Das nächste Spiel ist immer das schwerste

Wort zum Tage
Das nächste Spiel ist immer das schwerste
04.07.2018 - 06:20
20.06.2018
Dietrich Heyde
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Vermutlich wissen nicht mehr viele, wer Lars Lunde war. Rasch ist ein Stern am Fußballhimmel verblasst. Aber Lars Lunde war vor dreißig Jahren einmal in aller Munde. Der gebürtige Däne, Profi im Dienste renommierter Clubs, war ein begnadeter Fußballer. Ich erinnere mich an ihn, weil ich einmal dies über ihn las: „Lars Lunde bestreitet gegenwärtig das schwerste Spiel seines Lebens.“ Diese Überschrift ließ mich aufhorchen und machte mich neugierig.

 

Mir fiel ein Wort des unvergessenen Bundestrainers Sepp Herberger ein, das lautet: „Das nächste Spiel ist immer das schwerste.“ Lars Lunde sollte dies an sich erfahren. Es war allerdings nicht das nächste Spiel auf dem Rasen, sondern im Leben, das für ihn am schwersten wurde.

Es war ein Tag im April 1988, der das Leben von Lars Lunde grundlegend veränderte. Am Steuer seines schnellen Wagens hatte er an einem Bahnübergang im schweizerischen Aarau ein Rotlicht übersehen und war mit einem Zug zusammengestoßen. Nach sechs Stunden auf der Intensivstation und zwölf Tagen im Koma begann das zweite Leben von Lars Lunde.

 

Das nächste Spiel ist immer das schwerste: Wie ein Kleinkind musste er alles neu erlernen. Selbst die einfachsten Dinge bereiteten am Anfang große Schwierigkeiten. Lars Lunde sagte: „Ich habe einen unsichtbaren Gegner.“ Der war nicht mit guter Balltechnik zu besiegen. Wohl aber mit Geduld. Auf Geduld kommt es an und auf Ausdauer. Darauf, sich voll auf das nächste Spiel und auf den nächsten Schritt zu konzentrieren.

 

Wie nah liegt es, sich zurückzuträumen, an die früheren Spiele zu denken: Ach, einfach aufwachen und alles ist wie früher. Aber das ist nicht möglich. Wir wissen es. Mehr noch, wir müssen schmerzhaft spüren: Wo man sich am vergangenen Spiel und Sieg orientiert und darauf ausruht, da ist die Seele in Gefahr, flügellahm zu werden, da hat sie das Spiel um die Zukunft schon verloren.

 

Das nächste Spiel ist immer das schwerste, bedeutet aber auch: Gehe Schritt für Schritt. Denke nicht schon an das dritte, vierte oder fünfte Spiel. Sorge dich nicht um morgen und übermorgen. Wer zu weit nach vorn in die Zukunft denkt, dem kommen allzu leicht Wachsamkeit und Konzentration abhanden, die nötig sind, um dem Augenblick gewachsen zu sein. Jesus hat diese Erfahrung in der Bergpredigt einmal auf diese Worte gebracht: „Sorge dich nicht um den morgigen Tag, der heutige hat seine eigene Plage.“ (Matthäus 6,34)

 

Eine Perspektive über den Tag hinaus haben, das ja! Aber immer ganz da sein, wo wir sind. Im Heute leben. Und so gehen von Vertrauen zu Vertrauen auf Gott, der weiterführt. Lars Lunde jedenfalls konnte das schwerste Spiel seines Lebens als Sieger beenden.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

20.06.2018
Dietrich Heyde