Ein Ort des Friedens

Wort zum Tage
Ein Ort des Friedens
10.11.2015 - 06:23
25.06.2015
Militärdekan Dirck Ackermann

Ein schlichtes Haus in den Hügeln von Maryland / USA. Es liegt auf einem dieser grünen Hügel, hinter ihm ein kleiner Wald. Seine weißen Wände geben das warme Nachmittagslicht an einem wolkenlosen Tag wider. Wir wandern durch Wiesen auf das Haus zu. Eigentlich ist es eine Kirche, höre ich von meinem Begleiter. Gebaut von den sogenannten Schwarzenau Brüdern, einer Täufer-Gemeinde aus Deutschland. Im 18. Jahrhundert haben sie in den USA eine neue Heimat gefunden. Die Schwarzenau Brüder sind eine Friedenskirche. Das heißt, wie die Quäker lehnen sie den Kriegsdienst ab. Sie beten für Frieden und Liebe. Dunker werden sie in den USA genannt. Und deshalb heißt die Kirche auch Dunker Church.

 

Eine friedvolle Szene, die ich da erlebe: ein weißes Kirchlein in einer romantischen Hügellandschaft an einem sonnigen Sonntagnachmittag in Maryland. Eine Kirche, in der jeden Sonntag Gottesdienst gefeiert wurde - für Frieden und Liebe unter den Menschen.

Doch dann werde ich aufgeschreckt durch das, was mein Begleiter erzählt.  Er berichtet von einer blutigen Schlacht. Sie fand hier während des Amerikanischen Bürgerkriegs statt. Am 17. September 1862 kämpften hier 100.000 Soldaten gegeneinander. Mein Begleiter erzählt von den Irrungen und Wirrungen der Schlacht, von den Taktiken und den unterschiedlichen Schlachtabschnitten. Ich verstehe nur wenig. Aber was ich verstehe, erschreckt mich. Die Kirche, an der wir stehen, wurde zu einem Brennpunkt der Schlacht.  Am Ende des Tages waren 23.000 Menschen entweder getötet oder verwundet. 23.000, das sind mehr, als meine Heimatstadt Einwohner hat. Dunker Church: Noch heute findet man hier sterbliche Überreste der Getöteten. Ein Satz meines Begleiters hallt noch lange in mir nach: „Es war der blutigste Tag in der amerikanischen Geschichte.“

 

Dunker Church – ein Ort des Friedens und des Gebets wird zu einem Brennpunkt des schrecklichen Tötens von Tausenden von Menschen. Was für ein Widerspruch, denke ich.

Doch dann höre ich, wie es weiter ging. Nach der Schlacht wurde die stark beschädigte Kirche wiederaufgebaut. Nach zwei Jahren konnte man hier wieder Gottesdienste feiern.

 

Auf dem Rückweg blicke ich noch einmal zurück auf die kleine Kirche. Die untergehende Sonne taucht sie in warmes Licht. Gut, denke ich, dass an diesem Schreckensort und nach diesem Schreckenstag wieder ein Ort des Friedens geschaffen wurde. Ein Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden.

25.06.2015
Militärdekan Dirck Ackermann