Gemeinfrei via unsplash/ Luke Chui
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Klaus ist glücklich. Er hat ein neues Lebensrezept. Es heißt: Verweigerung ist eine Tugend. Das kam so.
Klaus war einer, der alles machte. Den Beruf mit Anspruch. Die Kinder betreut, beraten. Ihnen geholfen, wo immer es ging. Er war in zwei Vereinen, im Bauausschuss der Stadt und im Kirchenvorstand der Gemeinde. Klaus hilft, hat er immer gedacht. Wenn der Pfarrer anrief, war Klaus zum Vorlesen im Gottesdienst. Wenn eine Mitarbeiterin krank war, hat Klaus ihre Arbeit mitgemacht. Seine Frau seufzte manchmal, meistens aber schwieg sie. Das konnte sie auch, denn Klaus merkte eines Tages selber: Irgendetwas stimmt nicht. Warum mache ich so viel? Will ich anerkannt sein und geliebt werden? Er spürte dann: Ich leide; und zwar an einem Zuviel an Möglichkeiten. Ich wähle nicht mehr, nehme alles an und bewerte nichts mehr.
Wenn man eine richtige Idee hat, muss man sie zu Ende denken. Das macht Klaus. Beruf, Haus, Garten, Kinder, Kirche, Vereine, Praktikanten, Telefonieren, Kino gehen, Feste feiern - er wird schwindelig, als er sich alles aufzählt. Manchmal läuft es wie geschmiert; aber in Wahrheit ist es zu viel. Ich spüre ja, sagt Klaus, dass es nicht geht. Das ist der Augenblick für‘s Neue. Nicht sofort, aber nach ein paar Tagen weiß er: Verweigerung ist eine Tugend. Heute eine der wichtigsten, um das Leben noch zu spüren und sich am Leben zu freuen. Verweigern heißt nicht zu allem Nein sagen. Verweigern heißt auswählen: Was brauche ich? Was schaffe ich - und was nicht? Ich will am Leben teilnehmen. Aber richtig. Lieber weniger, dafür aber mit ganzem Herzen. Je mehr das Leben mir verspricht, desto vorsichtiger muss ich sein. Ich will mich nicht verlieren in Hunderterlei, sagt Klaus.
Zwei Jahre geht das jetzt so. Ich habe wieder ein Gefühl für mich, sagt er. Und ein Gefühl für andere. Ich spüre mich, wenn ich glücklich bin oder ängstlich oder, wie meistens, einfach zufrieden. Verweigern ist heute eine Tugend, weiß Klaus. Und kennt auch einen Satz dafür: Soll ich alles gewinnen und mich selbst dabei verlieren?
Wichtig im Leben, sagt Klaus heute, ist nicht das viele Machen. Wichtig ist zu spüren, wie groß die Gnade ist zu leben.
Es gilt das gesprochene Wort.