Geschichte der Erlöserkirche

Geschichte der Erlöserkirche

Fotograf: KMD Jörg Wöltche

 

Am 6. Juni 1847 wurde nach zweijähriger Bauzeit die Einweihung der neuen Kirche zur größten Freude der Badegäste und insbesondere der protestantischen Einwohner feierlich vollzogen. Pfarrer Höfer predigte über 1. Mose 28, 17: “Hier ist nichts andres denn Gottes Haus und hier ist die Pforte des Himmels” mit dem Thema: Die Bedeutung einer evangelischen Kirche


1) es ist eine heilige Stätte
2) Gottes Haus
3) die Pforte des Himmels.



Die Figur, die der Kirche 1980 den Namen Erlöserkirche gab, steht auf dem Alter und stammt von dem Künstler Heinz Heiber. Sie spielt auch in diesem Gottesdienst eine Rolle.
Die Kosten wurden mit mehr als 40 000 fl festgestellt. Dr.Granville schrieb 1850 in seinem Buch “Die Heilquellen in Bad Kissingen”: “Die Kirche wird nicht Kirche genannt, damit die dortige bei weitem überwiegend römisch – katholische Bevölkerung wegen der Erbauung dieses Gotteshauses ihr Gewissen beruhigen kann – man nennt sie nur das “Bethaus “. Er beschreibt auch den Bau in ausführlicher Weise: “…Auf dem 66 Fuß hohen Dache erhebt sich das Glockenhaus kühn bis zu einer Höhe von 90 Fuß. Der ganze Bau hat bei großer Einfachheit doch eine ruhige feierliche Wirkung. Durch den Haupteingang, der erst durch eine Vorhalle führt, gelangt man in das Innere, das in das Hauptschiff und zwei kleine Seitenschiffe geteilt ist. Der Altar, der von Stein ist, steht nach Osten, er ist mit einem Kruzifix und 6 Bronzekandelabern geschmückt. Die Kanzel steht auf der linken Seite. Von der Vorhalle führen Wendeltreppen in kreisrunden Treppenhäusern zu den Galerien und zur Orgel. Die Orgel zeichnet sich, obgleich sie nur 10 klingende Stimmen besitzt, durch Fülle und Stärke der Töne aus. Die Kirche, denn man könnte das Bethaus wohl Kirche nennen, ist geschmackvoll blaß violett mit Palisander und rotbraunen Streifen ausgemalt.” Die Orgel selber stammte von Orgelbauer Carl Friedrich Geyer (1807 – nach 1865) aus Bamberg.

 

1864: Die Zahl der Kurgäste überschritt 7000.
König Ludwig II. weilte zum ersten Mal nach seiner Thronbesteigung in Bad Kissingen. “Ihm wurde eine, von einflußreichen und angesehenen Kurgästen s.o. unterzeichnete Petition unterm 28. Juni überreicht, mit der Bitte um Errichtung einer Pfarrei. Der Erfolg blieb nicht aus. Nachdem erst noch in Beantwortung einer Anfrage des Kngl. Konsistoriums, in wie weit die Gemeinde zur Aufbringung der an der vollen Pfarrstation noch fehlenden Summen Beiträge zu leisten bereit sei, durch geeignete Vorstellung des hiesigen Kirchenvorstands und der Kirchenverwaltung konstatiert worden war, daß die Willigkeit wohl, jedoch kaum das Vermögen zu irgendwelcher neuen Lastenübernahme bei der, mit wenigen Ausnahmen unbemittelten Gemeinde sich fände, wurde durch allerhöchsten Erlaß, datiert Hohenschwangau am 15. September 1864 das prot. Pfarrvikariat dahier zu einer Pfarrei erhoben und durch Ministerialreskript vom 19. des gleichen Monats der Gehalt des künftigen Pfarrers mittels eines gewäherenden Staatszuschusses von 400 fl auf 1000 fl nebst freier Wohnung festgesetzt. Die Gemeinde beeilte sich in einer Adresse den Ausdruck ihres innigen Dankes zu den Stufen des Thrones niederzulegen.”

 

Im Februar konnte mit dem Bau begonnen werden. Am 29. Mai feierte man die Grundsteinlegung. Pfarrer Beck sprach über 1.Kor. 3.11: “Einen andern Grund kann niemand legen, außer dem der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.” Hammerschläge wurden nicht nur vom Kirchenvorstand und Bauleuten ausgeführt, sondern auch von den Königlichen Hoheiten Prinzessinnen Friederike und Mary von Hannover und Prinzessin Thekla von Schwarzburg-Rudolstadt.
Am 23. Oktober fand in Schweinfurt der Guss der Glocken statt.

 

1891: Die Glocken wurden am 3. März aufgehängt und am 8. März geweiht, sie erklangen im Es-dur-Akkord.
Am 25. Oktober fand die Einweihung der erweiterten Kirche statt: “Die Kirche erhielt nach Abbruch der alten Apsis eine Verlängerung des Schiffs um 4 Meter und einen 18 m tiefen Chor im romanisch-byzantinischen Stil. Über dem Kuppelgewölbe erhebt sich der große 40 m hohe Hauptturm, in welchem sich die drei neuen Glocken aus der Glockengießerei von G.A. Hermann Schweinfurt befinden”. Die Westfassade wurde mit zwei kleinen Türmen ausgestattet, die das Kirchendach noch um 16 m überragen. Ein sehr geeigneter Fürstenstand wurde eingerichtet, neue Ausgänge geschaffen und Raum für 300 Sitzplätze zu den bereits vorhandenen 500 Sitzplätzen gewonnen.

 

Das Innere, in welchem eine neue steinerne Kanzel und Taufstein von (katholischen) Bildhauer Valentin Weidner dahier Aufstellung fand, wurde nach Entwurf von Karl Gayda jun. dahier stilgerecht ausgemalt. Es wurde ein farbig gemaltes Chorfenster und durch hochstehende Kurgäste (Königin Marie von Hannover) ein geschnitztes Lesepult und kunstvoll gestickte Paramente gestiftet. Alles vereinigt sich nun, bei dem Kirchenbesucher einen freudig erhebenden Eindruck hervorzurufen. Die günstige Akustik von der Kanzel blieb gewahrt. Die Kosten betrugen 98000 M .”Das Motto der Festpredigt lautete: “Aus der Enge in die Weite, aus der Tiefe in die Höhe”.Die beiden seitlichen Glasfenster (so genannte “Teppiche”) und das Christusfenster im Chorraum sind von der Mayer’schen kgl. Hofkunst Anstalt, MUENCHEN, angefertigt, das im Archiv der Firma vorhandene Lieferbuch vom Januar 1891 (Seite 143 unten) bestätigt die Anfertigung des Fensters “nach (einer Plastik von) Thorvaldsen” und die Versendung als Frachtgut an Pfarrer Beck nach Kissingen.


Wenn man nun die Blätter- und Ranken der Ränder der drei Fenster vergleicht, so erkennt man, dass die Malereien der zwei Äußeren etwas anders sind, als die des Chorscheitelfensters. Daher nimmt man an, dass nur das mittlere Fenster 1891 von Königin Marie von Hannover gestiftet wurde. Die Ränder der acht Fenster im vorderen Bereich im Querschiff des Langhauses (je vier unten und je vier auf der Empore) wurden vermutlich (??) von der Würzburger Firma Niebeler, möglicherweise auch um 1891 gefertigt.