Porträt der Gemeinde

Porträt der Gemeinde

Ulrich Körner

Internatsalltag im Ev. Seminar Blaubeuren

Seit fast 500 Jahren sind die Evangelischen Seminare – gern auch quer zu allen Modetrends – beispielhafte evangelische Schulen. Wir hatten den ersten Schulsportplatz Deutschlands (1823), aktuell bemühen wir uns um einen verantwortungsvollen Umgang mit den neuen Medien. Wir möchten unsere Schülerinnen und Schüler zu gemeinschaftsfähigen, selbstverantwortlichen und an Werten orientierten Persönlichkeiten bilden. Dazu brauchte es immer schon Schule und mehr als Schule.

 

In der Schule lernen alle Seminaristinnen und Seminaristen Altgriechisch, eine Sprache, die mit der Beschäftigung mit philosophischen Inhalten verbunden ist und die für viele – manchmal sogar für mehr als die Hälfte eines Jahrgangs – zum Lieblingsfach wird. In der Oberstufe absolvieren fast alle einen fächerübergreifenden Seminarkurs, aber auch alle meist kleinen Kurse des Seminars sind sehr diskussionsfreudig. Zur Schule kommt das gemeinsame Leben im Internat hinzu: Man lernt sich sehr gut kennen und man lernt zu streiten, gleich zu Beginn geht man mit den Mitschülern und betreuenden Lehrern segeln, in der 10. Klasse kann man einen Kletterkurs in den Felsen um Blaubeuren herum machen und erfährt, wie man selber gehalten wird und andere hält. Und in der Kursstufe folgt das Compassionprojekt, bei dem man wählen kann ob man in der letzten Klasse der Werkrealschule drei bis fünf Hauptschülern Englisch- oder Matheunterricht gibt oder ob man im Diakonieladen mitarbeitet oder eines der vielen anderen Projekte belegt. Auf jeden Fall macht man interessante Erfahrungen.

 

Alle Neuner und Zehner sind im Chor, die Schule bietet kostenlose Stimmbildung an, der Instrumentalunterricht findet meistens im Haus statt. Und wer mag, kann sich in der Theater-AG, bei der Herstellung der Kulissen, in der Sport-AG oder beim Yogakurs, bei der Amnesty-Gruppe oder beim jährlich stattfindenden 24-Stunden-Kick betätigen. Hinzu kommen noch die jährlichen Fahrten nach Rom, Griechenland und Berlin und eine große Zahl von besonderen Veranstaltungen.

 

Das ganze Programm von Schule und Internat wird begleitet von fünfzehn sehr qualifizierten und motivierten und für die Jugendlichen offenen Lehrkräften, die alle auch für die Internatsbetreuung mit zuständig sind. Dadurch lernt jeder Lehrende die Seminaristen nicht nur im Unterricht, sondern auch im Heim- und Freizeitbereich kennen. Und da die Mehrzahl der Lehrenden auf dem weitläufigen Klostergelände wohnt, gehören auch Einladungen in die Häuser und Familien der Lehrenden mit zum Programm.

 

Die Seminare wurden 1556 gegründet, um allen geeigneten Interessenten unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern den Besuch der Schule zu ermöglichen. Das gilt bis heute: Fast vier Fünftel der Seminaristen haben nach erfolgreicher Ablegung des Landexamens ein Vollstipendium, die anderen ein Teilstipendium, das häufig über staatliche Förderungen finanziert wird. 

 

Wir wollen unsere Schüler für die Herausforderungen einer kleiner werdenden Welt vorbereiten – in welchem Bereich auch immer sie später arbeiten werden.