Lebendiges Wasser

Morgenandacht
Lebendiges Wasser
19.03.2019 - 06:35
14.02.2019
Autor des Textes: Jost Mazuch
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Ich öffne den Hahn, und schon fließt das Wasser. So viel ich will, so oft ich will. Klares, sauberes Wasser. Ich lasse es über meine Hände laufen, schöpfe es in mein Gesicht. Spüle meinen Mund aus. Trinke ein paar Schlucke. Es schmeckt nicht nach viel. Trinkwasser, höchste Qualität. Im Bad und in der Küche, in der Waschmaschine oder im Feinschmeckerrestaurant. Ich kann es trinken, brühe daraus meinen Tee und Kaffee. Es ist immer da: ein Glas voll oder eine ganze Badewanne. Erfrischend, reinigend, kühlend, durstlöschend, feuerlöschend. Wasser ist schön. Wasser ist wichtig. Wo kommt eigentlich das Wasser her, das bei uns aus dem Hahn fließt? frage ich die Grundschulkinder im Schulgottesdienst. Aus einer Wasserfabrik, mutmaßt einer. Vom Himmel, wenn es regnet, eine andere. Aus dem Rhein vielleicht? Aus so einem Loch in der Erde, aus einer Quelle? Und sie haben alle Recht. Denn das Wasser hat immer einen weiten Weg hinter sich, bevor wir es nutzen. Einen Weg ohne Anfang und ohne Ende. Überall fließt das Wasser. In Rinnsalen, Bächen und Flüssen, aufgefangen in Stauseen, eingezwängt in Kanäle und Turbinen, genutzt, verschmutzt und gereinigt. Irgendwann kommt es zum Meer. Es verdunstet, bildet Wolken, zieht über Länder und Berge, regnet wieder aus. Ein unendlicher Weg. Gäbe es nicht diesen endlosen Kreislauf des Wassers, dann gäbe es auch kein Leben. Alles Leben kommt aus dem Wasser. Wir Menschen benötigen es jeden Tag; bestehen wir doch selbst zu großen Teilen daraus. Wasser ist Lebenselement. Wasser ist schön, und Wasser ist gefährlich. Lebensbedrohlich wird es bei Stürmen auf dem Meer, bei Fluten und Überschwemmungen. Dann entwickelt das harmlose Wasser eine zerstörerische Kraft, die Tiere und Menschen hinwegreißt und ertränkt. – Es wird verschmutzt, vergiftet, verseucht. Wasser kann Leben spenden, und es kann den Tod bringen. Es ist kein Zufall, dass auch die Religionen sich immer schon diesem gewaltigen Element gewidmet haben. An heiligen Quellen und Flüssen haben Menschen der Kraft des Wassers gehuldigt. In der christlichen Kirche ist es das Zeichen der Taufe. Jesus ließ sich vom Bußprediger Johannes im Jordan taufen. Bei ihm bedeutete die Taufe Umkehr und Neuanfang. Schmutz und Sünde wird abgewaschen. Neues Leben wird möglich. Hast du das nötig, fragt Johannes, und wehrt ab: Eher müsstest du mich taufen. Doch Jesus sagt: Lass es geschehen. Lässt sich von Johannes in die Wellen des Jordans tauchen. Und sie hören die Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn. Wasser der Taufe: Zeichen für die lebendige Verbindung mit Gott. So wie Jesus haben sich von Beginn an Christen mit ihm, auf seinen Namen taufen lassen. Damals wurden sie noch komplett untergetaucht, da war das Lebensbedrohliche des Wassers noch deutlich spürbar. Und wurden wieder herausgezogen, getrocknet, mit einem weißen Gewand bekleidet. „Ihr seid mit Christus in seinen Tod hineingetaucht“, schreibt Paulus darüber, „und seid mit ihm in sein neues Leben herausgezogen. So zieht ihr das neue Leben mit Christus an wie ein neues Kleid.“ Heute taufen wir in der Kirche meistens kleine Kinder. Noch immer fließt dabei das Wasser: elementares Zeichen, drei Hände voll Wasser im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und wir zeigen ihnen: Du gehörst zu Gott, ein für alle Mal ist dir das versprochen in deiner Taufe. Lebendiges Wasser. Ich lasse es über meine Haut fließen. Und erinnere mich daran, dass mein Leben mit Gott verbunden ist. Es gilt das gesprochene Wort.

14.02.2019
Autor des Textes: Jost Mazuch