirche Charlottenburg

 

Das Kirchengebäude der „Friedenskirche“ in Berlin Charlottenburg befindet sich wie viele alte Freikirchen, Synagogen und Moscheen nicht an der Straße, sondern auf dem Hof. Genau gesagt: im 2. Hinterhof der Bismarckstraße 40 in Berlin-Charlottenburg,  der sogenannten Ost-West-Achse, in unmittelbarer Nähe der Deutschen Oper. Typisch für viele deutsche Freikirchen: der fehlende Kirch- und Glockenturm.

 

Das im neugotischen Stil erbaute Gebäude wurde 1898 von Ludwig Rennow nach den Plänen des Architekten Carl Moritz (1863-1944) errichtet. Die Nutzung erfolgte bis 1907 durch eine Katholisch-apostolische Kirchengemeinde.  Der Architekt  war spezialisiert auf  Sakral- und Theaterbauten sowie Bankgebäude: Rund 20 katholische Sakralbauten, sieben Theater und vierzig Banken stammen von ihm.

 

Auf dem Grundstück Bismarckstraße 40 befindet sich außer dem Kirchengebäude ein ebenfalls von Carl Moritz entworfenes Mietwohnhaus.

 

Von 1908 bis 1918 war die Kirche Synagoge. Aus dieser Zeit stammt die an beiden Seiten befindliche Empore im Kirchengebäude, die so genannte „Frauenempore“. Die jüdische Gemeinde löste sich vermutlich durch Auswanderung auf oder ging in der benachbarten Synagoge Pestalozzistraße auf. Nach 1918 wurde die Kirche von der Pfingstgemeinde „Eben Ezer“ genutzt. Unter der Bezeichnung „Eben Ezer-Kapelle“ wurde das Gebäude später unter Denkmalschutz gestellt.

 

Das Grundstück mit Wohnhaus und Kirchengebäude wurde 1920 von der seit 1898 bestehenden Baptistengemeinde Charlottenburg erworben. Nach Kriegszerstörungen im Jahr 1944 wurde die Kirche 1946 wiederaufgebaut. Seitdem haben beide Seitenwände Fenster. Die Kirchenbänke überlebten die Zerstörung und waren bis Ende der 40er Jahre noch mit den Davidssternen aus der Epoche der Synagoge verziert.

 

Während der Kriegsjahre traf sich eine seit 1924 bestehende russische Gemeinde in den Räumlichkeiten der Kirche. Trotz Verbot besuchten russische  Fremdarbeiter die Angebote der kleinen Gemeinde. Der zuständige Baptistenpastor Rudolf Vogel wurde 1949 vom russischen Geheimdienst in Westberlin entführt und am 23. März 1949 im Ostberliner Gefängnis Hohenschönhausen ermordet.

 

Heute ist die Friedenskirche Charlottenburg das Gemeindezentrum für die 130 Mitglieder der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Charlottenburg (Baptisten) KdöR.

 

Ein seitlicher Blick auf das Kirchengebäude ist möglich von der Richard-Wagner-Straße aus oder aber beim direkten Gang durch den attraktiv gestalteten Wohnhof von der Bismarckstraße in den „Kapellenhof“.