Festgottesdienst aus der Kreuzkirche Dresden

Festgottesdienst aus der Kreuzkirche Dresden
Festgottesdienst aus der Kreuzkirche Dresden
anlässlich des 800-jährigen Bestehens von Kreuzchor, Kreuzkirche und Kreuzschule
17.04.2016 - 10:05

Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Lasst uns in der Stille beten.

 

Der Herr segne sein Wort an unseren Herzen. Amen

 

Liebe Gemeinde!

Der Wein ist eine herrliche Gabe des Schöpfers an uns Menschen. Die Kinder erfreuen sich an den süßen Beeren –vor allen Dingen dann, wenn sie kernlos sind. Die Erwachsenen genießen den vergorenen Saft –hoffentlich in Maßen. Und auch die unvergorene Version des Trankes bleibt eine Delikatesse.

Einst brachten die Römer den Wein über die Alpen. Und so breitete er sich auch in unseren Regionen schließlich aus. Allerdings nur da, wo die klimatischen Bedingungen günstig dafür waren. Der Anbau des Weines ist eine Wissenschaft für sich. Weinbauern von ihrer Arbeit und ihrem Wein berichten zu hören, bleibt ein Erlebnis. Die Mühe, die Sorgfalt und die Geduld, die hier an den Tag gelegt werden müssen, sind faszinierend.  Man kann nachlesen, dass der Rebstock  seine Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter zwar verliert, die verbleibende Frucht aber im Hinblick auf die Konzentration der Inhaltsstoffe denen von jüngeren Reben oft überlegen ist. Je älter ein Weinstock, desto tiefer reichen seine Wurzeln, mit denen er auch in trockenen Sommern immer noch genügend Wasser aus dem Boden ziehen kann. Einzelne Rebstöcke können 100 Jahre und älter werden. Alter wird hier zu einem Inbegriff für Qualität und Güte. Und natürlich ist die Versuchung groß angesichts eines 800 jährigen  Jubiläums, das wir in diesen Tagen begehen, sofort zu direkten Vergleichen und Analogien zu kommen. Geht es nicht auch da um Reife und um Früchte? Geht es nicht auch da um die Würde und Güte des Alters? Doch bleiben wir erst einmal bei unserem Evangelium.  Das wunderbare Wort vom Weinstock und seinen Reben steht am Ende einer Kette von Worten, mit denen Jesus über sich selber spricht und sich damit selbst auslegt: Die sogenannten „Ich-bin-Worte“.

Jesus identifiziert sich im Wort vom Weinstock mit einer ganzen Reihe von biblischen Texten, in denen Israel als der umhegte, umsorgte und gepflegte Weinberg und  Weinstock Gottes bezeichnet wird. Damit macht sich Christus zum wahren Repräsentanten des Volkes Gottes. Und allein die Verbindung mit ihm verbürgt dann die göttlichen Früchte. Da, wo die Gläubigen sich von Christus trennen, gehen ihnen sprichwörtlichst Kraft und Saft verloren. Und da, wo die Gläubigen zwar am Weinstock hängen bleiben, aber keine Früchte mehr daraus hervorgehen, kommt der Weingärtner und beschneidet den Weinstock.

Mit Letzterem ist eine Warnung an die Hörer verbunden, in ihrem Glaubensleben nicht fruchtlos zu bleiben. Im Vordergrund aber steht die Verheißung, also das Versprechen: Ich bin die Quelle eurer Kraft. Ich bin der Ursprung eurer Früchte.

