Gemeindeportrait Bochum-Wiemelhausen

Gemeindeportrait Bochum-Wiemelhausen

Bochum-Wiemelhausen kann sich rühmen, die jüngste Kirchengemeinde im gesamten Bochumer Stadtgebiet zu sein. Am 1. Juli 2012 ist sie ein Jahr alt geworden. Zugleich kann die Gemeinde auf eine 112-jährige Geschichte zurückblicken. Wie das kommt? Die Antwort lautet: Wiedervereinigung.

 

Die jüngste Gemeinde Bochums

Die wechselvolle Wiemelhauser Kirchengeschichte, die 45 Jahre lang die Geschichte zweier Kirchengemeinden war – nämlich der Petri-Gemeinde und der Melanchthon-Gemeinde – ist untrennbar verbunden mit dem Strukturwandel im Ruhrgebiet. Um 1900 gegründet, ist die Kirchengemeinde ein Kind des immensen Städtewachstums durch die Industrialisierung. Wo vor 150 Jahren nur wenige Gehöfte zwischen weiten Ackerflächen, Wiesen und Wäldern lagen, entstanden seit Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Siedlungen entlang neuer Straßen mit Namen wie "Stollen“ oder "Querschlag“.

 

Die Knappschaft errichtete ihre Verwaltungs-Zentrale; das Bergmannsheil wurde erbaut. Bald pulsierte im Bochumer Süden auch das kulturelle Leben mit Kino und Theater. Die Königsallee lud zum Flanieren ein; das Parkhotel lockte Reisende. Die Kirchengemeinde wuchs schnell. Kaum hatte man mit hohem finanziellen Aufwand die Petrikirche errichtet (1901-1903), da stand im Nachbarbezirk bereits der Bau einer weiteren Kirche an, der Melanchthonkirche (1911-1913). Ende der 20er Jahre zählte die Gemeinde 14.000 Mitglieder. Heute sind es noch knapp 7.000 Gemeindemitglieder - bei nunmehr drei Gottesdienststätten. Zur Melanchthon- und Petrikirche ist das Baumhofzentrum hinzugekommen.


Kulturraum Melanchthonkirche

Charakteristisch für die Kirchengemeinde ist ihre vielgestaltige Gottesdienstlandschaft und ein starkes Engagement im Kultur- und Bildungsbereich. An die Innenstadt grenzend und in Nachbarschaft zum Schauspielhaus hat sich der "Kulturraum Melanchthonkirche“ als Begegnungsraum mit zeitgenössischer Musik, bildender sowie darstellender Kunst, Literatur und Film etabliert.

 

Über die Stadtgrenzen hinaus ist die Melanchthonkirche daher bekannt als Teil der sogenannten "Kulturachse“ Bochums, auch dank der fruchtbaren Kooperationen mit Kultur- und Bildungsträgern wie den Bochumer Symphonikern, der Projektgalerie ROTTSTR5, der Ruhr-Universität Bochum und der Evngelischen Stadtakademie.


Die Melanchthonkirche ist beides zugleich: Kulturkirche und Gemeindekirche, in der alle Generationen Woche für Woche Gottesdienst feiern, von der Taizé-Andacht über den klassischen Sonntagsgottesdienst, von der "Mittagskirche“ bis hin zu Kindergarten- und Schul-Gottesdiensten. Nicht zu vergessen: Die Gottesdienste in koreanischer Sprache am Sonntagnachmittag. Denn auch die Koreanische Gemeinde ist seit mehr als 40 Jahren in der Melanchthonkirche beheimatet.


Mittagskirche als experimentelle spirituelle Form

Der Kunst und Kultur in ihren Räumen einen Freiraum zu eröffnen, darin sieht die Gemeinde eine ihrer zentralen Aufgaben. Was das konkret bedeutet, lässt sich beispielsweise an 14 Sonntagen im Jahr in der "Mittagskirche“ miterleben.

 

Kann es das geben, eine gottesdienst-verwandte Veranstaltungsform, die sowohl aktive Gemeindemitglieder als auch kirchlich Distanzierte anspricht? Das gibt es, nämlich sonntags um 12 Uhr in der Melanchthonkirche. Mit einem klaren Ablauf, weitgehend losgelöst von tradierten liturgischen Formen, dem Eingehen auf Bedürfnisse und Widerstände der Teilnehmenden, mit dem Fokus auf existenzielle Themen und Gästen aus Kultur und Wissenschaft ist die Mittagskirche seit 13 Jahren ein im Ruhrgebiet einzigartiges spirituelles Angebot, das weithin große Resonanz findet.

 



Weitere Informatioen zur Stadtteilgeschichte auf dem Gebiet der Kirchengemeinde Bochum-Wiemelhausen unter www.historisches-ehrenfeld.de.