Tägliches Brot

Morgenandacht
Tägliches Brot
18.03.2019 - 06:35
14.02.2019
Autor des Textes: Jost Mazuch
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Ein kleines Stück Brot breche ich mir ab, stecke es in den Mund. Ohne etwas drauf, keine Butter oder Marmelade. Einfach nur etwas Brot. Ich kaue es langsam. Schmecke, wie es süßer wird im Mund. Esse es in Ruhe.

Das mache ich gerne morgens, während in der Kanne noch der Tee fürs Frühstück zieht. So ein Stückchen Brot am Anfang des Tages schmeckt mir, und es stillt mein morgendliches Magenknurren. Brot ist etwas ganz Einfaches. Und damit schon wieder etwas Besonderes. Wann isst man schon mal „nur Brot“? Doch so köstlich es schmecken kann – wenn ich den ganzen Tag nur Brot essen sollte – das wäre doch etwas karg, ärmlich, fast schon eine Strafe: Wasser und Brot.

Brot ist elementare Nahrung. Seit Menschengedenken wird Brot gebacken. Mehl, Wasser, ein wenig Salz, Hefe oder Sauerteig. Mehr braucht es nicht dazu. Und so einfach es ist, so neu schmeckt es immer wieder. Mehrere Millionen Laibe Brot werden jeden Tag in Deutschland verkauft. Mischbrot, Weizenbrot, Roggenbrot, Vollkornbrot, Toastbrot.  Es wird gegessen und genossen, und manches davon wird achtlos weggeworfen. Tägliches Brot.

Im Vaterunser bitte ich darum: Unser tägliches Brot gib uns heute. Eine antiquierte Bitte, könnte man meinen. Wo doch hierzulande niemand Mangel an Brot hat. Warum sollte da jemand um Brot beten? Doch steckt in dieser Bitte mehr. Das „tägliche Brot“ steht allgemein für Nahrung, ja für alles, was lebensnotwendig ist. Ich brauche natürlich jeden Tag etwas zu essen und zu trinken. Ich brauche auch die Kleidung, die ich trage, und eine Wohnung, in der ich bleiben kann. Was brauche ich noch täglich, wie das Brot? Wenn ich mit den Worten des Vaterunsers bete, erinnere ich mich daran, dass ich jeden Tag  auch auf andere Menschen angewiesen bin: auf gute Beziehungen, meine Familie, Freunde, Kollegen. Alleine ist nicht gut leben.  Das tägliche Brot ist auch das geteilte Brot. Ich bitte nicht darum, dass nur ich alleine bekomme, was mich satt und zufrieden macht. Sondern um „unser“ tägliches Brot. Wer ist da noch alles mitgemeint?

Das tägliche Brot verbindet mich und meine Bedürfnisse mit den anderen Menschen, die genauso hungrig nach Leben sind wie ich. Da bekommt das kleine Stück Brot eine weite Bedeutung. Warum hungern manche Menschen, während andere zu viel haben? Wie gerecht sind die Nahrungsmittel und die Lebensmöglichkeiten in der Welt verteilt?

Wenn die Bibel vom Brot erzählt, sind das meist Geschichten vom Teilen. Abraham lädt die fremden Besucher, die plötzlich vor seiner Tür stehen, ein: Bleibt doch, ich will euch ein wenig Brot holen. Und Jesus zeigt seinen Jüngern, wie man mit geteiltem Brot fünftausend hungrige Menschen satt bekommt. Noch heute teilen christliche Gemeinden in ihren Gottesdiensten das Brot: zum Gedächtnis an Jesus, zur Gemeinschaft mit ihm. Wir sagen dann: Er hat sein Leben geteilt wie das Brot. Im Abendmahl wird das Brot zum Zeichen der christlichen Gemeinschaft, und der Verbindung mit Christus.  Brot des Lebens. Ein Hoffnungszeichen auch dafür, sich nicht abzufinden mit Not und Hunger. Teilen ist möglich, und es verändert die Welt.

Brot des Lebens. Das bedeutet viel mehr als nur Nahrung. Menschen leben nicht nur von Brot; darauf wies Jesus hin. Wir haben auch geistige und geistliche Bedürfnisse: nach Zuspruch, Trost, Hoffnung und Sinn. Auch der seelische Hunger braucht Nahrung.

Tägliches Brot. Das, was ich heute brauche. Ich lebe in einer Zeit und einem Land des Überflusses. Ein kleines Stück Brot erinnert mich an die Frage: Was brauche ich wirklich?

 

Es gilt das gesprochene Wort.

14.02.2019
Autor des Textes: Jost Mazuch