Du sollst dir ein Bild machen

Morgenandacht
Du sollst dir ein Bild machen
12.12.2018 - 06:35
11.10.2018
Johannes Wolf
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Fotos haben es mir angetan. Und auch gemalte Bilder faszinieren mich. Ich bewundere Menschen, denen es gelingt, mit einem einzigen Bild eine ganze Geschichte zu erzählen. Das würde ich auch gern können. Und ich habe es versucht. Mit dem Zeichnen hat es überhaupt nicht geklappt. Aber vom Geld, das ich zu meiner Konfirmation geschenkt bekam, kaufte ich mir einen Fotoapparat. Eine damals teure und gute Kamera mit Zusatzobjektiven. Wenig später dann legte ich mir ein Vergrößerungsgerät zu. Ich entwickelte selbst die Filme und machte eigene Fotoabzüge. Ein paar ordentliche Schnappschüsse sind mir schon gelungen. Doch bleibende Bilder wurden es nicht.

 

Ganz anders die Bilder, die ich in einer Fotoausstellung sah. Das war in Clervaux, in Luxemburg. Da gibt es eine Ausstellung unter dem Titel „The Family of Man“. Ein Fotojournalist hat diese Bilder vor mehr als 60 Jahren zusammengetragen. Für eine Ausstellung im MoMA, dem Museum of Modern Art in New York. Nun sind sie als Dauerausstellung in Luxemburg zu sehen.

 

Ich ging durch die Ausstellungsräume. Am Beginn standen Bilder zur Entstehung des Lebens. Und viele Aspekte des menschlichen Lebens werden in den einzelnen Kategorien gezeigt: Liebe, Geburt, Arbeit, Familie, Krieg und Frieden.

 

Bei vielen Bildern, die ich sah, fielen mir biblische Geschichten dazu ein. Auch wenn es vordergründig nicht so gedacht war. Aber ich fand sie alle wieder: Adam und Eva. Die Könige und Propheten. Leidende und Despoten. Sieger und Gefallene. Schwache und Starke. Bilder, die mich bewegten und die etwas in mir ansprachen. Bilder von Werden und Sein, von Bleiben und Gehen, von Hohem und Tiefen.

 

Und dann dachte ich an das, was in den zehn Geboten der Bibel steht: Du sollst dir kein Bildnis machen von dem was oben im Himmel ist und auch nicht von dem unten auf Erden…

Das hat nichts mit dem Recht an Bildern oder neuesten Datenschutzbestimmungen zu tun. Der Grund für das biblische Bilderverbot ist ein anderer. Du sollst dir kein Bildnis machen von Gott…

Doch ohne Bilder geht es für mich nicht. Ich brauche sie.

 

Und ich habe sogar ein Lieblingsjesusbild! Es stammt von Cecilia Gimenez. Die hat in ihrer Heimatkirche in Borja in Spanien ein Bild an die Wand gebracht. Das heißt, sie hat ein bereits vorhandenes Bild verändert. Das war ein Jesus-Porträt, das auf abplatzendem Putz immer unansehnlicher wurde. Sie konnte es einfach nicht länger mit ansehen, dass das Bild ihres geliebten Herrn Jesus dermaßen bröckelte. Da nahm die über 80-jährige Frau Farbe und Pinsel und machte sich ans Werk. Über das Ergebnis waren viele entsetzt, und wenn man ihr Jesusbild sieht, kann man das nachvollziehen. Künstlerisch wertvoll ist es nicht. Aber ich finde es wunderbar. Allein schon die Idee, die dahintersteckt. Cecilia Gimenez konnte es nicht mehr mit ansehen: Sie musste etwas tun. Und so gab sie dem Bild neue Farbe – und dem Gesicht eine neue Form. Was mich daran besonders fasziniert sind der innige Glaube dieser Frau und ihre Liebe. Deshalb sieht dieses Bild für mich schön aus. Und es ist ein Bild, das eine Geschichte erzählt.

 

Dass Gott etwas dagegen hat, das kann ich mir nicht vorstellen. Längst sind Bilder keine Götzen mehr. Und das Wesentliche ist eben die Geschichte, die sie erzählen. Die Liebe, die sie ausdrücken. Die Hoffnung, die mit ihnen Gestalt gewinnt. Die Erinnerung, die sie lebendig machen. Und das sind die Bilder, die ich gerne sehe. Sogar ein paar von meinen Schnappschüssen, von damals – auch heute noch.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

11.10.2018
Johannes Wolf