Weihnachtsgeschenke

Wort zum Tage

Gemeinfrei via pixabay/ kalhh

Weihnachtsgeschenke
mit Jörg Machel
27.12.2021 - 06:20
15.09.2021
Jörg Machel
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Viele haben die missglückten Geschenke schon zurechtgelegt, um sie umzutauschen. Das mit dem Schenken ist ja so eine Sache. Erkundigt man sich zu intensiv nach den Wünschen, gibt es keine Überraschung mehr. Geht man zu sehr nach dem eigenen Empfinden, verfehlt man vielleicht den Geschmack des zu Beschenkenden. Doch auch wenn man sich intensiv mit dessen Interessen beschäftigt, kann man danebenliegen. Bei Georg Kreisler, dem großen Wiener Chansonnier, beschwert sich der „Musikkritiker“, dass er ständig neue Platten geschenkt bekommt, wo er doch viel dringender Krawatten braucht und neue Schuh.

Auch über den Sinn der Geschenke für das Jesuskind kann man streiten. Unter praktischem Gesichtspunkt war es riskant, einer Flüchtlingsfamilie Gold zu schenken, ungünstigerweise als Klumpen - so stellen es die Maler zumeist dar - und nicht in kleinen Münzen. Für die Flucht wären die vielleicht ein gutes Wegegeld. Doch Flüchtlinge, die mit Goldstücken zahlen, stehen in der Gefahr, zum lohnenden Opfer zu werden. Weihrauch und Myrrhe sagt man heilende Kräfte nach und damit wären diese Gaben immerhin für die Reiseapotheke gut. Allerdings ist das von mir wohl zu praktisch gedacht. Der Evangelist Matthäus sah in den Geschenken Symbole der Wertschätzung für den neugeborenen Heiland.

Ein zunächst ebenfalls merkwürdig anmutendes Geschenk hat dem kleinen Anatoli das Leben gerettet. Anatoli kam 1942 zur Welt. Als die Ukraine von den Deutschen besetzt war, hat man ihn mit seiner deutschstämmigen Familie nach Potsdam evakuiert und dort kamen sie bei einer Familie Storch unter. Nach Kriegsende wurden die ehemaligen Sowjetbürger, auch die deutschstämmigen, auf Befehl Stalins zurückbeordert. Egal wie schwer ihr Schicksal in Deutschland war, galten sie doch als Kollaborateure. Nach den Exzessen der ersten Nachkriegstage ahnte man, was das bedeutete. Auch Frau Storch fürchtete das Schlimmste für ihre Mitbewohner. Sie waren ihr ans Herz gewachsen. So steckte sie ihnen ein Stoffetui mit Tafelsilber zu. Zuerst schien dieses Geschenk ziemlich unbrauchbar auf dem Weg zurück nach Russland zu sein, letztlich aber, so erzählte Anatolis Mutter, war es dieses Tafelsilber aus dem Besitz der Familie Storch, das ihrem kleinen Sohn als nützliches Tauschobjekt das Leben gerettet hat. 

Meist sind Geschenke Gesten der Aufmerksamkeit und Wertschätzung, manchmal können sie unpassend oder sogar peinlich sein. Es gibt aber Situationen, da rettet ein Geschenk Leben.

Es gilt das gesprochene Wort.

15.09.2021
Jörg Machel