"Hörst du nicht die Glocken...?"

Dorfkirche Drevenack

Dorfkirche Drevenack

"Hörst du nicht die Glocken...?"
Rundfunkgottesdienst aus der Dorfkirche in Drevenack
20.12.2020 - 10:05
Über die Sendung

 

 

 

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Dialogpredigt I

A: Hörst du nicht die Glocken?

B: Doch- jeden Tag. Beim Uhrenschlag überhöre ich sie schon mal, aber wenn sie zum Gottesdienst läuten, dann sind sie nicht zu überhören.

A: Was wäre eigentlich, wenn unsere Glocken nicht mehr läuten könnten? Die große Glocke darf ja zurzeit nur noch 3 Minuten geläutet werden. Wir waren 10 Minuten vor den Gottesdiensten gewohnt. Aber es hat sich herausgestellt, dass der Klöppel zu schwer für die Glocke ist, und sie durch seinen Schlag schon erheblich beschädigt hat.

B: Manche sagen: Lasst sie weiterläuten wie bisher, denn uns fehlt das vertraute Läuten. Und wenn sie kaputt ist, dann schauen wir weiter.

A: Ich finde diesen Gedanken schrecklich. Sie ist doch schon 500 Jahre alt. Da hoffe ich, dass sie noch weitere 500 Jahre läutet, auch wenn ich es nicht mehr erleben werde.

B: Manche Kirchengemeinden nehmen das Glockengeläut ja auf, und spielen es über einen Lautsprecher wieder ab.

A: Da bekommt das „Hörst du nicht die Glocken?“ eine ganz andere Bedeutung.

B: Wieso? Es bleibt doch Glockengeläut. Kannst du einen Unterschied hören?

A: Nein, aber gedanklich gibt es für mich schon einen Unterschied. Ich habe einmal eine Glockengießerei besucht. Dieses Handwerk hat mich sehr beeindruckt. Wie viel Wissen und Können in einer Glocke stecken. Daran muss ich denken, wenn Glocken läuten. Es schaudert mich, wenn ich mir vorstelle, dass Glockenläuten nur noch aus der Konserve kommen soll. Aber: Du hast recht. Beim Hören erkenne ich keinen Unterschied.

B: Aufs Hören kommt es doch an. Was hörst du?!

A: Wie meinst du das?

B: Ich denke an die Verkündigungsgeschichte, die wir eben gehört haben. Der Engel bringt Maria die Frohe Botschaft. Gibt es das, dass von Gott her eine Stimme in unser normales Leben hinein klingt? Und wenn ja- woran merke ich, dass es von Gott kommt, wenn gerade kein Engel eintritt?

A:  Ah, die Glocken als Stimme zwischen Himmel und Erde in unseren Alltag hinein?!

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Dialogpredigt II

B: „Glocken mit heiligem Klang“- merkwürdig. Ich denke beim Glockengeläut mehr an die Zeitansage. Das morgendliche Läuten um 7 Uhr bedeutet für mich: „Aufstehen! Der Tag fängt an.“

A: Vorhin sagte eine, dass der Nachhall der Glocken für sie „mystisch“ wäre. Ich könnte anstelle von „mystisch“ „heilig“ sagen.

B:  Glockengeläut; das ist eine Stimme zwischen Himmel und Erde. Das machen doch schon unsere Kirchtürme sichtbar.

A: Weil du das gerade sagst, erinnere ich mich an das „Angelusläuten“ in Südtirol. Das habe ich sehr eindrücklich erlebt. Die Glocken laden zu diesem Gebet mit einem besonderen Geläut ein. Und dieses Gebet beginnt mit den Worten: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft.“

B: Ah, damit sind wir wieder bei der Verkündigung, die der Engel Maria überbrachte.

A: Wenn ich ehrlich bin, auch mir ist das Glockengeläut heilig. Es ruft mich zum Gebet. Es fordert mich auf, den Alltag zu unterbrechen und das „Vater unser“ zu beten. Wenn ich mich durch den Klang der Glocken in dieses Gebet hineinnehmen lasse, lässt es mich daran denken, welchen Gott ich bitte und ehre.

