Sendung zum Nachhören
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Sie kennen sich seit zwölf Jahren. So alt sind die zwei Jungs auch. Sie leben Haus an Haus in einer Kleinstadt in China. Und teilen alles miteinander, erzählt eine Zeitung. (STERN.de 10.4.2019). Die Spielsachen, manchmal ihr bisschen Geld - und immer die Krankheit. Einer der beiden Jungs kann nämlich kaum laufen; eine Muskelschwäche von Geburt an. Der andere Junge ist größer und kräftiger. Man mag kaum glauben, worüber der kräftige Junge bisher nie geredet hat: Seit sechs Jahren trägt er seinen Freund von Zuhause bis zur Schule. Auf dem Rücken. Und mittags wieder heim. Auch die vielen Stufen in der Schule immer hoch und runter. Der Kräftige sagt: Ich wiege doch 40 Kilo, mein Freund aber nur 25 Kilo. Darum mache ich das. Seit sechs Jahren macht er das. Jeden Schultag. Und wenn er groß ist, sagt er dann noch, möchte er etwas machen, was Menschen hilft. Ein Wunder.
Der Mensch ist ein Wunder, manchmal. Natürlich kann er böse sein, das ist wahr. Er kann verletzen und zerstören, sein Herz verschließen. Er kann andere über den Tisch ziehen und noch viel Schlimmeres machen. Er kann schuldig werden, immer nur den eigenen Vorteil suchen. Er kann aber auch anders. Nämlich ein Wunder sein. Ein Mensch kann andere trösten. Manchmal sogar heilen. Vor allem aber kann er lieben und anderen nahe sein. Sogar Menschen, die es nicht leicht haben mit ihrem Körper oder ihrer Seele, können ihr Herz öffnen und andere aufheitern.
Der Mensch kann ein Wunder sein. Ein Wunder an Güte und Herzlichkeit. Da muss man dann nicht lange nach Gott fragen. Da ist Gott mittendrin. Wo ein Mensch anderen eine Last abnimmt, ist Gott mitten unter ihnen. Wo eine den Schmerz anderer erkennt und sich nicht abwendet, ist Gott ganz nahe. Wir können manches Leid nicht ändern. Oft haben wir viele Fragen an Gott, warum er etwas tut oder zulässt. Oder warum ich nicht das Glück habe, das andere scheinbar haben. Diese Fragen sind wichtig, wir sollen sie nicht wegschieben - auch wenn es selten eine Antwort darauf gibt. Denn eine Antwort aber gibt es ja immer: Der Mensch kann ein Wunder sein. Ein Wunder an Mitgefühl. Es sind diese weiten Herzen, in denen Gott gerne wohnt.
Es gilt das gesprochene Wort.