Vaterunser beten

Morgenandacht
Vaterunser beten
03.09.2018 - 06:35
20.06.2018
Anja Neu-Illg
Sendung zum Nachhören
Sendung zum Nachlesen

Sehr geehrter Herr,
moin moin,
Mein Lieber,
oh du mein Herz,
Verehrtester,
Hallo,
Eure Hoheit,
Grüß dich,
Huhu, Ist da jemand?
 

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.

 Ist da jemand, der mein Herz versteht?

Dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.

 Und der mit mir bis ans Ende geht?

Unser täglich Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

 Ist da jemand, der noch an mich glaubt?
 Ist da jemand? Ist da jemand?

Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.

 Der mir den Schatten von der Seele nimmt?
 Und mich sicher nach Hause bringt?


Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit,
in Ewigkeit.

 Ist da jemand, der mich wirklich braucht?
 Ist da jemand? Ist da jemand?

„Ja, also, falls, da jemand ist.
Also jemand, der sich für mich interessiert.
Du siehst ja, was hier los ist.
Kannst du da nicht was machen?
 

Diese Diagnose.
Kannst du nicht einfach machen, dass die gar nicht stimmt.
Dass die Ärzte sich geirrt haben.
Also, ich weiß nicht, ob das jetzt jemand hört,
aber falls ja: Ich wäre dir echt für immer dankbar.
Wirklich.“

Es war ihr allererstes Gebet.
Heimlich auf dem Krankenhausflur.
Lehrt Not beten?
Zumindest weckt sie den Wunsch, es zu können.

Aber wie geht das? Beten.
Das haben auch die Jünger von Jesus gefragt.
Und sie fragen einen, der es wissen muss.

Er hatte sich immer wieder zurückgezogen,
auf einen Berg, in die Einsamkeit, stundenlang, nächtelang.
Und muss verändert zurückgekommen sein.

So, dass auch seine Jünger haben wollten, was er hatte,
können wollten, was er konnte.
Bring uns das mal bitte bei, dieses Beten.

Was haben sie gedacht, was jetzt kommt?
Welche Orte man aufsuchen soll?
Welche Gesten passend sind?
Welche Rituale dazugehören?
Waschungen? Opferungen?

Jesus antwortet mit dem Vaterunser.
Ein paar wenige Worte.
Und eine Haltung: Es ist nicht kompliziert.
Ihr könnt einfach „Du“ sagen.

Für Anfänger leicht zu merken.
Für Fortgeschrittene, falls es die überhaupt gibt,
unauslotbar, tief und reich.

Hat man es einmal gelernt,
funktionieren auch Jahre später die Reflexe noch.
Ob man will, oder nicht.

Gerät man in etwas Kirchliches hinein,
eine Beerdigung, eine Trauung, eine Taufe,
und der Pfarrer sagt: „Lasst uns nun beten,
mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat:
Vater unser…“ Selbst wenn man dann schweigt,
ist da plötzlich „im Himmel“ in einem.

Die passende Anrede?
Hier ist sie:

Vater unser im Himmel!
So lässt sich ein Gebet anfangen.

Wer nicht einfach mal anfängt,
wird es nie lernen.
Man kann nämlich nicht vorher erst klären,
ob da wirklich jemand ist und dann beten.
Sondern man findet es gerade erst durch das Gebet heraus.

 Dann ist da jemand, ist da jemand.

 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

 

 

Musik: Adel Tawil, Ist da jemand, So Schön Anders

20.06.2018
Anja Neu-Illg