Der schönste Tag des Lebens

Wort zum Tage
Der schönste Tag des Lebens
02.05.2015 - 06:23
30.03.2015
Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit

Zeiten ändern sich. Das ging mir durch den Kopf, als ich in einem Traugespräch dem angehenden Hochzeitspaar gegenüber saß. Sie waren jung – und alles andere als unbekümmert. Alles war bereits minutiös geplant und vorbereitet: Der Trauspruch, die Sitzordnung, das Kleid der Braut und der Brautjungfern, die Musik in und vor der Kirche, die Tauben, die draußen in den Himmel aufsteigen sollten, sogar das Kissen, auf das die Trauringe vor dem Ringwechsel gebettet sein sollten.

 

Leicht beschämt dachte ich insgeheim an die Coladose, die mein Mann und ich bei unserer eigenen kirchlichen Trauung vor der Kirchentür übersehen hatten und die im Anschluss an diesen vermeintlich schönsten Tag alle Fotos des frisch vermählten Paares zierte.

 

Je weniger Ehen halten, je nüchterner unser Leben an vielen Stellen geworden ist, desto romantischer und zuweilen auch bombastischer wird heute oftmals geheiratet, so als könne man mit der perfekten Trauung eine perfekte Beziehung zementieren.

 

Hochzeiten sind nicht perfekt. Oft kommt es anders, als man denkt, trotz aller Vorbereitung. Das Brautpaar der Hochzeit zu Kana, auf der Jesus zu Gast war, wird sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs befunden haben, als einer der Diener ihnen unauffällig ins Ohr flüsterte, dass der Wein leider zur Neige gegangen wäre. Eine Hochzeit ohne Wein. Wasser statt Rebensaft. Wie peinlich, wie unangenehm!

 

Jesus rettet die Situation. Er lässt Wasser in die Krüge füllen – aus Wasser wird Wein. Das Fest geht weiter – heiter und unbeschwert.

 

Mein Bräutigam, den ich als Pfarrerin bald trauen sollte, hatte seiner Künftigen einen perfekten Antrag gemacht: am Brandenburger Tor, In einer bestellten Kutsche mit kalt gestelltem Sekt unter der Sitzbank. Danach ging es wie zufällig zu den Brauteltern, die noch vor der Braut informiert worden waren.

 

Mir wurde schwindelig. Zwei Wochen später war die kirchliche Trauung. Den ganzen Tag über hatte die Sonne geschienen – doch kurz bevor die Glocken zu läuten begannen, verfinsterte sich der Himmel. Als die Braut mit den Brautjungfern in perfekten Kleidern in die Kirche wollte, ging das nur im Eilschritt unter Donnern, Windböen und Regenschirmen. Das Schönste bei der Trauung war dann übrigens ein spontanes Lied von Freunden, von dem keiner im Vorfeld etwas wusste.

 

Dieses moderne Gleichnis und das von der Hochzeit zu Kana lehrt: Nichts im Leben und in der Liebe ist perfekt. Und ich ergänze beim Blick auf die Coladose auf meinem eigenen Hochzeitsbild: Und das ist auch gut so!

30.03.2015
Pfarrerin Barbara Manterfeld-Wormit