Geschichte der Kirche

Geschichte der Kirche

Wer nach Cottbus kommt, sollte nicht versäumen, die Oberkirche St. Nikolai in der Nähe des Altmarktes zu besuchen. Sie gehört in die Reihe der großen nordostdeutschen Stadtkirchen im Stil der Backsteingotik

Die Baugeschichte reicht in das frühe Mittelalter zurück, eine Ersterwähnung stammt von 1156. Über deren Gestalt ist nichts bekannt. Die Oberkirche ist ein Werk aus dem Anfang des 15. Jh., fand aber ihre endgültige Gestalt wohl erst nach dem großen Stadtbrand von 1468 und erfuhr auch noch Veränderungen nach dem nächsten großen Stadtbrand von 1600. Der letzte Brand am Ende des Zweiten Weltkrieges führte zu riesigen Schäden in der Kirche, wodurch nicht nur fast die gesamte Innenausstattung vernichtet wurde, sondern auch Gewölbe und Dachstuhl einstürzten. Nach dem großen Wiederaufbau wurde die hölzerne Einrichtung früherer Jahrhunderte nicht wiederhergestellt. Die Kirche wirkt nun in ihrer offenen Größe und mit dem durchgängigen Weißanstrich um so erhabener.

 

Dass die Kirche in einem sehr klaren Verhältnismaß gebaut ist - ihre Länge beträgt­ etwa das Dreifache ihrer Breite, die gleich ihrer Höhe ist -, das wird mit den Augen nicht abschätzbar sein, dafür aber unbewusst als harmonisch empfunden.

Die drei Kirchenschiffe bekommen am fünften Pfeilerpaar eine deutliche Zäsur, die durch die Pfeilerverstärkung und den kräftigeren Gewölbebogen markiert ist und den Übergang zum Chor anzeigt, in den die Schiffe übergehen. Hier befindet sich an der rechten Seite die Barockkanzel. Der Hochaltar ist eines der bedeutendsten Kunstwerke der Stadt. Andreas Schultze hat ihn 1661 geschaffen. Mit seiner Spitze erreicht er die Hälfte der Gesamthöhe bis zum Gewölbe. Kunstgeschichtlich ist der Altar als ein Übergangswerk von Renaissance zu Barock einzuordnen. Alle Darstellungen weisen auf das Bild in der Mitte hin, auf die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Weihnachten, die Geburt Jesu, ist klein und in den Unterteil gesetzt, die Passion Jesu an die Seiten nach drei Tagen vom Tod auferstanden. Rechts: Wie der starke Simson einen Löwen erwürgen konnte, so hat Christus das Böse und den Tod besiegt. Der Abschluss des Altars ist als Dreieck gestaltet and stellt die Dreieinigkeit Gottes dar: Christus als Herr der Welt, darüber Gott-Vater und ganz oben der Heilige Geist in Gestalt der Taube. Ein kleines blaues Schild mit goldenen Buchstaben leuchtet in der Mitte des Altars. Es ist der Gottesname in der hebräischen Bibel: Juden und Christen glauben an den gleichen Gott.

Die Orgel ist ein Werk der Firma Eule/ Bautzen. Der Prospekt von 1759 stammt aus Sachsen und kam beim Wiederaufbau in diese Kirche. Das Orgelwerk entstand 1984 und hat in 50 Registern eine wunderbare Klangfülle.

Die Kirche trägt zwei Namen. Im Mittelalter bekam sie - wie viele Kirchen in norddeutschen Städten, die mit Schifffahrt und Handel zu tun hatten - den Namen St. Nikolai, denn der heilige Nikolaus war als Schutzpatron der Kauf- und Seeleute sehr beliebt. Als die St. Nikolai-Kirche dann nach der Reformation evangelisch wurde, war sie bald die Oberkirche über die anderen und war damit auch die Kirche der sozial Höherstehenden.

Die Oberkirche St. Nikolai ist täglich für Besucher geöffnet. Gottesdienste werden an allen Sonntagen und an den kirchlichen Feiertagen um 10.00 Uhr gehalten.