Get up, stand up

Wort zum Tage
Get up, stand up
06.02.2015 - 06:23
05.01.2015
Pfarrerin Kathrin Oxen

Ich höre mir auf Youtube seine Musik an. Und selbst am Schreibtisch schaltet mein Lebensgefühl von europäischer Anspannung auf karibische Entspannung um. Vom Februar katapultiert es mich direkt in den August. Sommer und Strand – eine Musik, als ob einem die Sonne ins Gesicht scheint.

 

Der Mann, der den Reggae in die Welt gebracht hat, hat heute Geburtstag. 70 Jahre wäre er geworden und seine Rastalocken silbergrau. Sein früher Tod hat ihn unsterblich gemacht. Und wie bei anderen früh verstorbenen charismatischen Persönlichkeiten, wie bei Jesus, wie bei Che Guevara, ist ein Bild von ihm zu einer Ikone unserer Zeit geworden. Darauf ist er lachend vor einen grün-gelb-roten Hintergrund abgebildet. Und jeder weiß sofort, wer Bob Marley ist: Reggae, Hasch, Liebe und Frieden und sehr entspannte Musik.

 

Ich bin eher nicht so der Reggae-Typ. Ich hatte auch nie ein Bob Marley-T-Shirt und schon gar keine Rastalocken. Doch die ikonenhafte Darstellung ist für Bob Marley durchaus angemessen. Seine Musik ist nicht nur Ausdruck seines karibischen Lebensgefühls, sondern einer tiefen religiösen Überzeugung: Er war 1967 vom Christentum zur Rastafari-Bewegung übergetreten. Sie entstand in den jamaikanischen Armenvierteln unter den ehemaligen schwarzen Sklaven. Sie war voll Sehnsucht nach einer Welt ohne Unterdrückung und Rassismus. Alle Hoffnungen richteten sich auf Afrika als das Heimatland, in das die Rastafari zurückkehren wollten. Ihre Geschichte fanden sie vor allem in Alten Testament beschrieben, in den Erfahrungen von Exil und Heimkehr des Volkes Israel.

 

Konkret ging es auch um die Hoffnung eines neuen, afrikanischen Herrschers. Die Rastafari sahen ihn mit der Krönung des äthiopischen Herrscher Haile Selassie erfüllt. Sie nannten ihn den „Löwen von Juda“. Doch Haile Selassie selbst wollte von dieser Verehrung nie etwas wissen und wehrte sich gegen die Vorstellung, dass er der Messias sein sollte. Als er starb, war die Rastafari-Bewegung trotzdem nicht am Ende.

 

Die Rastafari hoffen weiter, auf eine friedliche Welt voller Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Als äußerliches Zeichen ihres Glaubens lassen sie Bart und Haare wachsen, bis die Rastalocken entstehen. Sie trinken keinen Alkohol und essen kein Fleisch. Ein sanfter Glaube an eine bessere Welt. Und ein bisschen Reggae im Hintergrund, in den Büroetagen, bei Sitzungen und Konferenzen – ich glaube, die Welt würde sich anders anfühlen.

05.01.2015
Pfarrerin Kathrin Oxen