FILM DES MONATS OKTOBER 2011: „DER GROSSE CRASH – MARGIN CALL“

Prämierte Kinofilme - Film des Monats
Auszeichnung: Film des Monats

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit ist ein unabhängiges Gremium. Evangelische Werke, Verbände und Einrichtungen benennen in zweijährigem Turnus die acht Mitglieder der Jury. Sie erfüllt ihren Auftrag im Rahmen des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik gGmbH. Sie hat bis heute an die 600 Spiel- und lange Dokumentarfilme als Filme des Monats ausgezeichnet, die sich durch ihre herausragende Qualität zur Diskussion anbieten Sie macht damit Programmgestalter, Kinobesitzer und Medienverantwortliche auf diese Filme aufmerksam. Gleichzeitig weist sie das Publikum auf den Besuch dieser Filme hin und regt zur Beschäftigung mit der Thematik der Filme des Monats an, um den Zuschauer zur eigenständigen Beurteilung zu ermutigen.

Die Jury zeichnet Filme aus, die dem Zusammenleben der Menschen dienen, zur Überprüfung eigener Positionen, zur Wahrnehmung mitmenschlicher Verantwortung und zur Orientierung an der biblischen Botschaft beitragen. Sie berücksichtigt dabei die filmästhetische Gestaltung, den ethischen Gehalt und die thematische Bedeutsamkeit des Films. Keiner dieser Aspekte darf allein ausschlaggebend sein; sie sollen vielmehr in ihrer wechselseitigen Beziehung bewertet werden. Bei der Auswahl der Filme bemüht sich die Jury um Aktualität.

 


Der große Crash

Kinostart: 29. September 2011

 

Regie: J. C. Chandor
Drehbuch: J. C. Chandor
USA 2011

 

Ein Sommertag im Jahr 2008. In einer renommierten New Yorker Investmentbank hat es gerade eine Entlassungswelle gegeben; das ist „business as usual“. Nicht so selbstverständlich ist, dass einer der Gefeuerten, ein leitender Angestellter im Risikomanagement, einem Untergebenen einen Stick mit inoffiziellen Daten zuspielt. Der junge Mann stellt fest, dass die Bank auf einer Unmenge überbewerteter Papiere sitzt – es droht der „Margin Call“, der Moment, in dem echtes Geld hergezeigt werden müsste und sich herausstellen würde, dass die Bank unterkapitalisiert ist. Manager werden informiert und Krisensitzungen einberufen. Schließlich fliegt der Chef ein. Der versteht die „komplexen Finanzprodukte“, die sein Haus handelt, auch nicht besser als der Kreditnehmer von der Straße. Aber er hat eine Strategie: Die toxischen Papiere müssen verkauft werden, möglichst schnell. Alle Beteiligten wissen, dass das nicht nur die Firma, sondern den ganzen Markt in die Krise stürzen wird.

„Margin Call“, das erstaunlich selbstbewusste Kinodebüt von J.C. Chandor, spielt nahezu ausschließlich in klimatisierten Büros, unter Männern in gedeckten Anzügen. Mit kühler Präzision wird hier von der Immobilien- und Bankenkrise erzählt, die vor drei Jahren im Kollaps der Lehman Brothers kulminierte, Tausende von Existenzen vernichtete und die westlichen Volkswirtschaften noch heute belastet. Chandors Inszenierung macht das Finanzmilieu für den Laien durchschaubar, ohne seine Strukturen zu simplifizieren. Die Menschen in diesem Film, vom ambitionierten Jungtrader über die Abteilungsleiter bis hin zum Firmenboss, haben nichts Dämonisches - einige sind selbst verschuldet, fürchten um Abfindungen und Sozialversicherung, leiden auf hohem Niveau. Aber keiner von ihnen bricht mit einem System der Bereicherung und Berechnung, in dem die „normalen Leute“ keine Rolle spielen. So zeigt „Margin Call“, ohne das Spannungsfeld des amerikanischen Genrekinos zu verlassen, dass Moral und Vernunft nur von außen in die Ökonomie kommen können: Der Markt wird es nicht richten.

 

 

###f02###Karsten Visarius
Filmkulturelles Zentrum im
Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH (GEP)
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Telefax: 069/ 580 98-274

 

 

Film-Credits
USA 2011
Produzent: Before the Door Pictures, Michael Benaroya, Neal Dodson, Robert Ogden Barnum, Corey Moosa, Joe Jenckes
Regie: J. C. Chandor
Drehbuch: J. C. Chandor
Kamera: Frank G. Demarco
Schnitt: Pete Beaudreau
Musik: Nathan Larson
Darsteller: Kevin Spacey (Sam Rogers), Paul Bettany (Will Emerson), Jeremy Irons (John Tuld), Demi Moore (Mary Rogers) u.a.
Format: DCP, Farbe, 109 Min.
Verleih: Koch Media GmbH
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FSK: ab 6