Porträt der Gemeinde

Porträt der Gemeinde

Im Frühjahr des Jahres 1991 wurde die Ev.-luth. Deutsche Erlösergemeinde als Gemeinde der Estnischen ev.-luth. Kirche neu registriert. Sie trägt den Namen der Erlöserkirche in Tallinn-Nõmme. Damals gab es Pläne, diese Kirche und das Pastorat, die erst Anfang der 30ger Jahre fertiggestellt worden waren, der wiedergegründeten Gemeinde der Deutschsprachigen innerhalb der Estnischen ev.-luth. Kirche  zu übereignen, daher die Namenswahl. Vor neun Jahren änderte die Gemeinde ihren Namen dann geringfügig in „Ev.-luth. Deutsche Erlösergemeinde“, da die mittlerweile schön renovierte Kirche in Nõmme sich seit dem Jahr 2000 im Besitz der dortigen estnischsprachigen Gemeinde befindet. Die deutschsprachige Gemeinde bekam 2004 eine Tochtergemeinde in Tartu/Dorpat und von 2005-2009 auch in Viljandi/Fellin. Seit 2014 gibt es eine neue Filiale in Haapsalu/Hapsal. In der Gemeinde gibt es rund 120 Mitglieder, die mit unterschiedlicher Herkunft, über ganz Estland verstreut leben.

Bis 2009 wurden sämtliche Räume für alle Veranstaltungen an allen Orten angemietet. 2009 gelang es, die ehemalige Bibliothek des Deutschen Kulturinstituts in der Tolli 4 anzumieten, in den Räumen des Stadtarchivs. Dort fanden vielfältige Veranstaltungen bis zum Frühjahr 2016 statt. Durch eine grosszügige Spende und zusätzliche Spenden, auch vom Verband der Deutschbalten, gelang es, am 29.12.2015 die Räume im Sockelgeschoss des Wohnhauses Vana Kalamaja 31 zu erwerben und diese im Frühjahr 2016 bezugsfertig zu gestalten.

Deutschsprachige Gottesdienste gab es in Estland seit der Reformation, die Tallinn schon 1523 erreichte. In den meisten Gemeinden gab es durch die Jahrhunderte deutsch- und estnischsprachige „Beichtkreise“, wobei die Pfarrer meist deutscher oder deutschbaltischer Herkunft waren. Einerseits beförderte die deutschbaltisch dominierte Kirche die Vermittlung von Bildung, die Entwicklung der estnischen Schriftsprache und die Übersetzung von Bibel und Katechismus ins Estnische, ebenso wie  seit dem 19. Jahrhundert die Gründung von Chorvereinen und die Ausrichtung der Sängerfeste. Andererseits behinderte sie oftmals eine eigenständige estnische Entwicklung. So wuchs die „jungestnische“ Bewegung, aus der die estnische Kirche als Volkskirche und der estnische Staat hervorgingen, oftmals neben der Kirche heran: aus den Bethäusern der Herrnhuter und Hallenser Pietisten über die Universität Dorpat/Tartu bis zur Verwirklichung von Estnischer Kirche und estnischem Staat vor hundert Jahren. Die Estnische ev.-luth. Kirche Kirche wurde im Mai 1917, der Staat im Februar 1918 gegründet. Die 10 ausschliesslich deutschsprachigen Gemeinden bildeten bis zum Krieg eine eigenständige Propstei. 1944 fanden die letzten deutschsprachigen Gottesdienste in Estland statt.

Die Neugründung der deutschsprachigen Gemeinde 1991 verdanken wir dem estnischen Pfarrer D. Toomas Paul. Heute gibt es in unserer Gemeinde Kinderveranstaltungen, Gottesdienste, Stammtische, musikalische Veranstaltungen, Veranstaltungen für Touristen, Fahrten und Freizeiten und manches mehr. In unserer Gemeinde gibt es Einheimische und Zugereiste, Alte und Junge, Menschen mit deutschem, estnischem, russischem und manchem anderen sprachlichen Hintergrund. Wir verstehen uns als Kirchengemeinde deutscher Sprache, als Anlaufpunkt für deutschsprachige Menschen und als kulturelle Brücke zwischen den Kulturen Estlands und des deutschen Sprachraumes. Pfarrer ist seit 2006 Matthias Burghardt.