Die Tugend der Treue

Wort zum Tage
Die Tugend der Treue
10.05.2019 - 06:20
28.02.2019
Autor des Textes: Diederich Lüken
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Die Treue hat es zurzeit oft schwer. Zwar wünschen sich die meisten Menschen, dass sie die ungeteilte Liebe des Partners oder der Partnerin empfangen. Aber das gilt vielfach nicht mehr für das ganze Leben, sondern oftmals nur für einen bestimmten Lebensabschnitt. Lebensabschnittsgefährte oder -gefährtin heißt dann eine solche Person. Ein solcher Umgang mit der Liebe hinterlässt allerdings immer mindestens ein Opfer. Das ist die Person, die auf Treue hoffte, aber den Treuebruch erleben musste. Sie hatte sich danach gesehnt, die echte, tiefe Liebe zu erleben, die das Leben reich macht und die tiefsten Bedürfnisse stillt. Denn die wahre Liebe zielt auf Ewigkeit. Sören Kierkegaard, der große dänische Philosoph und Theologe, hat durchaus Recht, wenn er behauptet: „Wenn zwei Menschen einander nicht auf ewig lieben wollen, dann ist ihre Liebe nicht wert, dass man über sie spricht, geschweige denn, dass man sie besingt.“ Ja, wenn zwei Menschen sich ihre Liebe ins Ohr flüstern, fragt niemand: Willst du mein Lebensabschnittsgefährte werden? Sondern jeder hofft darauf, dass die Liebe bis zum Tod erhalten bliebe – und sogar darüber hinaus. Alle Liebe will eben Ewigkeit. Ein Abglanz dieser Ewigkeit ist es, dass man mit Freuden offen bleibt für das Geschenk der Liebe, das der Liebende dem Liebenden macht. Das ist die liebende, hoffentlich lebenslange Treue. Sie ist bei allen Mühen nicht machbar. Man nimmt sie aus der Hand Gottes. So bekennen es viele, die eine lebenslange Treue erlebt haben. Die Folge dieser Treue ist ein tiefes Vertrautsein mit dem Partner. Man kennt einander in der Tiefe der Seele, man erkennt sich gegenseitig ganz und gar und nimmt einander in dieser Erkenntnis an. Immer wieder neu und anders. Auch in den unvorhersehbaren Entwicklungen des Partners. Ich zum Beispiel habe eine Krankenhauspfarrerin geheiratet und bin jetzt mit einer Künstlerin verheiratet, und es ist immer noch dieselbe Frau. Diese faszinierende Entwicklung hätte ich niemals erlebt, wenn wir einander nicht treu geblieben wären. Zugegeben, manchmal ist es schwer, Treue zu halten, wenn man die Berge der Verliebtheit hinter sich gelassen hat und die Ebenen der alltäglichen Mühen beginnen. Umso wichtiger ist es, dass man sich gerade dann auf die Treue des Partners verlassen kann und der Partner sich auf die die eigene Treue. Dann ist die Treue kein hässliches Muss, sondern der feste Wille, beieinander zu bleiben durch alle Fährnisse des Lebens hindurch. Das findet göttliche Unterstützung. Die Bibel spricht davon, dass die Treue eine Frucht des Heiligen Geistes sei. Treue in der Liebe, das ist Gottes Geschenk an die Liebenden.

 

Es gilt das gesprochene Wort.

28.02.2019
Autor des Textes: Diederich Lüken