Jesus als Held

Morgenandacht

Bild: Thomas Dörken-Kucharz

Jesus als Held
Ist er einer? Ja und Nein!
28.05.2019 - 06:35
25.04.2019
Thomas Dörken-Kucharz
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Sie heißen Harry, Luke oder Frodo, Leia oder Daenerys. Helden und Heldinnen haben Konjunktur, in Fantasy und Science Fiction, in Action- und Comicverfilmungen. Wir brauchen heute entweder Super- oder Fantasyhelden. Und was gibt es Schöneres als in Fantasy zu schwelgen, egal ob im Buch, im Film oder in der Serie. Und manche dieser Helden transportieren auch tiefe, ja tiefe christliche Wahrheiten – bei allen Unterschieden.

Und dann ist da noch der eine. Kein Superheld und doch seit 50 Jahren dauernd am Welt retten. Sein Name ist Bond, James Bond. Im Dienst – pardon: im Geheimdienst – Ihrer Majestät. Auch er ist ein dienender Held für etwas Größeres.

Helden opfern sich auf, bringen Rettung, riskieren alles, gewinnen, sind stark, mutig, außergewöhnlich. Helden sind mit oder ohne Magie und Superkräfte super. Das waren sie auch schon früher. In eigentlich allen Kulturen – ihre Mythen und Sagen berichten davon.

War Jesus ein Held? Ist er einer? --- Ja und Nein!

Um Jesus in einer griechisch geprägten Welt verständlich zu machen, bediente sich die frühe Kirche auch der Heldenvorstellungen der griechischen Götterwelt und Philosophie. Und da ähnelte Jesu Werk und Auftrag dann manchmal sogar Odysseus oder Herakles. Das Christentum im römischen Reich hätte keine Weltreligion werden können, wenn die Christen nicht versucht hätten, jüdisch-christliche in griechisch-römische Vorstellungen zu übertragen. Z. B. war Jesus als Messias oder als Menschensohn gar nicht im Erwartungshorizont eines griechisch denkenden Menschen. Das war nur in einem jüdisch geprägten Umfeld sinnvoll und verständlich. Ein Beispiel macht das deutlich: Wer Schneeschuhe in den Tropen an Menschen, die Schnee gar nicht kennen, verkaufen will, wird sich entsprechend schwer tun. Ohne solche Parallelen aber hätten die Menschen damals nicht verstanden, was Jesus gemacht hat und wozu man ihn verehren, ja, an ihn glauben soll.

Aber ist Jesus wirklich das, was wir unter einem Helden verstehen?

Man kann ja versuchsweise mal das Glaubensbekenntnis unter Actionfilmkategorien hören, dann macht das schon einiges her, dann gibt es einen veritablen Helden:

 

Geboren von einer Jungfrau

Gelitten unter Pontius Pilatus

Gekreuzigt, gestorben und begraben

Hinabgestiegen in das Reich des Todes

Am dritten Tage Auferstanden von den Toten

aufgefahren in den Himmel

dort sitzt er zu richten die Lebenden und die Toten.

 

Was für eine Heldenreise! – Für die englische Krimiautorin Dorothy Sayers war dieser Weg Jesu deshalb auch „The greatest Drama ever staged“, das „Das größte Drama aller Zeiten.“ Ist also Jesus der „Gott-Held“, wie die alte Prophezeiung den Messias im Jesajabuch (Jes 9,5) ankündigt? Ja, das glauben wir Christen! Und dennoch besteht ein großer Unterschied zu den alten und den neuen Helden. Denn bei Jesus reden wir nicht von einer Aktionsgeschichte, sondern von einer Passionsgeschichte. Jesus war eben nicht auf Abenteuer aus und er wollte keine Gewalt. Von der Seite der Revolutionäre hat er sich nicht vereinnahmen lassen. Er hat den Tod unschuldig erlitten, blieb passiv und widersetzte sich nicht. Dass das eine Erfolgsgeschichte wurde und kein Scheitern blieb, liegt an Gottes Handeln an Jesus in der Auferweckung. Und es waren nicht irgendwelche heldischen Attribute Jesu, die das möglich machten. Dass er auferstanden ist, ist eben keine Heldentat, sondern ganz Gottes Tat.

So richtig bringt einen deshalb der Heldenbegriff bei Jesus nicht weiter. In die menschliche Sehnsucht nach einem Helden, nach einem erlösenden Retter, tritt Jesus anders ein als erhofft. Jesus hat manches mit großen Helden gemein, aber im Gewaltverzicht und in der Botschaft unterscheidet er sich doch ziemlich. Er wollte und sollte eben auch nicht als Halbgott verstanden werden. Christen glauben, dass er ganz Mensch war und nicht nur halb. Und zugleich, dass er ein Mensch ganz aus Liebe war, also ganz göttlich. – Eine spannende Geschichte bleibt es.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

25.04.2019
Thomas Dörken-Kucharz