Wir werden es überwinden

Morgenandacht
Wir werden es überwinden
07.08.2018 - 06:35
20.06.2018
Petra Schulze
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Manfred Rekowski: Wir haben es mit dem Weltproblem Flucht zu tun, von dem rund 70 Millionen Menschen … betroffen sind. Und das ist nicht ein vorübergehendes Phänomen, sondern das ist ein Grundproblem.

 

agt Manfred Rekowski, der rheinische Präses und Vorsitzende der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland. Ja, die Ursachen für Flucht sind gravierend und vielfältig: Hunger, Armut, Klimawandel, Herrschaft von Despoten, Unrecht und Krieg.

 

Manfred Rekowski: Dass über diese Fragen faktisch kaum gesprochen wird, sondern darüber, ob man vier bis sieben Menschen zurückschicken kann an der Grenze, das finde ich erbärmlich… Und wenn wir einen Masterplan brauchen, dann vielleicht einen Masterplan zur Beseitigung von Fluchtursachen.

 

Vor allem aber schaut die Evangelische Kirche in Deutschland hin, wo unmittelbare Hilfe nötig ist. So unterstützt sie die zivile Seenotrettungsorganisation Sea-Watch, indem sie das Aufklärungsflugzeug „Moonbird“ mitfinanziert. Durch seinen Einsatz konnten schon 20.000 Menschen gerettet werden und vermutlich 1000 vor dem Ertrinken bewahrt werden. Und „Moonbird“ dokumentiert das Sterben an der südlichen Grenze Europas:

 

Manfred Rekowski: Das Ziel ist, sozusagen Rettung, wo nötig ist, zu organisieren, zu koordinieren. Das ist, in vielen Fällen gelungen, aber es geht auch darum, dass wir nicht wegschauen vor dem, was passiert. Menschen sterben im Mittelmeer. Und daran wollen wir erinnern. … Und das Mittelmeer entwickelt sich schon zu einem großen Friedhof.

 

Gott schaut jeden einzelnen Menschen an und gibt keinen auf. Aus dieser Überzeugung heraus hat sich Präses Manfred Rekowski Mitte Juli von Düsseldorf auf den Weg nach Malta gemacht. Um die Helfer von Sea-Watch zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Und eigentlich wollte er mit dem Aufklärungsflugzeug „Moonbird“ Richtung libysche Küste fliegen. Doch die maltesische Regierung hat es Sea-Watch untersagt, die Rettungsschiffe auslaufen zu lassen und das Aufklärungsflugzeug darf nur über Malta fliegen. Die Gründe sind unklar. Präses Rekowski spricht sich vor Journalisten gegen die Kriminalisierung der Retter aus. Im Gegenteil, von der Regierung werde hier internationales Recht gebrochen.

 

Manfred Rekowski (Videotagebuch 2 „Wir dürfen das nicht hinnehmen“): Ein Flugzeug, das bei Rettung von Flüchtlingen unterstützen kann, darf nicht ausfliegen. Das ist so etwas wie unterlassene Hilfeleistung in meinen Augen und das ist ein Skandal.

 

Dennoch steigt Manfred Rekowski in das Aufklärungsflugzeug ein und fliegt in dem erlaubten Radius mit.

Doch dann:


Während Rekowski mit der „Moonbird“ in der Luft ist, erhält das Team schreckliche aktuelle Bilder von der spanischen Organisation „open arms“:

 

Manfred Rekowski (Videotagebuch 2 „Wir dürfen das nicht hinnehmen“): Die Trümmer eines Bootes, tote Menschen, mittendrin eine Frau, die ums Überleben kämpft. Auf den Trümmern offenkundig zurückgelassen von der libyschen Küstenwache. Bilder zum Wegsehen. Aber wenn wir das alle tun – wegsehen -, dann geht das Unrecht weiter. Deswegen müssen wir hinschauen, … Wir dürfen das nicht hinnehmen,… Hier steht viel auf dem Spiel und wir werden keine Ruhe geben.

 

Am Hafen von Valetta versammeln sich die Crew von Sea-Watch, Gemeindemitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde in Malta und Präses Rekowski zu einem Gedenken an die Kinder, die auf der Flucht gestorben sind. Kleine Kreuze, Schwimmwesten und Kerzen stehen in der Nähe eines Denkmals (1).

 

Manfred Rekowski (Videotagebuch 2 „Wir dürfen das nicht hinnehmen“): Das Denkmal ist sehr eindrücklich. Es stellt eigentlich ein Kinderspielzeug dar. Ein gefaltetes Papierboot, das eben nicht immer sein Ziel erreicht, sondern sehr fragil ist, kaputt gehen kann. Und das ist ja die Erfahrung, die viele auch auf der Flucht gemacht haben

 

Präses Rekowski spricht am Rande dieser Gedenkfeier auch mit einer Mitarbeiterin von Sea-Watch. Sie erzählt, wie schwierig es ist, in konkreten Einsätzen zu helfen.

 

Manfred Rekowski (Videotagebuch 2 „Wir dürfen das nicht hinnehmen“): Und manchmal muss man entscheiden, wem kann man helfen und wem kann man nicht helfen... Gemeinsam haben wir uns auch aber Hoffnung und Mut gemacht. Haben miteinander gesungen: We shall overcome. Und das ist für mich so ein Ausrufezeichen, das ist auch mein Glaubensbekenntnis, dennoch – trotz allem – We shall overcome….

 

We shall overcome. Gemeinsam werden wir stark sein und es überwinden. Das tausendfache Sterben an der südlichen Grenze Europas.

 


(1) Das „Child migrant monument“ steht im Hafen von Valletta (Valletta Waterfront). Es erinnert an die Auswanderung von 300 maltesischen Kinder in den 1950er Jahren. Passt aber auch zur aktuellen Situation.

 

Weitere Informationen: https://www.ekir.de/www/service/malta30426.php

 

 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

20.06.2018
Petra Schulze