Glück ist eine Entscheidung

Morgenandacht
Glück ist eine Entscheidung
28.10.2019 - 06:35
18.07.2019
Petra Schulze
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Da stehen sie auf dem Siegertreppchen. Drei Jungs im Kindergartenalter.

Ein Fotograf hat die Szene festgehalten. Siegertreppchen – einmal die Nummer Eins sein. So richtig super. Allen zeigen, was man drauf hat. Und dann stolz auf die Goldmedaille warten.

 

Aber was ist das? Die Nummer Eins auf dem Foto sieht ganz unglücklich aus. Verquollene Augen, der Mund verzerrt, Rotz und Wasser heult der Kleine. Rechts daneben sieht man die Nummer Drei. Ein Strahlen im ganzen Gesicht. Die Arme hat der Kleine hoch erhoben – man hört ihn förmlich „Hurrahhhh“ schreien. Die Nummer Drei sein. Für ihn ein großer Erfolg.

 

Der der Glücklichste in dieser Szene sein sollte, kann den Erfolg gerade nicht genießen. Wie schade. Und der unterste auf dem Treppchen hat einfach riesigen Spaß.

Unter dem Foto steht: Glück ist eine Entscheidung.

 

Genau, Glück ist eine Entscheidung. Glück ist Definitionssache.

Und: Man muss nicht gewinnen, um glücklich zu sein.

 

Woher kommt das eigentlich, das Streben nach dem ersten Platz? Es scheint in die menschliche DNA eingeschrieben zu sein. Ist das reiner Überlebenstrieb? Oder ist es mehr? Jedenfalls infiziert es mich immer wieder mit seinem schleichenden Gift. Nur zweiter Platz? Knapp daneben ist auch vorbei, tönt es aus der Erwachsenenwelt. Oder da sagt ein Vater zu seinem Sohn: „Na, das nächste Mal gewinnst du aber, da ist mehr drin.“ Es scheint nur der erste Platz zu zählen. Im Sport, in der Schule, im Studium, im Wettbewerb um Anerkennung und Macht.

 

Doch Glück ist eine Entscheidung. Nämlich: Wie gehe ich um mit dem, was ich als gegeben vorfinde. Mit meinem Körper, meiner Seele, meiner Familie, meiner Umwelt. Für die meisten bedeutet Glück: tragfähige, gute und langjährige Beziehungen zu haben. Das haben Glücksforscher herausgefunden, wie schön! Und: Geld spielt nur eine untergeordnete Rolle. Freiheit ist noch wichtiger. Aber eben nicht die Freiheit von der Gemeinschaft. Das finde ich sehr schön. Denn es spiegelt wider, wie wir geschaffen wurden: Als soziale Wesen. Adam und Eva.

Selbst Gott ist ein Beziehungswesen – Gott, Jesus Christus, die Heilige Geistkraft – sie sind drei in eins. Das göttliche Trio zeigt: Selbst Gott braucht Beziehung. Er ist erst vollkommen in dieser Dreieinigkeit.

 

Dreieinigkeitskirche – so heißt meine Tauf- und Konfirmationskirche. Jesus Christus ist dort in einem Fenster zu sehen: als Lamm. Gott als Auge und eine Taube steht für den Geist Gottes. Als Kind habe ich zu allen dreien gebetet, mal Lamm, mal Gott und mal die Taube. Ich hatte damals kein Problem, die drei in eins zu denken und zu fühlen. Zweifel kamen erst später. Wie das wohl geht. Gott – ein einziger, der Ewige. Und doch untrennbar verbunden mit Jesus Christus, seinem Sohn, den er auf die Erde geschickt hat. Und mit der Geistkraft, die in der Welt webt und wirkt, heilt und aufrüttelt. Gott hält durch sie Verbindung zu den Menschen.

 

Glück ist für mich dann, wenn es Menschen gibt, denen ich etwas bedeute und die mir etwas bedeuten. Für die ich gern da bin und sie für mich. Das ist das eine. Und wenn mich Menschen enttäuschen oder ich selbst mich verirre und an den Rand spiele – dann weiß ich: Gott sucht mich und lässt mich nicht los. Er sucht Beziehung zu mir. Und lässt mich nicht aus der Gemeinschaft herausfallen.

 

Das ist nicht nur ein Glaube. Auch das ist eine Entscheidung. Ich kann mich entscheiden, das glauben zu wollen. Immer wieder mir diese liebevolle Verbindung ausmalen, die Gott zu mir halten will. Vor dem ich mit meinen Grenzen stehe und meinen Nickeligkeiten und mit schwerer Schuld. Gott begabt mich durch seinen Heiligen Geist, es anders zu versuchen – ohne aus der Gemeinschaft zu fallen. Eine Siegertreppe und eine riesige Anstrengung – die braucht es hier nicht. Jesus hat dazu einmal gesagt: „Wer unter euch der Erste sein will, der soll den anderen dienen“. Es geht nicht um den Sieg. Es geht ums Glück. Es geht um liebevolle Beziehungen.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

18.07.2019
Petra Schulze