B: Den Gott, der Mensch geworden ist.  Und Maria ist Teil dieses Wunders. Der Engel sagt zu Maria: „Sei gegrüßet, du Begnadete.“ - Kein Wunder, dass sie bei diesen Worten erschrickt. Und stell dir das mal vor: Wenn die Glocken die Stimme zwischen Himmel und Erde sind und mir das verkünden: Puuh. Kann ich das aushalten? Ich glaube, dass ich es auch erschreckend finde, wenn sie mir sagen: „Du bist voller Gnade von Gott“ oder anders gesagt: „Gott hat mit dir etwas Tolles vor.“

A: Vorhin hörten wir eine Stimme, die auf dieser Spur ist. Sie sagte, dass sie sich beim Glockengeläut gerufen fühlt, das Leben bewusster zu leben, das Gott ihr schenkt.

In mir ruft dieser Ruf nicht Erschrecken, sondern Freude hervor. Ich finde es wunder-bar, was Gott Maria ankündigt: Mensch zu werden in dem Kind, das sie zur Welt bringt. Für mich bedeutet das: Gott sagt: „Ich schenke mich dir. Mit diesem Kind schenke ich mich allen Menschen.“ Diese Botschaft lässt mich innerlich ein paar Zentimeter wachsen. Welche Würde wird uns mit dieser Botschaft geschenkt!

B: Hm. Das erlebte Maria wohl genauso. Ich denke an ihr Loblied.

Das finde ich spannend. Das Glockengeläut ruft zum Gebet, ruft auf, Gott zu loben und wird dadurch selbst zum Lob Gottes. Und in diesem Lob verbinden sich Himmel und Erde. Mit dem Glockenläuten loben wir Gott, der uns Menschen für würdig hält, gemeinsam etwas Tolles zu machen. Die Ehre Gottes und die Würde des Menschen klingen im Glockengeläut zusammen.

 

Dialogpredigt III

B: Glaubst du, dass sich irgendjemand beim Glockenläuten diese Gedanken macht, so wie wir eben darüber gesprochen haben?

A: Nein! Aber vielleicht regen unsere Gedanken dazu heute an. Ich denke an die Worte Marias, nachdem der Engel ihr die frohe Botschaft verkündet hatte: „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“  Sie hat sich der ungewöhnlichen Botschaft geöffnet.

B: Ja, sie hat es einfach geschehen lassen.

A: Das klingt mir zu passiv. Ich denke, um diese Botschaft zu empfangen, musste Maria bereit sein, sie zu hören. Ich finde, dass das Wort „geschehen“ beides enthält: das Passive und das Aktive. Es geschieht etwas, das nicht in Marias Absicht, nicht in Marias Hand  liegt, und zugleich kann es nur geschehen, weil sie sich darauf einlässt.

B: Vielleicht hören das Männer und Frauen unterschiedlich. Also braucht es deiner Meinung nach eine innere Einstellung zu diesem Geschehen, damit es möglich wird?

A: Ja!

B: Und du denkst, es könnte mit dem Glockenläuten ähnlich sein?

A: Ja! Ich denke, wer das Glockengeläut nur passiv hört, empfindet das irgendwann nur noch als Lärm. Dann ist es ein lautes Geräusch neben anderen, das nur noch nervt. Auch als Zeitansage ist das Glockenläuten überflüssig. Ich kann auf die Uhr gucken oder mein Handy so einstellen, das es mich zu einer bestimmten Zeit erinnert.

Aber wenn ich das Glockenläuten bewusst als Ruf verstehe, dann brauche ich eine aktive Haltung dazu: Was sagt mir der Ruf? Und wie antworte ich darauf? Wenn ich lerne, das Glockengeläut als Ruf zur Ehre Gottes zu verstehen, werde ich als Mensch angesprochen, der würdig ist, den Willen Gottes hier auf Erden zu leben.

B: Wenn wir den Glockenklang auf diese Weise hören, dann führt er uns zum Wort Gottes und in dieses Wort hinein. Dann weist der Klang uns auf das Wort Gottes hin, das Mensch geworden ist. Das, was wir bald feiern. Da geht es auch um die Bereitschaft, es anzunehmen. Du, in mir klingt das Lied an: „Ich steh an deiner Krippen hier, o Jesu du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dirs wohl gefallen.“  Dann kann man doch nur noch Amen sagen.

A: Ja, Amen.

Es gilt das gesprochene Wort.

 

 

 

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