Sterbetag Jochen Klepper

Morgenandacht
Sterbetag Jochen Klepper
11.12.2018 - 06:35
11.10.2018
Johannes Wolf
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Es ist zu einem meiner Lieblingslieder geworden. Das Adventslied: Die Nacht ist vorgedrungen. Die Worte stammen von Jochen Klepper, dessen Leben heute vor 76 Jahren endete. Es ist eine tragische Geschichte. Ein ständiges Auf und Ab prägte das Leben dieses Menschen. Licht und Dunkel wechselten sich ab: „Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem schönen Morgenstern.“ So beginnt dieses Lied – aus der Finsternis heraus mit der Hoffnung auf das kommende Helle…

 

Geboren wurde Jochen Klepper 1903 in einer Kleinstadt in Niederschlesien. Die Familie war vermögend, der Vater Theologe. Doch als kleiner Junge war er viel krank. Schweres Asthma prägte seine Kindheit. Das führte auch dazu, dass Jochen Klepper erst mit 14 Jahren eine Schule besuchte. Bis dahin hatte er zu Hause Unterricht bei seinem Vater. Das machte ihn zu einem Außenseiter und auch im anschließenden Theologiestudium ging es mühsam vorwärts. Was ihn dabei antrieb, das waren sein Glaube, das Schreiben und das Interesse für Literatur.

 

Jochen Klepper brach das Studium ab und arbeitete dann als Journalist. Zunächst beim Evangelischen Presseverband für Schlesien und dann beim Hörfunk in Berlin. Wenn ich seine Gedichte und Aufzeichnungen aus dieser Zeit lese, dann lese ich dort auch von der Zerrissenheit dieses Menschen. Er war zurückhaltend, manchmal scheu, hatte Respekt vor den Herrschenden und legte eine beeindruckende Frömmigkeit an den Tag. Er war auf der Suche und fand Zeilen, die berühren: „Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“

 

Was das für Ängste waren, zeigt ein Blick in die Zeit und die damals herrschenden Bedingungen. Die Nationalsozialisten hatten die Macht übernommen und ihre unsägliche Ideologie verbreiten können. Jochen Klepper hatte die jüdische Witwe Johanna Stein geheiratet. Diese brachte zwei Töchter mit in die Ehe und war einige Jahre älter als er.

Das alles führte zu Schwierigkeiten mit den Eltern, sie waren mit dieser Hochzeit nicht einverstanden. Aber weit schlimmer noch waren die äußeren Umstände.

 

Trotz einiger Erfolge als Romanschriftsteller wurde der Druck von außen immer bedrohlicher. Seine Frau hatte sich zwar taufen lassen, doch die jüdische Herkunft bereitete zusehends Schwierigkeiten. Es herrschte Krieg. Jochen Klepper wurde zum Militärdienst einberufen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, meinte er als kämpfender Soldat mehr für seine Frau und die noch im Hause lebende Tochter tun zu können. Doch er wurde aus der Wehrmacht entlassen – weil seine Frau Jüdin war. Die Lage war katastrophal – dann aussichtslos. Weil seiner Frau und der jüngsten Tochter die Deportation drohte, wählten sie einen anderen Weg. Am Morgen des 11. Dezember 1942 wurden sie leblos in ihrer Wohnung aufgefunden.

 

„Gott will im Dunkel wohnen.“ So beginnt die letzte Strophe des Liedes. Aber es bleibt nicht dabei. Und auch wenn Jochen Kleppers Leben so tragisch endete, er war doch einer, der mit seinen Worten vielen Menschen Hoffnung gegeben hat. „Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt.“

 

Es gilt das gesprochene Wort.

11.10.2018
Johannes Wolf