Gemeinfrei via unsplash/ joseph d'mello
Sendung zum Nachhören
Feedback zur Sendung? Hier geht's zur Umfrage!
Sendung zum Nachlesen
Kann man Gott beweisen? Vielleicht ein bisschen? Vielleicht mit einem Ereignis, von dem ich Ihnen erzählen möchte. Von Herrn Kristal nämlich. Der lebte in Amerika, war jüdischer Bürger und 113 Jahre alt. 1903 geboren. Schwer vorstellbar, so ein Alter. Gewaltig war auch sein Traum. Als er dreizehn war, war Erster Weltkrieg. Auch in Polen, wo er damals lebte ohne seine Mutter, die schon gestorben war. Weil Krieg war und sein Vater Soldat in der Fremde, konnte das wichtigste Fest des Kindes Kristal nicht gefeiert werden: Bar Mizwa, die Religionsmündigkeit, bei uns Firmung oder Konfirmation. Das hat Kristal traurig gemacht, hundert Jahre lang. Weil seine Liebe zu Gott aber groß blieb, auch hundert Jahre lang, hat seine Familie diese Bar Mizwa dann mit ihm nachgefeiert, genau an seinem 113. Geburtstag. Und Kristal weinte vor Glück.
Wie könnte man Gott beweisen außer mit Liebe? Ein Leben lang träumt Kristal davon, ein Leben lang liebt er Gott und will nachholen, was ihm versagt blieb. Und dann erfüllt sich Gottes Liebe an ihm. Kristal feiert am 113. Geburtstag den, dem er vertraut: den ewigen Gott, Schöpfer Himmels und der Erde. Nichts konnte ihn von Gott trennen. Sein Leben lang. Der frühe Tod der Mutter nicht. Der Tod seiner ersten Familie nicht, die im Dritten Reich ermordet wird von Nationalsozialisten. In allem Zorn und in aller Trauer sagte er sich womöglich, was vielen oft geholfen hat: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal … du bist bei mir. Und dann, im Alter von 113 Jahren, kommt dieser große Gott in Kristals kleines Zimmer. Beide, stelle ich mir vor, zeigen sich ihre Liebe zueinander. Wenn das kein Gottesbeweis ist. Und wenn es nur ein winziger ist. Es gibt so viele Stunden der Liebe auf der Welt. Trotz allem. Auch bei Ihnen, bei mir. Man müsste sie noch mal aufspüren, diese Momente der Liebe. Sie sich alle vor Augen führen. Wie da plötzlich ein Licht kam ins finstre Tal. Wie ein Mensch da war, mit dem wir nie gerechnet hätten. Wie überhaupt das Gute da war, das doch nie zu berechnen ist. Und, wie all die kleinen Stunden der Liebe zusammen genommen, ein großes Bild ergeben: Gott beweisen sich die, die lieben.
Es gilt das gesprochene Wort.