Die enge Verbindung mit Christus ist aus Sicht des Glaubens nicht irgendein Thema sondern Lebens-  und Überlebensprinzip. Anschaulich gemacht durch ein ungemein plastisches Bild aus der Welt der Landwirtschaft. Man könnte es freilich auch in unser technisches Zeitalter hinein übersetzen:

In einem vollelektrifizierten Haushalt fällt an einem Winterabend für längere Zeit der Strom aus. Es ist kein Kurzschluss, sondern das E-Werk. Die Familie sitzt im Dunkeln. Der Fernsehapparat ist tot. Die Heizung wird kalt. Kühlschrank und Spülmaschine stehen still. Die Kochplatte kann nicht benutzt werden. Unbehaglichkeit breitet sich aus. Schließlich sagt der Vater zu den Kindern: „So wäre unser Leben, wenn uns Gott seine Gnade entzöge: Nichts geht mehr.“

Nichts geht mehr ohne Christus. Viel geht noch mit Christus! „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“

Wir können solche Frucht wahrlich gut gebrauchen. Für uns selbst und für diese ganze Welt. Denn die Früchte, um die es hier geht, lassen sich am kürzesten zusammenfassen mit den Stichworten Frieden und Gerechtigkeit. Frieden mit Gott und deshalb auch Frieden zwischen den Menschen. Gerechtigkeit vor Gott und deshalb auch Gerechtigkeit in dieser Welt. Menschen auf diesem Weg zu begleiten heißt dann, sie zu Christus zu führen. Denn von ihm und in Verbindung mit ihm gehen diese Früchte aus.

Nun begehen wir mit diesem Gottesdienst ein 800 jähriges Jubiläum.

Auch wenn die Gelehrten noch um das eigentliche Datum streiten, nehmen wir diese Tage zum Anlass, der Gründung von Kreuzkirche, Kreuzschule und Kreuzchor zu gedenken. Drei Institutionen, die seit Jahrhunderten gemeinsam in die Stadtgesellschaft hineinwirken. Drei Institutionen, die aneinander verwiesen sind, weil sie sich aus derselben Kraftquelle speisen und auch speisen müssen, wenn sie in ihrer Arbeit nicht fruchtlos werden wollen. Eine Quelle der Kraft, die in niemand anderem liegt als in Christus, dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Wie auch sollte diese Kirche Ort lebendigen Glaubens sein und bleiben,  ohne die Verbindung zu Christus? Und wie sehr macht es einen Unterschied, ob ich geistliche Gesänge und Musik erfüllt mit dem Geiste Christi vortrage oder eben nicht. Und schließlich:  Welche Frucht sollte aus einer christlichen Bildung erwachsen, die unverbunden bleibt mit Christus?  Kirche, Chor und Schule sind Reben am Weinstock, die Frucht gebracht haben und weiter bringen können und sollen.

Wie viele Menschen sind hier und durch sie innerlich gestärkt, getröstet und auf den Weg gebracht und begleitet worden? Wie sehr ist von diesen Institutionen Segen ausgegangen? Und so wird es bleiben und weiter sein, solange die Verbindung zu Christus gehegt und gepflegt wird. Nicht nur alter Wein sondern auch alte Weinstöcke bringen immer bessere Früchte hervor, so haben wir gehört. Die vielen Jahre des Wirkens in Christus und mit Christus lassen dann allerdings einiges erwarten, was die Früchte der Gegenwart und Zukunft betrifft. Solche Frucht, so hören wir zum Schluss, verherrlicht den himmlischen Vater. Und was könnte es großartigeres geben als ein Leben zu führen, das aus der Verbindung mit Christus heraus zur Ehre Gottes und zum Segen für die Menschen, die uns umgeben, beiträgt?

Soli deo gloria: Gott allein die Ehre! So heißt es unter großen Werken der Musik.

Soli deo gloria: So kann es auch heute heißen mit Blick auf eine 800 jährige Geschichte und die Früchte, die daraus erwachsen sind.

Möge der Herr uns weiterführen auf unserem Weg durch die Zeit.

Mögen wir verbunden bleiben mit unserem Herrn, dem wahren Weinstock. Und möge so die Frucht nicht ausbleiben, die den himmlischen Vater verherrlicht. Denn das ist der Weg des Segens für uns alle.

Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.