Ein Glück für Gott

Wort zum Tage
Ein Glück für Gott
22.05.2021 - 06:20
14.05.2021
Michael Becker
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Ella, zum Beispiel, stellt auf einmal die Frage aller Fragen: Wann hat Gott eigentlich gelebt? Ella ist sechs Jahre alt und hellwach. Das merkt man an ihrer Frage. Bei Tisch betet sie mit Papa, Mama und Geschwistern. Auch sonst macht sie sich Gedanken. Und plötzlich ist sie da, die Frage: Wann hat Gott eigentlich gelebt? Papa und Mama versuchen eine Antwort. Der Papa erzählt mir davon. Ich überlege: Was würde ich Ella denn sagen?

Gott lebt immer, würde ich sagen. Aber was sagt schon das Wort „immer“. Ella ist sechs. Und „im-mer“ ist ein Allerweltswort, deswegen passt es auch irgendwie immer. Die Antwort auf die Frage, wann Gott gelebt hat, muss anders, besser sein. Gott lebt gestern, heute und morgen, könnte ich vielleicht sagen. Er ist da wie die Luft, die wir atmen. Die sieht und hört man nicht, man schmeckt sie nicht und kann sie auch nicht anfassen - aber sie ist da, die Luft. Gott auch. Neben uns ist er. Immer. Und freut sich über Dich, Ella, würde ich zu ihr sagen. Er freut sich, dass Du lebst und lachst; dass Du schöne Sachen anhast, gerne spielst, nachdenkst und den Eltern wichtige Fragen stellst. Das freut Gott. Gott mag Menschen wie Dich, Ella, kleine und große Menschen, die überle-gen und fragen. Nach Gott fragen. Und ihn suchen. 

Gott ist dicht bei Dir; das würde ich Ella gerne sagen und allen anderen, die nach Gott fragen. Eins freut ihn besonders: Wenn wir andere Menschen achten und sie lieb haben. Richtig lieb. Mama und Papa zum Beispiel. Die anderen im Kindergarten, die Kollegen am Arbeitsplatz. Ja, es gibt Kinder oder Kolleginnen, die man nicht so gerne hat, das stimmt. Wilde Kinder, freche, manchmal böse Kinder oder Erwachsene. Dann wird es schwer mit dem Liebhaben. Wenn aber ein Kind, vielleicht eine wie die kluge Ella, die wilden und frechen Kinder doch lieb hat, es versucht, nur ein bisschen, dann freut sich Gott. Liebhaben macht Gott fröhlich, stelle ich mir vor. Er strahlt dann und lacht wie die Sonne am Mittag. Das sieht man nicht. Aber man spürt es. Weil wir dann merken: So, wie wir gerade sind, sind wir gut; sind wir ein Glück für Gott.
 

 

Es gilt das gesprochene Wort.

14.05.2021
Michael Becker