Kirchentag: Vielfalt, die von unten wächst

Kirchentag: Vielfalt, die von unten wächst

Alle zwei Jahre versetzt der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) eine Stadt in den Ausnahmezustand. Besucherinnen und Besucher bevölkern die großen Plätze der Innenstädte - mit Rucksack und buntem Kirchentagsschal, singend und betend. Vor allem junge Menschen bestimmen die Atmosphäre der christlichen Großveranstaltung, zu der Gäste aus aller Welt anreisen.

 

Der Kirchentag ist so vielfältig wie das religiöse und gesellschaftliche Leben: die Meditation im kleinen Kreis oder das Konzert auf der Open-Air-Bühne, Diskussionen in Messehallen oder Gemeindehäusern. An den fünf Tagen zwischen der Eröffnung am Mittwoch und dem Schlussgottesdienst am Sonntag laufen bis zu 3000 Veranstaltungen. Zum Schlussgottesdienst versammeln sich in der Regel rund 100.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

 

Forum der Freimütigkeit

Christinnen und Christen mischen sich ein in die Gesellschaft, dafür steht der Kirchentag. Er gibt nicht vor, was richtig oder falsch ist, sondern lädt ein zum offenen, auch streitbaren Dialog – über Grenzen und Gegensätze hinweg. Er ist ein Forum der Freimütigkeit. Kirchentage leben von Gegensätzen: Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Kirche diskutieren auf Podien, halten Reden oder Bibelarbeiten. Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International oder Attac stellen ihr Engagement vor, wie auch lokale Initiativen aus Kirche, Gesellschaft und Entwicklungshilfe.

 

Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist weder eine rein deutsche noch eine nur evangelische Veranstaltung. Er bringt regelmäßig Menschen aus aller Welt, unterschiedlichen Konfessionen und Religionen zusammen. Damit trägt er nicht nur zur Ökumene, sondern auch zur Völkerverständigung bei.

 

Frömmigkeit und Verantwortung

Die Anfänge des Kirchentages reichen zurück in die Jugendtage der Bundesrepublik. 1949 gründete Reinold von Thadden-Trieglaff mit Freunden die Bewegung in Hannover. Nach dem Bau der Berliner Mauer trennten sich die Wege in Ost und West: Neben Deutschen Evangelischen Kirchentagen entstand der Evangelische Kirchentag in der DDR. Zwei Jahre nach der Wende fanden beide Bewegungen wieder zusammen und haben eine neue gemeinsame Ordnung verabschiedet. Wichtig geblieben, durch die Jahrzehnte, ist eine Unabhängigkeit von der Amtskirche und ein christlicher Glaube, der Frömmigkeit mit Verantwortung für Gesellschaft und Welt vereint.
 

Kirchentag wächst von unten

Die Vorbereitung eines Kirchentages dauert rund eineinhalb Jahre und er wächst von unten: Fast die Hälfte der Besucher – das sind mehr als 40.000 Menschen – gestalten das Programm mit. Und für alle Gremien gilt: Mindestens die Hälfte der Mitglieder sollen Menschen sein, die nicht hauptberuflich in der Kirche tätig sind. Rechtsträger des Kirchentages ist der "Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e.V." mit Sitz in Fulda. Dort entsteht im Zentralen Büro das inhaltliche Konzept. Eine Geschäftsstelle in der jeweiligen Kirchentagsstadt leistet dann die organisatorische Vorbereitung – sie wandert mit den Kirchentagen.

 

Auf der Webseite kirchentag.de finden sich weitere Informationen zum 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden.